Die neue Motivation – Was dein Gehirn wirklich will und braucht (und wie du es bekommst)
Was Motivation heute wirklich antreibt – und warum „Hintern zusammenkneifen“ und “Zuckerbrot und Peitsche” heute keine Strategien mehr sind. Denn neurobiologische Forschungen zeigen: Motivation entsteht nicht durch Druck, sondern durch Fortschritt, Autonomie, Verbindung – und eine kluge Dosis Dopamin. Ein Artikel für alle, die verstehen wollen, wie echter Antrieb wirklich funktioniert.
Wir haben’s alle schon gehört: „Du musst dich nur motivieren!“ Klingt einfach. Ist es aber nicht. Denn Motivation lässt sich weder anordnen noch erzwingen. Sie ist kein Muskel, den man nach Belieben anspannen kann. Motivation ist ein komplexes Zusammenspiel aus Psychologie, Biochemie und – Überraschung! – dem sozialen Nervensystem. In den letzten Jahren hat die neurowissenschaftliche Forschung völlig neue Perspektiven geliefert: Weg von der Karotte-vor-der-Nase-Logik, hin zu einem tieferen Verständnis, wie Motivation wirklich entsteht – und warum sie bei jedem anders funktioniert.

Neurobiologie, Selbstwirksamkeit und Motivationstypen: Die verschiedenen Facetten menschlicher Motivation: darunter Fortschritt, Suche, Reflexion und Dynamik.
Dopamin: Der Neurotransmitter des Fortschritts, nicht der Belohnung
Viele glauben, Dopamin sei der „Glücksbotenstoff“. Aber das stimmt nur halb. Tatsächlich feuert unser Gehirn Dopamin nämlich gar nicht bei der Belohnung, sondern beim Erkennen von Fortschritt und Neu Gelerntem ab. Heißt: Wir werden motiviert durch Bewegung in Richtung eines Zieles, durch gemeisterte Herausforderung, durch das Gefühl, etwas Neues gelernt und geschafft zu haben, etwas Schwieriges gemeistert zu haben. Und gar nicht mal durch das Ziel selbst. Vielleicht waren wir also in all den vielen letzten Jahren und Jahrzehnten mit unseren Bonus- und Prämiensystemen, unseren Provisionsmodellen in Unternehmen als Anreiz und “Motivationstool” völlig auf dem Holzweg.
Was heißt das in der Praxis?
Zerlege große Projekte in Mini-Missionen
Tracke Erfolge sichtbar (z. B. Checklisten, Tracker, Balken)
Belohne nicht das Ziel, sondern den Fortschritt dahin
Emotionale Grundsysteme: Warum Neugier, Fürsorge und Angst unterschiedlich treiben
Nach Jaak Panksepp basieren unsere Reaktionen auf sieben primären emotionalen Systemen im Gehirn – darunter SEEKING (Neugier), CARE (Fürsorge), FEAR (Angst) oder RAGE (Wut). Je nachdem, welches dieser Systeme bei dir stärker ausgeprägt ist, funktioniert Motivation anders.
Was heißt das in der Praxis?
SEEKING-Typen lieben Neues, brauchen kreative Herausforderungen.
Sie brauchen kein Ziel, sie brauchen ein Abenteuer.
CARE-Typen blühen auf, wenn sie für andere Verantwortung tragen.
Wenn sie sich gebraucht fühlen, wachsen sie über sich hinaus.
FEAR-Typen brauchen Sicherheit und Klarheit, nicht Chaos und Risiko.
Gib ihnen Sicherheit – und sie bringen Struktur in jede Unsicherheit.
RAGE-Typen brauchen immer etwas, wofür sie kämpfen können.
Lass sie kämpfen – aber bitte für etwas Sinnvolles.
LUST-Typen brauchen Freude und Spaß, sie sind die genussorientierten Erleber:innen
Wenn es sich gut anfühlt, machen sie mehr davon – ganz automatisch.
PLAY-Typen sind die leichten, verspielten, humorvollen Macher:innen
Wenn’s spielerisch wird, gehen sie voll auf – und über sich hinaus.
PANIC/GRIEF-Typen sind die bindungs- und verlustsensiblen Herzmenschen
Wenn sie sich verbunden fühlen, schenken sie dir ihr ganzes Herz.
Diese Systeme wirken oft kombiniert – manchmal SEEKING + CARE, oder PLAY + RAGE. Sie können situativ aktiv sein – je nach Kontext, Lebensphase oder Herausforderung. Wer Motivation fördern will – bei sich oder anderen – muss erst mal überhaupt wissen, welches emotionale System gerade (bei ihm/ihr) und/oder dem Gegenüber dominiert. Motivation ist also kein One-size-fits-all und funktioniert nicht mit dem Gießkannenprinzip.
Das SCARF-Modell: Soziale Faktoren als Motivationsbooster
Der Neuroforscher David Rock hat herausgefunden, dass unser Gehirn soziale Situationen wie echte Bedrohungen oder Belohnungen behandelt. Daraus ergibt sich das SCARF-Modell – fünf zentrale Trigger, die Motivation blockieren oder aktivieren:
Status: Anerkennung statt Herabwürdigung
Certainty: Klarheit statt Chaos
Autonomy: Wahlfreiheit statt Zwang
Relatedness: Zugehörigkeit statt Isolation
Fairness: Gerechtigkeit statt Willkür
Was heißt das in der Praxis?
In Teams: mehr Mitbestimmung, transparente Kommunikation, kleine Erfolge feiern
Bei sich selbst: Strukturen schaffen, die Wahlmöglichkeiten und Kontrolle bieten
Selbstwirksamkeit: Der unterschätzte Super-Treibstoff
Die Psychologie zeigt: Menschen sind dann hochmotiviert, wenn sie das Gefühl haben, etwas bewirken zu können. Dieses Gefühl nennt man Selbstwirksamkeit – und es ist stärker als jedes extrinsische Belohnungssystem.
Was heißt das in der Praxis?
Kleine, selbstgewählte Aufgaben mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit
Rückschau: Was habe ich schon geschafft? Was war mein Anteil daran?
Perspektivwechsel: Von „Ich muss“ zu „Ich kann“
Fazit: Motivation ist kein Mantra und keine Karotte – sondern ein System
Was motiviert, ist nicht Disziplin, Druck oder Durchhalten. Es sind: Sinnvolle Ziele, erkennbare Fortschritte, soziale Eingebundenheit und ein Gehirn, das verstanden wird. Die moderne Motivationsforschung bietet uns keine einfachen Rezepte. Aber sie gibt uns etwas Besseres: echte Hebel. Und genau die sollten wir kennen – ob in Schule, Job, Therapie oder Führung. Denn: Wer Motivation gar nicht erst versteht, fordert sie dort ein, wo sie auch nicht entstehen kann.
Themen: Dopamin Motivation, Fortschritt und Motivation, neurobiologische Motivation, emotionale Grundsysteme, Motivationstypen, Motivation durch Neugier, SCARF-Modell, soziale Motivation, neurobiologische Motivation am Arbeitsplatz, Selbstwirksamkeit, intrinsische Motivation stärken, Motivation durch Kontrolle
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin, Creative Mind, Entdeckerin, Ausprobiererin, Herausfinderin und Storytelling-Profi. Ihr Background: Gründerin, Unternehmerin, Journalistin und Autorin. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
Henriette Frädrich als Keynote-Speakerin
für Ihre Veranstaltung anfragen?
Mehr zum Thema “Motivation”
Wir haben’s alle schon zig fach gehört: „Du musst dich nur motivieren!“ Klingt einfach. Ist es aber nicht. Was Motivation heute wirklich antreibt – und warum „Hintern zusammenkneifen“ oder “Zuckerbrot und Peitsche” keine Strategien mehr sind. Denn aktuelle neurobiologische Forschungen zeigen: Motivation entsteht nicht durch Druck, sondern durch Fortschritt, Autonomie, Verbindung – und eine kluge Dosis Dopamin. Ein Artikel für alle, die verstehen wollen, wie echter Antrieb im 21. Jahrhundert wirklich funktioniert.
Wie hat sich eigentlich unsere Motivation im Laufe der Geschichte verändert? Motivation ist kein universeller Zustand, sondern spiegelt jeweilige Weltbilder, Werte und Machtstrukturen. Früher war sie eher kollektivistisch und pflichtorientiert, heute individualistisch und sinngetrieben – aber oft auch überfordert, fragmentiert und dopamin-abhängig. Vom Himmelreich zur Selbstoptimierung: Dieser Artikel zeigt, wie sich das, was uns antreibt – von Tugend bis TikTok – über Jahrhunderte gewandelt hat.
Es gibt so Begriffe, die fliegen einem plötzlich um die Ohren, als hätte jemand im Business-Buzzword-Labor ein neues Trend-Elixier gebraut. "Psychologische Sicherheit" ist so ein Begriff. Klingt erst mal ziemlich gut, oder? Ein bisschen nach warmem Kakao in der Chef:innenetage, nach Sicherheitsgurt für das fragile Ego. Aber Moment mal – hatten wir das nicht alles schon mal? War da nicht gerade noch die Rede von "Fehlerkultur"?
Willkommen in der Falle von Plotz’s Law: Eine ungewöhnliche Perspektive auf Zeit und Prioritäten. Denn: Wenn du dir nicht vorstellen kannst, eine Entscheidung auch für morgen mit einem klaren “Ja” zu treffen, solltest du sie auch nicht für die ferne Zukunft zusagen. Klingt brutal? Ist es aber nicht. Es ist ein Akt der Selbstfürsorge.
Veränderung versus Wachstum: Der “klassische Erfolg” hat ein Imageproblem. Das Mantra „mehr, mehr, mehr“ hat uns nicht nur in eine Klimakrise, sondern auch in eine echte Identitätskrise katapultiert. Vielleicht ist es daher an der Zeit, Erfolg anders zu definieren. Nicht als ewiges Wachstum, sondern als mutige Anpassung an das, was ist.
Du sitzt vor einer Aufgabe, hast gefühlt unendlich Zeit und trotzdem ziehst du sie wie einen alten Kaugummi in die Länge. Und dann gibt es diese anderen Momente, in denen dir der Abgabetermin förmlich ins Gesicht springt und du plötzlich übermenschliche Produktivität entwickelst. Willkommen im Universum des Parkinson’schen Gesetz. Arbeit dehnt sich genau in dem Maße aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.
Hast du schon mal das Gleichnis von den Krabben gehört? Es geht ungefähr so: Ein Fischer fängt Krabben und wirft sie in einen offenen Korb. Dabei macht er keinen Deckel darauf. Jetzt könnte man denken, hm, das ist doch ziemlich blöd, denn dann krabbeln ja alle mühsam gefangenen Krabben direkt wieder raus und die ganze Arbeit war umsonst. Warum macht der Fischer also trotzdem keinen Deckeln drauf?
Das kann echt frustrierend sein – du bist total motiviert, bereit loszulegen, und dann stehst du da mit deinen Kolleg:innen, die irgendwie auf der Bremse stehen. Da hast du gleich zwei Herausforderungen: Erstens, deine eigene Motivation aufrechtzuerhalten und zweitens, den Widerstand der anderen zu verstehen und vielleicht sogar ein bisschen aufzulösen.
Das ist die ewige Frage, oder? Perfektionismus kann ein echter Motivations-Killer sein. Perfektion schafft Aggression! Und: Perfektionsstreben ist auch oft nur eine lahme Ausrede, um gar nicht erst ins Handeln zu kommen.), weil du immer das Gefühl hast, es ist nie „gut genug“. Aber wenn du auf Fortschritt setzt – selbst wenn er nicht perfekt ist – dann kommst du Stück für Stück weiter.
Wie vermeide ich, To Do's immer wegzudrängen und nicht immer auf den letzten Drücker zu erledigen? Ach ja, das gute alte Aufschieben (neudeutsch: Prokrastinieren) – ich kenne es, du kennst es, wir alle kennen es. Der Trick, um es zu vermeiden, liegt weniger darin, härter oder strenger zu sich zu sein, sondern schlauer mit seinen Aufgaben umzugehen.
Andere zu motivieren ist oft gar nicht so schwer, wie es sich anhört – der Trick ist, dass echte Motivation nicht von außen kommt, sondern von innen. Du kannst also nicht einfach jemanden „anschalten“, aber du kannst ein Umfeld schaffen, in dem Menschen sich motiviert fühlen.
Der Schlüssel, um aus Rückschlägen Motivation zu schöpfen, ist eigentlich total paradox: Du musst erst mal akzeptieren, dass Rückschläge dazugehören – und zwar immer. Kein Mensch geht den ganzen Weg ohne Stolpern.
Wenn wir Dinge verändern oder vorantreiben möchten, vor allem innerhalb von Unternehmen, wenn wir Innovationen schaffen, kreieren oder auf den Weg bringen möchten, brauchen wir Vieles: Kreativität, Motivation, Lern- und Veränderungsbereitschaft, Durchhaltevermögen, Willen, eine Vision. Was wir aber auch brauchen, das ist ein, gerade in Deutschland, ziemlich verpöntes Ding: Stolz.
Die berühmt berüchtige Komfortzone. Wir kennen sie alle. Da ist alles drin, was wir kennen, gut können und was gemütlich, bequem und so wenig anstrengend wie möglich ist. Und ja, wir wissen, wir sollten da raus, wenn wir wachsen wollen. Aber: Manchmal ist es gut, einfach auch mal drin zu bleiben.
Eigentlich ticken wir doch alle gleich und eigentlich ist doch alles ziemlich einfach: Wir wollen bei dem, was wir tun, Spaß haben, Wertschätzung und Anerkennung bekommen und uns in unserem Arbeits- und Lebensumfeld sicher fühlen, damit wir uns frei entfalten können. An dieser Stelle könnte der Text über “Mitarbeiter:innen-Motivation” auch eigentlich schon beendet sein.
In unserer modernen, schnelllebigen und dynamischen Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts ist die Motivation der Mitarbeiter:innen ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Tatsächlich ist sie heute wichtiger denn je, nachfolgend fünf Gründe: