Schrumpf die Zeit! Warum Prokrastination & Shrinking Deadlines deine neuen Superkräfte sind

Parkinson's Law: Warum wir immer genau so viel Zeit haben, wie wir brauchen. Du kennst das bestimmt: Du sitzt vor einer Aufgabe, hast gefühlt unendlich Zeit und trotzdem — oder gerade deswegen — ziehst du sie wie einen alten Kaugummi in die Länge. Und dann gibt es diese anderen Momente, in denen dir der Abgabetermin förmlich ins Gesicht springt und du plötzlich übermenschliche Produktivität entwickelst. Willkommen im Universum des Parkinson’schen Gesetzes (siehe auch weiter unten in der Randnotiz).

Dieses “Gesetz” besagt: Arbeit dehnt sich genau in dem Maße aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.

Heißt: Gib mir drei Stunden Zeit, eine E-Mail zu schreiben, und ich werde drei Stunden damit verbringen, die perfekte Anrede zu finden. Gib mir zehn Minuten, und ich bin plötzlich ein Schreibgenie.

Wenn das wirklich so ist, was heißt das aber nun für uns? Und wie können wir diesen Effekt vielleicht sogar für uns nutzen?

Wir verschwenden sehr oft unsere wertvolle Zeit

Dieses Gesetz erklärt nicht nur, warum wir immer kurz vor knapp die besten Ideen haben. Es zeigt auch, wie oft wir unsere Zeit verschwenden. Die Ironie und das Paradox: Wir verschwenden unsere Zeit, indem wir uns für Aufgaben zu viel Zeit geben.

  • Meetings: Warum dauern Meetings oft eine Stunde? Weil sie so angesetzt wurden. Würde man sie auf 30 Minuten begrenzen, wären alle plötzlich viel effizienter. Stattdessen: Endlose Diskussionen über… eigentlich nichts. Einfach nur, weil man viel Zeit dafür eingeplant hat. Wertvolle Zeit, die für “echte Arbeit”, wertvolle deep work, genutzt werden könnte.

  • Hausarbeiten: Ob du nun 90 Tage für deine Abschlussarbeit hast oder 30 Tage: Du wirst sie immer erst in den letzten Tagen fertigstellen. Isso, oder?


Der Punkt ist: Wir neigen dazu, Zeit wie ein gummiartiges Wesen zu behandeln, das man ewig dehnen kann. Aber was passiert, wenn wir den Gummi zurückschnappen lassen?

Prokrastination: Dein versteckter Superheld

Vielleicht ist Prokrastination – also das Aufschieben einer Aufgabe – gar nicht so schlimm und schrecklich, wie ihr Ruf. Wenn wir doch sowieso erst auf den letzten Drücker loslegen, warum nicht gleich bewusst weniger Zeit einplanen?

Beispiel: Du musst einen Bericht schreiben. Normalerweise würdest du dafür eine Woche blocken. Aber was passiert, wenn du dir einfach nur zwei Stunden Zeit gibst? Plötzlich denkst du schneller, entscheidest pragmatischer, bist fokussierter und konzentrierter, ballerst das Ding ohne Ablenkung einfach knallhart durch - und bist am Ende fertig, bevor du dich in unendlichen Details verlierst.

Wie du Parkinson’s Law für dich nutzen kannst

  1. Setze dir kürzere Deadlines: Sag dir selbst: „Das mache ich bis heute 15:00 Uhr.“ Und nicht: „Diese Woche irgendwann.“ Setz dich selbst ein wenig unter Druck - und spare damit wertvolle Zeit. (Wir wollen ja keinen Burnout.)

  2. Timeboxing: Teile deinen Tag in feste Zeitblöcke ein. 30 Minuten für E-Mails, 1 Stunde für die Präsentation, 15 Minuten für Social Media… Und halte dich daran.

  3. Die 2-Minuten-Regel: Alles, was weniger als zwei Minuten dauert, erledigst du sofort. Warum? Weil du sonst drei Stunden überlegst, ob du es jetzt machen sollst.

  4. Probiere „Shrinking Deadlines“: Schätze, wie lange du für eine Aufgabe brauchst, und halbiere die Zeit. Spoiler: Es wird trotzdem klappen. Und zwar richtig gut. Und viel fokussierter und effizienter.

Die überraschende Wissenschaft dahinter

Aber warum funktioniert das? Unser Gehirn will und muss immer Energie sparen. Wenn wir viel Zeit haben, plant es alles gaaaaaanz gemütlich und ausufernd. Aber wenn wir wenig Zeit haben, schaltet unser Kopf in den Notfallmodus: Fokus, Effizienz, zack zack. Wissenschaftler:innen nennen das „Hyperfokus“ oder auch Flow-Zustand. Das erklärt, warum wir unter Druck oft sogar brillanter arbeiten.

Schrumpf. Deine. Zeit.

Wenn du das nächste Mal merkst, dass eine Aufgabe sich überproportional in die Länge zieht, frag dich: Habe ich wirklich so viel Zeit? Oder lasse ich einfach nur den Kaugummi ausrollen?

Setz dir kürzere Deadlines, probier Prokrastination als Turbo-Antrieb und sei mutig, Meetings auf 20 Minuten zu schrumpfen. Dein Tag hat immer noch 24 Stunden. Aber was du mit ihnen machst, ist deine Entscheidung.

*Randnotiz:

Das „Parkinson’s Law“ geht auf Cyril Northcote Parkinson (1909–1993) zurück. Er war ein britischer Historiker und Schriftsteller. Er war nicht nur ein angesehener Experte für Marinegeschichte, sondern auch ein scharfsinniger Beobachter von Bürokratie und Management.

1955 veröffentlichte Parkinson einen satirischen Essay im Magazin The Economist, in dem er das nach ihm benannte Gesetz erstmals formulierte. Ursprünglich wollte er humorvoll auf die Ineffizienz und den Selbstzweck von Bürokratien hinweisen: Je mehr Zeit und Ressourcen zur Verfügung stehen, desto mehr werden auch verbraucht – unabhängig davon, wie notwendig das wirklich das ist. Seine Beobachtung war so präzise und universell, dass sie weit über die Bürokratie hinaus Bedeutung fand.

In seinen Schriften zeigte Parkinson mit bissigem Humor auf, wie Menschen ihre Arbeit oft so gestalten, dass sie immer die verfügbare Zeit ausfüllt – ein Effekt, den wir heute in fast allen Lebensbereichen erkennen können.

Und vielleicht stellt das auch einmal mehr Fragen in Richtung: Ist 9 to 5 wirklich effizient? Und: Nur, weil jemand viel Zeit für etwas benötigt, oder viel Zeit im Büro verbringt (#homeoffice #anwesenheitspflicht) sagt das noch lange nichts über die Effizienz und Qualität der Arbeit aus.

Parkinson´s Law

Über die Autorin:

Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.

Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.

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