Symbiotic Work: Wie Teams aus Menschen und KI-Agenten die Arbeit der Zukunft prägen
„Die nächste Generation von Managern wird ein Team aus Menschen und KI-Agenten leiten.“ Diesen Satz sagte Siemens-Chef Roland Busch auf der Hannover Messe 2025. Ich hab ihn mir sofort notiert. Nicht, weil er ein nettes Zitat ist – sondern weil er eine tektonische Verschiebung beschreibt. Eine, die weit über Technologie hinausgeht. Eine, die unsere Vorstellung von Arbeit, Führung und Zusammenarbeit fundamental verändert.
Wir sind nicht mehr nur in der Ära von „New Work“. Wir sind in einer neuen Epoche der Zusammenarbeit: Symbiotic Work. Ein Miteinander zwischen Menschen und Maschinen. Zwischen Intuition und Berechnung. Zwischen Emotion und Algorithmus. Und das wirft viele Fragen auf – spannende, notwendige, unbequeme Fragen.
„Die nächste Generation von Managern wird ein Team aus Menschen und KI-Agenten leiten.“
Diesen Satz sagte Siemens-Chef Roland Busch auf der Hannover Messe 2025. Ich hab ihn mir sofort notiert. Nicht, weil er ein nettes Zitat ist – sondern weil er eine tektonische Verschiebung beschreibt. Eine, die weit über Technologie hinausgeht. Eine, die unsere Vorstellung von Arbeit, Führung und Zusammenarbeit fundamental verändert.
Warum Roland Buschs Aussage aufhorchen lässt
Wir sind nicht mehr nur in der Ära von „New Work“. Wir sind in einer neuen Epoche der Zusammenarbeit: Symbiotic Work. Ein Miteinander zwischen Menschen und Maschinen. Zwischen Intuition und Berechnung. Zwischen Emotion und Algorithmus. Und das wirft viele Fragen auf – spannende, notwendige, unbequeme Fragen.
Roland Buschs Aussage bohrt genau in die spannenden Zukunftsfragen rein. Sie ist ein echter Gamechanger – weil sie nicht nur ein technisches Upgrade andeutet, sondern ein kulturelles, ein emotionales, ein strukturelles. Kurz: Da geht’s ans Eingemachte.
KI und Arbeit. KI in Unternehmen. Zusammenarbeit Mensch KI. Führung im KI-Zeitalter.
KI-Agenten im Team. Zukunft der Arbeit.
Was die Zusammenarbeit mit KI-Agenten für Unternehmen bedeutet:
Was heißt das für Teams, Unternehmen und Führungskräfte?
Teams werden hybrider. Nicht nur in dem Sinne, dass sie teils im Büro, teils remote arbeiten – sondern im wörtlichen Sinne: Sie bestehen aus Menschen und künstlichen Intelligenzen. Der Begriff „Kolleg:in“ bekommt ein Update. Der Tisch im Meetingraum wird voller – aber nicht mit Körpern, sondern mit Denkmaschinen.
Für Unternehmen bedeutet das: Eine neue Ära der Organisation. Prozesse werden sich drastisch verändern. Entscheidungen werden von neuen Instanzen vorbereitet. Und Führungskräfte? Sie müssen lernen, nicht nur Menschen zu führen, sondern auch Maschinen zu „managen“. Nicht technisch, sondern strategisch, ethisch, kommunikativ.
Führung im KI-Zeitalter: Menschlichkeit trifft Maschine:
Wie geht Führung, Arbeit und Teamwork im KI-Zeitalter?
Führung im KI-Zeitalter heißt: Kontext geben, Verantwortung klären, Menschlichkeit bewahren.
Während KI-Agenten Daten analysieren, Vorschläge machen, Prozesse beschleunigen, braucht es menschliche Führung mehr denn je – als ethische Instanz, als empathische Kraft, als strategische Lotsin.
Teamwork im KI-Zeitalter heißt: gemeinsam mit einer KI zu arbeiten, ohne sich ersetzt zu fühlen. Das erfordert neue Rollenverständnisse – und eine Portion Demut: Denn die KI weiß manches besser. Aber sie fühlt nichts. Sie versteht nicht im eigentlichen Sinne. Sie lernt – aber nicht aus Leben, nur aus Daten.
Arbeit wird damit fluider, schneller, präziser – aber auch komplexer. Die große Frage: Wie schaffen wir Räume, in denen Menschen sich weiter als wertvoll empfinden, obwohl Maschinen produktiver scheinen?
Der neue Arbeitsalltag mit KI: So könnte er aussehen
Ein typischer Tag in einem KI-unterstützten Team könnte so aussehen:
Du startest den Morgen mit deinem KI-Agenten, der dir über Nacht die wichtigsten Marktentwicklungen, Projektfortschritte und potenzielle Risiken analysiert hat.
Du briefst die KI über Prioritäten, Stimmungen im Team und Kundenbedürfnisse – die sie in ihre Entscheidungsmodelle einbezieht.
Im Meeting liefert die KI in Echtzeit Recherchen, Datenvisualisierungen und kreative Impulse.
Nach dem Call fasst sie automatisch zusammen, identifiziert To-dos und erstellt erste Lösungsvorschläge – lernend aus dem Tonfall und der Sprache der Beteiligten.
Du diskutierst mit ihr mögliche Vorgehensweisen – und entscheidest am Ende: menschlich, intuitiv, verantwortlich.
So könnte das klingen. So könnte es bald Realität sein.
KI und Teamarbeit. Skills im KI-Zeitalter. Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz. KI-gestützte Führung. New Work und KI. Arbeit der Zukunft. Mensch-Maschine-Zusammenarbeit. Digitale Transformation. Führungskräfte und KI. KI-Tools im Unternehmen.
Diese Tools nutzen Teams und Führungskräfte im KI-Zeitalter
Die Tool-Landschaft wächst explosionsartig. Schon heute arbeiten viele mit:
KI-Assistenzsystemen wie ChatGPT, CoPilot oder Jasper, die Texte, E-Mails, Präsentationen oder Ideen entwickeln.
Entscheidungsunterstützenden Systemen, die Daten analysieren, Szenarien simulieren und Handlungsempfehlungen aussprechen.
Stimmungs- und Teamdynamik-Analysetools, die Kommunikationsmuster in Teams erkennen.
Automatisierungstools für Standardprozesse, Projektmanagement und Kundenservice.
Avatare oder Agenten, die Meetings vorbereiten, moderieren oder nachbereiten.
Aber der entscheidende Punkt bleibt: Tools sind Werkzeuge. Es kommt darauf an, wie wir sie nutzen – und wofür.
Neue Kompetenzen: Welche Skills jetzt wichtig sind:
Welche Skills brauchen Teams im KI-Zeitalter?
Teams brauchen mehr denn je:
Kooperationsfähigkeit – mit Maschinen. Wie formuliere ich gute Prompts? Wie verstehe ich KI-Vorschläge – und wann widerspreche ich?
Digitale Souveränität. Nicht alles glauben, was die KI sagt. Hinterfragen, überprüfen, interpretieren.
Kreativität & Problemlösung. KI denkt in Mustern – Menschen denken quer.
Verantwortungsbewusstsein. Entscheidungen treffen heißt: Verantwortung übernehmen. Auch wenn die KI mitgerechnet hat.
Kommunikation & Empathie. Maschinen können simulieren – aber echte Verbindung entsteht nur zwischen Menschen.
Und Führungskräfte? Welche Skills brauchen sie?
Führungskräfte müssen sich neu erfinden. Sie brauchen:
Tech Literacy – aber mit Haltung. Verstehen, wie KI funktioniert – und wie sie wirkt.
Ethik-Kompetenz. Entscheidungen müssen transparent, nachvollziehbar und fair bleiben.
Change-Kompetenz. Teams durch die Transformation führen, Ängste auffangen, Chancen sichtbar machen.
Coach statt Chef. Orientierung geben, nicht Kontrolle. Vertrauen fördern, nicht Druck.
Kollaboration auf Augenhöhe – auch mit KI. KI als Sparringspartner, nicht als Untergebene.
Von „New Work“ zu „Symbiotic Work“ – ein Epochenwechsel
Wenn „New Work“ nicht mehr reicht – wie nennen wir das nächste Kapitel der Arbeit? Vielleicht „Next Work“? New Work war die Antwort auf Sinnsuche, Flexibilität, Selbstbestimmung.
Jetzt braucht es ein neues Wort. Vielleicht:
Symbiotic Work – weil es um ein Zusammenspiel geht.
Augmented Work – weil unsere Fähigkeiten erweitert werden.
True Work – weil die Maschinen uns die Oberfläche abnehmen, damit wir zum Wesentlichen kommen.
Oder vielleicht… brauchen wir gar kein neues Label. Vielleicht müssen wir einfach nur verstehen: Arbeit verändert sich ständig. Und diese Veränderung ist gerade besonders tiefgreifend.
Vor- und Nachteile des Mensch-KI-Duos
Vorteile:
Schnellere, datenbasierte Entscheidungen
Entlastung von Routinearbeiten
Neue Perspektiven durch maschinelles Lernen
Personalisiertere Kommunikation
Höhere Produktivität – bei richtiger Anwendung
Nachteile:
Entfremdung, wenn der Mensch sich als „zweitrangig“ empfindet
Intransparente Entscheidungsprozesse
Ethikfragen: Wer ist verantwortlich? Wer entscheidet final?
Gefahr von „Mensch-Maschine-Schieflagen“ – wenn entweder zu viel oder zu wenig KI-Vertrauen herrscht
Verlust von Sinn, wenn Arbeit sich nur noch effizient anfühlt
Fazit: Viele Fragen – und die Chance, Zukunft aktiv zu gestalten
Und jetzt? Was tun mit all dem?
Wir stehen am Anfang einer neuen Kooperationsform. Nicht zwischen Ländern. Nicht zwischen Generationen. Sondern zwischen Bewusstsein und Algorithmus.
Wenn wir es richtig machen, kann diese Zusammenarbeit unser Denken erweitern, unsere Arbeit menschlicher machen – gerade weil Maschinen uns unterstützen.
Aber dafür braucht es Klarheit. Mut. Und ein echtes Interesse an der Frage:
Was ist Arbeit eigentlich – wenn Maschinen mitarbeiten?
Wenn du diesen Wandel nicht nur beobachten, sondern aktiv gestalten willst, brauchst du keine Angst vor der Zukunft.
Du brauchst Lust auf Veränderung. Und ein gutes Team – aus Menschen, Maschinen und Möglichmacher:innen.
Weitere Fragen, die ich mir in diesem Zusammenhang stelle:
Zusammenarbeit Mensch–KI:
Wie verändert sich das Vertrauen im Team, wenn „Kolleg:innen“ keine Menschen mehr sind, sondern KI-Agenten?
Wie wird Transparenz und Nachvollziehbarkeit sichergestellt, wenn Entscheidungen (teilweise) von KI getroffen oder vorgeschlagen werden?
Wie kommuniziert man mit einem KI-Agenten im Alltag? Spricht man mit ihm? Chattet man? Braucht er ein Interface mit Persönlichkeit?
Wer übernimmt Verantwortung, wenn eine KI eine Fehlentscheidung trifft?
Haltung, Ethik und Kultur:
Was bedeutet Führung überhaupt, wenn manche Aufgaben delegiert werden – nicht an Menschen, sondern an KI?
Was passiert mit der Unternehmenskultur, wenn immer mehr Prozesse automatisiert und KI-gestützt werden?
Wie stellen wir sicher, dass KI nicht bestehende Vorurteile und Diskriminierungen im Unternehmen verstärkt?
Wie viel Autonomie bekommt ein KI-Agent? Und: Wollen wir, dass er auch mitfühlt oder reicht es, wenn er nur versteht?
Effizienz, Produktivität und Kreativität:
Wie kann KI Menschen entlasten, damit mehr Raum für Kreativität, Strategie und Empathie bleibt?
Gibt es das Risiko, dass wir durch KI in eine Überoptimierung geraten – alles effizient, aber nichts mehr menschlich?
Wie verändert sich Innovationskraft, wenn KI Muster erkennt, aber Menschen disruptiv denken?
Rolle der Mitarbeitenden:
Was macht ein:e Projektmanager:in, wenn viele Aufgaben von KI erledigt werden – wie verändert sich der Jobinhalt?
Wie können Mitarbeitende lernen, mit einer KI zusammenzuarbeiten, ohne sich überflüssig zu fühlen?
Wie können Unternehmen sicherstellen, dass die emotionale Intelligenz nicht auf der Strecke bleibt?
Einführung im Unternehmen:
Wie können Führungskräfte Ängste abbauen und eine positive Haltung gegenüber KI fördern?
Wie gelingt ein gutes Onboarding für KI-Agenten – also nicht technisch, sondern zwischenmenschlich?
Wie sieht ein typisches „Mensch-KI-Kickoff-Meeting“ aus?
Strategische Ausrichtung:
Welche neuen Business-Modelle werden durch KI-Teams möglich?
Welche Branchen profitieren zuerst – und welche müssen besonders aufpassen?
Wie entwickelt sich Führung im Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Vertrauen?
Die Zukunft stellt uns gerade viele neue Fragen. Und es liegt an uns, ob wir ihnen ausweichen – oder sie nutzen, um die Arbeit von morgen bewusst zu gestalten. Die Richtung? Bestimmen wir selbst.
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Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin, Creative Mind, Entdeckerin, Ausprobiererin, Herausfinderin und Storytelling-Profi. Ihr Background: Gründerin, Unternehmerin, Journalistin und Autorin. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
Henriette Frädrich als Keynote-Speakerin
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Inspirationen für Offene, Mutige und Neugierige
Die Magie der Fragezeichen – Wie uns kluge Fragen retten, berühren und weiterbringen
Fragen sind magisch. Sie können mehr als Informationen abfragen. Sie können Räume öffnen. Horizonte verschieben. Herzen berühren. Systeme sprengen. Sie sind Schlüssel für Erkenntnis, Verbindung und Veränderung. Wer fragt, führt. Wer fragt, lernt. Und manchmal verliebt man sich sogar – dank einer guten Frage.
Wie würde eine Welt ohne Fragen aussehen? Klingt harmlos. Ist aber eigentlich die Apokalypse. Ohne Fragen wären wir völlig aufgeschmissen. Google? Nutzlos. ChatGPT? Ein wortkarges Murmeltier. „Hey Siri?“ – „…“ - geht nicht. Selbst die wichtigste aller Fragen – „Schatz, wo ist mein Handy?“ – wäre dahin. Ein Schicksal schlimmer als der Weltuntergang!
Entdecke die Kraft kluger Fragen: Wie First Principle Thinking, Innovation & Unternehmenskultur durch gutes Fragen neue Wege öffnen. Jetzt lesen!
Fragen sind magisch. Sie können mehr als Informationen abfragen. Sie können Räume öffnen. Horizonte verschieben. Herzen berühren. Systeme sprengen. Sie sind Schlüssel für Erkenntnis, Verbindung und Veränderung. Wer fragt, führt. Wer fragt, lernt. Und manchmal verliebt man sich sogar – dank einer guten Frage.
Das durfte ich letzte Woche in meinem Vortrag "Die Magie der Fragezeichen" für den BVMW mit rund 100 Unternehmer:innen und Führungskräften aus Osnabrück einmal mehr erleben. Ein Abend voller kluger Menschen, offener Gespräche und echter Denkmomente. Und ein Thema, das mich schon lange begleitet: die Kraft der Fragen.
Eine Welt ohne Fragen … ?
Wie würde eine Welt ohne Fragen aussehen? Klingt harmlos. Ist aber eigentlich die Apokalypse. Ohne Fragen wären wir völlig aufgeschmissen. Google? Nutzlos. ChatGPT? Ein wortkarges Murmeltier. „Hey Siri?“ – „…“ - geht nicht. Selbst die wichtigste aller Fragen – „Schatz, wo ist mein Handy?“ – wäre dahin. Ein Schicksal schlimmer als der Weltuntergang!
Und dann denken Sie mal weiter. Was wäre, wenn…? … sich die Gebrüder Wright nicht gefragt hätten, ob Menschen wirklich nicht fliegen können?
Warum eigentlich…? … hätte sich Thomas Edison denken können, aber nö, ohne die Frage hätte er (und wir!) einfach weiter im Dunkeln gesessen.
Muss das so bleiben…? … hätte sich Steve Jobs auch nicht gefragt. Und wir hätten heute noch Telefone, mit denen man – halt einfach nur telefonieren kann. Und ziemlich hässliche Computer.
Ohne Fragezeichen wäre alles so, wie es schon immer war. Menschen würden auf Pferden ins Büro reiten. Pizza würde ohne Käserand enden. Und der einzige Streamingdienst wäre der Wasserfall in der Natur.
Fragen wir heute alle viel zu wenig?
Wir leben in einer Welt voller Meinungen. Instant-Urteile. Schwarz-weißer Statements. Zu wenig Raum für "Ich weiß es nicht." Zu wenig Raum für "Was denkst du?"
Vielleicht sind wir süchtig nach Antworten geworden. Nach schnellen, klaren, einfachen Antworten.
„Gib mir die Lösung, aber bitte in 280 Zeichen.“
„Sag mir, wer gut ist und wer böse.“
Antworten sind bequem. Sie geben uns Sicherheit. Sie helfen uns, uns selbst zu verorten – in einer Welt, die immer komplizierter wird. Aber manchmal sind Antworten auch wie Zement. Sie verhärten. Sie machen unbeweglich. Und irgendwann hören wir auf zu fragen, weil wir glauben, schon alles zu wissen.
Es heißt nicht umsonst im berühmten Sesamstraßenlied: Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum - wer nicht fragt, bleibt dumm.
Vielleicht ist unsere Welt deshalb so laut, so zersplittert, so aggressiv. Weil zu viele Menschen zu viele Antworten haben – und zu wenige Fragen. Weil wir uns nicht mehr fragen: Warum denkt der oder die andere so? Weil wir uns nicht mehr fragen: Könnte ich mich irren? Weil wir uns nicht mehr fragen: Gibt es noch etwas, das ich nicht sehe?
Stellen Sie sich mal vor, wir würden es wieder tun. Wieder mehr tun. Denn Fragen, Fragen verbinden. Nicht, um Antworten aufzugeben. Sondern um sie zu erweitern. Nicht, um alles zu relativieren. Sondern um es wirklich zu verstehen. Nicht, um die Kontrolle zu verlieren. Sondern um neue Möglichkeiten zu entdecken.
Die Welt wird nicht besser durch die lauteste Antwort. Sie wird besser durch kluge Fragen. Fragen laden ein. Sie sind offen. Beweglich. Menschlich. Antworten sind oft wie Zement. Fest. Starr. Endgültig.
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Fragen haben schon immer unsere Welt verändert
„Was passiert, wenn ich diesen Apfel fallen lasse?“ (Isaac Newton → Gravitation)
„Was, wenn die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist?“ (Kopernikus/Galileo → Heliozentrisches Weltbild)
„Was, wenn winzige, unsichtbare Lebewesen Krankheiten verursachen?“ (Louis Pasteur → Mikrobiologie, Impfungen)
„Wie können wir Infektionen verhindern?“ (Florence Nightingale, 1850er – Revolutionierte Krankenpflege & Hygiene)
„Warum müssen wir immer Pferde benutzen?“ (Karl Benz → Auto)
„Kann ein Mensch fliegen?“ (Gebrüder Wright → Flugzeug)
„Kann DNA wirklich unsere gesamte Erbinformation speichern?“ (Rosalind Franklin, 1950er – Basis für die Entdeckung der DNA-Struktur)
„Muss man Nachrichten immer per Brief verschicken?“ (Samuel Morse → Telegraphie, später Internet)
„Können Bücher für alle zugänglich sein?“ (Johannes Gutenberg → Buchdruck)
„Warum kann ein Computer nicht mit Sprache gesteuert werden?“ (Grace Hopper, 1950er – Entwickelte die erste Programmiersprache COBOL)
„Können wir das Internet für alle zugänglich machen?“ (Radia Perlman, 1980er – Entwickelte das Spanning-Tree-Protokoll, das das Internet ermöglicht)
“Was, wenn man Organe transplantieren könnte?“ (Christiaan Barnard → Erste Herztransplantation)
First Principle Thinking: Fragen stellen wie Grant Achatz
Ein zentrales Element meines Vortrags war der Denkansatz des First Principle Thinking. Also: Dinge radikal hinterfragen. Bis auf den Grund zerlegen. Und ganz neu zusammensetzen.
Ein großartiges Beispiel dafür: Grant Achatz. Einer der innovativsten Köche der Welt. Sein Restaurant Alinea in Chicago ist kein Ort, an dem man einfach nur isst. Es ist eine Denkfabrik mit Löffeln. Eine beeindruckende Doku gibt es über ihn bei Netflix in der Serie “Chef´s Table” in der 2. Staffel.
Ein Koch, der nicht einfach nur Rezepte neu interpretiert, sondern das gesamte Konzept von Essen hinterfragt. Er verkörpert First Principle Thinking in einer Branche, die oft tief in Traditionen verwurzelt ist – und genau das macht ihn so spannend.
Achatz fragt: Muss Essen immer auf Tellern serviert werden? Nein. Bei ihm kommt es manchmal auf Duftkissen, aufhängbar, schwebend oder direkt auf dem Tisch. Er fragt: Was ist Geschmack eigentlich? Muss ein Dessert süß sein? Muss ein Gang aus festen Bestandteilen bestehen? Muss man ihn überhaupt essen – oder reicht es, ihn zu riechen?
Er dekonstruiert nicht nur Gerichte, sondern Erwartungen. Und das alles, nachdem er während seiner Krebserkrankung zeitweise seinen Geschmackssinn verlor – und trotzdem weiter kochte. Und dabei sogar noch besser und eine noch bessere Führungspersönlichkeit wurde.
Hinterfrage das Offensichtliche – Muss Essen immer auf einem Teller serviert werden?
Achatz hat sich gefragt: Warum servieren wir Essen eigentlich auf Tellern? Und weil es darauf keine zwingend logische Antwort gab, hat er Teller über Bord geworfen.
Er serviert Speisen auf aufgeblasenen Kissen, aus denen aromatisierte Luft entweicht.
Gäste müssen Süßspeisen direkt von der Tischdecke essen, die mit Schokolade und Früchten bemalt wird.
Er kreiert schwebende Zuckerballons, gefüllt mit Helium, die man erst einatmet und dann isst.
Und die Lektion für uns “Normalos”, den Mittelstand? Nur weil etwas immer so gemacht wurde, heißt das nicht, dass es richtig ist. Hinterfrage deine Prozesse, deine Produkte, deine Dienstleistungen, deine gesamte Branche.
Zerlege alles in seine Grundbestandteile – Was ist Geschmack eigentlich?
Achatz dachte nicht nur über Präsentation nach, sondern auch über das Wesen von Geschmack:
Warum muss ein Gericht aus festen Zutaten bestehen?
Muss ein Dessert wirklich süß sein?
Können Aromen schweben?
Seine Antworten führten dazu, dass er Gerichte schuf, die Geschmack nicht in Form von Zutaten, sondern in Form von Erfahrungen präsentieren.
Die Lektion für den Mittelstand: First Principle Thinking bedeutet, nicht nur das Endprodukt zu hinterfragen, sondern die einzelnen Bestandteile. Was ist das absolute Kernproblem oder die Kernfunktion deines Produkts oder deiner Dienstleistung – und gibt es radikal neue Wege, es zu lösen?
Mache die Kund:innen zum Teil der Erfahrung – Warum nur Essen servieren, wenn man Erlebnisse kreieren kann?
Achatz wollte nicht, dass Gäste nur konsumieren. Er wollte, dass sie interagieren. Er ließ Gäste ihr eigenes Essen mitgestalten.
Er schuf ein Erlebnis, bei dem Gäste ihre Erwartungen immer wieder hinterfragen mussten.
Er machte Essen zu einem emotionalen, spielerischen Moment.
Und die Lektion für den Mittelstand: Denke nicht nur in Produkten oder Dienstleistungen – denke in Erlebnissen! Kund:innen sind keine Abnehmer, sondern Teil einer Geschichte, die du ihnen erzählst.
Innoviere trotz Rückschlägen – Warum aufhören, wenn es schwierig wird?
Achatz wurde mit Zungenkrebs diagnostiziert – und verlor seinen Geschmackssinn. Ein Koch ohne Geschmack. Geht das? Doch statt aufzugeben, lernte er, Geschmack über Textur, Temperatur und Erinnerung zu fühlen und zu beschreiben. Also auch den Bereich Geschmack von Grund auf neu zu denken - und ihn in seine kleinsten Bestandteile zu zerlegen. Er musste essen neu denken, ohne selbst schmecken zu können – und schuf in dieser Zeit einige seiner kühnsten Innovationen. Und, ganz nebenbei, wurde er so auch ein besserer Chef udn Führungskraft durch Loslassen, Vertrauen und Teamwork!
Und die Lektion für den Mittelstand: Krisen können der beste Katalysator für Innovation sein. Wenn die Umstände dich zwingen, neu zu denken – nutze das!
Sei bereit, Deine eigene Expertise zu verlernen – Warum nicht ganz anders denken?
Achatz war ein Spitzenkoch in klassischen Sternerestaurants. Er hätte ein weiteres perfektes Fine-Dining-Lokal eröffnen können. Aber stattdessen sagte er: „Ich will nicht einfach gut kochen. Ich will Essen neu denken.“ Und so stellte er ALLES infrage:
Warum gibt es ein traditionelles Menü mit Vor-, Haupt- und Nachspeise?
Warum sollte ein Gast nicht mit dem Dessert beginnen?
Warum gibt es keine Überraschung im Essen?
Die Lektion für den Mittelstand: Expert:innen sind oft Gefangene ihres Wissens. Je mehr Erfahrung man hat, desto schwieriger ist es, unvoreingenommen zu denken. Radikale Innovation erfordert Mut zum „Unlernen“.
Achatz´ Fragen sind nicht kulinarisch. Sie sind existenziell. Und vor allem: transformativ.
First Principle Thinking beginnt mit dem Mut zur radikalen Frage. - Warum machen wir das so? Und muss das so bleiben?
Zerlege Dein Geschäftsmodell in seine Grundbestandteile. - Was ist wirklich unser Kernprodukt? Was ist überflüssig?
Hinterfrage Deine eigene Expertise. Sind wir wirklich innovativ – oder nur effizient?
Mache den Kunden zum aktiven Teil Deines Produkts. - Wie können wir aus einem Angebot ein Erlebnis machen?
Wachse durch Herausforderungen. - Jede Krise zwingt Dich, Dein Unternehmen neu zu denken – nutze das!
Grant Achatz zeigt uns: Innovation bedeutet nicht, Bestehendes zu verbessern. Sondern es komplett neu zu denken. Und genau das ist - FIRST PRINCIPLE THINKING.
Und jetzt die Frage an Sie: Was ist IHR „Warum servieren wir Essen eigentlich auf Tellern?“ Welche Grundannahme in IHREM Unternehmen könnte über Bord geworfen werden – und etwas völlig Neues entstehen lassen?
Unverschämte Fragen für Ihr Unternehmen
Und vielleicht FRAGEN Sie sich ja gerade - ja, klingt ja alles schön und gut, aber ich weiß gar nicht, welche Fragen ich da überhaupt stellen soll … Wie soll ich denn da anfangen? Kein Problem, ich habe da ein paar Ideen für Sie mitgebracht! Magische FPT-Fragen für Ihr Unternehmen - here we go …
Strategie & Unternehmensführung
Wenn wir unser Unternehmen heute neu gründen würden – was würden wir ganz anders machen?
Welche Annahmen über unseren Markt haben wir nie hinterfragt?
Was würde unser schlimmster Konkurrent tun, um uns aus dem Geschäft zu drängen?
Welche Entscheidungen treffen wir aus Angst – und nicht aus Mut?
Was ist die eine Sache, die uns klein hält, obwohl wir groß sein könnten?
HR & Unternehmenskultur
Warum sollte jemand wirklich bei uns arbeiten wollen – außer wegen des Gehalts?
Was wäre, wenn wir unsere Stellenanzeigen so schreiben, dass sie Menschen Gänsehaut machen?
Wenn wir unser Unternehmen nach den Bedürfnissen der Mitarbeitenden gestalten würden – wie sähe es aus?
Wie würden wir führen, wenn niemand aus Pflicht, sondern aus Leidenschaft käme?
Wenn unsere besten Leute morgen kündigen – was hätten wir übersehen?
Marketing & Vertrieb
Warum kaufen unsere Kunden wirklich bei uns – und nicht nur wegen des Produkts?
Wenn unser Unternehmen ein Charakter in einem Film wäre – wer wären wir?
Was würde passieren, wenn wir keine Werbung mehr machen dürften – wie würden wir stattdessen Menschen für uns begeistern?
Wenn unser Produkt morgen kostenlos wäre – wie würden wir trotzdem Geld verdienen?
Was wäre, wenn wir unser teuerstes Produkt 10x so teuer machen – was müsste passieren, damit Kunden trotzdem kaufen?
Produktion & Lieferkette
Was wäre, wenn wir unseren gesamten Produktionsprozess neu denken müssten – was würden wir anders machen?
Wenn wir unsere CO₂-Bilanz halbieren müssten – was wäre unser erster Schritt?
Welche Engpässe akzeptieren wir als gegeben, die wir eigentlich lösen könnten?
Wie könnten wir unsere Produkte so verändern, dass sie unschlagbar nachhaltig werden?
Wenn wir unsere Prozesse mit den Augen eines Kindes betrachten – was würde als unnötig oder absurd erscheinen?
IT & Digitalisierung
Welche Prozesse in unserem Unternehmen sind unnötig kompliziert – und warum existieren sie noch?
Was wäre, wenn wir keine E-Mails mehr verschicken dürften – wie würden wir dann kommunizieren?
Was tun wir heute noch manuell, das eine KI übernehmen könnte?
Wie sicher sind unsere Daten – wirklich?
Wenn wir unsere IT-Strategie von Grund auf neu denken – welche Altlasten würden wir über Bord werfen?
Finanzen, Controlling & Buchhaltung
Welche Kosten betrachten wir als unvermeidbar – obwohl sie es nicht sind?
Wenn wir unseren Umsatz verdoppeln müssten – aber ohne zusätzliche Kosten – wie würden wir das tun?
Gibt es eine Einnahmequelle, die wir übersehen, weil wir nur in unseren Standardprodukten denken?
Wie würden wir kalkulieren, wenn wir nicht mit Vergangenheitsdaten, sondern mit Zukunftsszenarien arbeiten würden?
Was wäre, wenn wir unsere Zahlungsmodelle so anpassen, dass Kunden fast schon gerne zahlen?
Kundenservice & Kundenerlebnis
Wenn unser Kundenservice kein Kostenfaktor wäre, sondern unser größter Marketinghebel – wie würden wir ihn gestalten?
Wie sieht es aus, wenn ein Kunde uns verlässt – und was hat ihn dazu gebracht?
Was ist das eine kleine Detail in unserem Service, das den größten Unterschied machen könnte?
Wenn wir unsere Kunden morgen neu erfinden müssten – wen würden wir uns wünschen?
Wie müssten wir unsere Kommunikation ändern, damit unsere Kunden sich nicht nur gehört, sondern wirklich verstanden fühlen?
Innovation & Zukunftsfähigkeit
Wenn wir unser eigenes Geschäft disrupten müssten – was wäre unser Plan?
Welche Fragen trauen wir uns nicht zu stellen – weil wir Angst vor den Antworten haben?
Wenn unser Unternehmen in 10 Jahren nicht mehr existiert – warum nicht?
Was wäre, wenn wir für einen Tag wie absolute Branchenfremde auf unser Unternehmen schauen – was würden wir seltsam finden?
Wie würde ein:e Zukunftsforscher:in unser Businessmodell von heute bewerten?
Magische Fragen führen nicht immer zu sofortigen Antworten und Lösungen – aber sie öffnen - immer - neue Perspektiven. Warum diese Fragen wichtig sind? Gute Fragen sind wie Taschenlampen im Nebel: Sie bringen Klarheit, eröffnen neue Sichtweisen und helfen dabei, versteckte Chancen zu erkennen.
Und jetzt die Mega-Frage für Sie als Unternehmer:in: Welche Fragen aus dieser Liste verändern schon heute Ihr Denken?
Die Liste mit den magischen Fragen ist übrigens noch deutlich länger - ich habe über 100 FPT-Fragen dieser Art für Sie - und die finden Sie HIER.
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Fragen brechen Oberflächen – sie sind emotionale Türöffner
Fragen brechen nicht nur Mauern und Grenzen, sie brechen auch Oberflächen – sie sind emotionale Türöffner und sie bringen uns immer in die Tiefe und an unsere Essenz - an unseren persönlichen Kern - aber auch immer an unseren Kern als Unternehmen.
Warum faszinieren uns z.B. berühmte Fragenkataloge? Warum ziehen uns Fragen magisch an, gerade wenn es um Selbsterkenntnis, Beziehungen und tiefere Gespräche geht?
Fragen zwingen uns zur Reflexion: Eine gute Frage ist wie ein Spiegel: Sie zeigt uns Dinge, die wir sonst übersehen.
Max Frischs berühmter „Fragebogen“ (1966) ist ein Buch voller Fragen, die provozieren, entlarven und herausfordern. Keine Antworten, nur Fragen. zB:
„Wünschen Sie sich die Unsterblichkeit? Und wenn ja, als wer?“
„Wie viele Freunde haben Sie wirklich? Und wie viele von ihnen wissen das?“
„Was würden Sie tun, wenn Ihr größter Traum sich heute erfüllt – und es niemanden interessiert?“
Marcel Prousts „Fragebogen“ war eigentlich ein Partyspiel: Ein Set von Fragen, das er als Jugendlicher ausfüllte und das später berühmt wurde. Es ist der Inbegriff der Selbstbefragung:
„Was ist Ihre größte Angst?“
„Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?“
„Wo würden Sie gerne leben?“
„Was ist Ihr Lebensmotto?
Diese Fragen erzwingen ein Innehalten. Sie bringen uns dazu, Dinge auszusprechen, die oft ungesagt bleiben. Wir glauben oft, Menschen zu kennen. Doch stelle mal jemandem eine wirklich gute Frage – und du wirst überrascht sein, was passiert.
Beispiel:
Ein Small-Talk-Gespräch: „Na, wie war dein Wochenende?“ → Antwort: „Ganz okay.“
Eine tiefere Frage: „Was war das Schönste, das dir diese Woche passiert ist?“ → Antwort: etwas Echtes, Persönliches, Verbindendes.
Fragen sind keine Kontrolle, sie sind Einladungen. Sie holen das „Warum“ und das „Wer bist du wirklich“ hinter der Fassade hervor.
Fragen helfen, uns selbst (und andere) besser zu verstehen:
Weil sie uns zwingen, über das Offensichtliche hinauszudenken.
Weil sie uns mit Dingen konfrontieren, die wir sonst vermeiden.
Weil sie Türen öffnen, wo wir Mauern gebaut haben.
Fragen sind nicht nur Werkzeuge der Erkenntnis, sie sind IMMER Brücken zwischen Menschen.
Eine einzige gute Frage kann eine Unterhaltung auf eine ganz neue Ebene heben.
Eine einzige gute Frage kann eine ganze Weltanschauung ins Wanken bringen.
Eine einzige gute Frage kann das Leben verändern.
Und, eine einzige gute Frage kann – ja – sogar das Herz öffnen. Denn wissen Sie was? Fragen sorgen sogar dafür, dass wir uns verlieben. Kein Witz! Es gibt ein wissenschaftlich erforschtes Set aus 36 Fragen, das nachweislich dazu führen kann, dass sich zwei völlig fremde Menschen ineinander verlieben. Entwickelt wurde es vom US-amerikanischen Psychologen Arthur Aron, der damit erforschen wollte, ob Nähe und Intimität gezielt hergestellt werden können. (Und aus genau diesem Verliebens-Fragen-Katalog habe ich die Teilnehmer:innen in einer kleinen Partner-Übung sich gegenseitig Fragen stellen lassen - und hinterher scherzhaft gefragt, ob es dann bei irgendwem gefunkt hat … )
Warum funktioniert das? Weil sich diese Fragen Schicht für Schicht an den KERN (Nukleaus - FPT … ) des Menschen herantasten. Weil sie uns einander zeigen – roh, echt, verletzlich, neugierig. Sie beginnen harmlos, lockerer Einstieg – persönliche, aber noch harmlose Fragen - gehen dann über in Fragen zu tiefergehende Selbstreflexion & Verletzlichkeit - bis hin zu Fragen zu emotionaler Offenheit, Intimität & Beziehungsthemen. Am Ende sollen sich die beiden Personen vier Minuten lang tief in die Augen sehen – schweigend. Und dabei passiert etwas. Nicht immer Liebe, aber fast immer echte Verbindung. Und ja, es sind bei diesem Experiment tatsächlich Paare entstanden.
Denn Fragen schaffen Nähe. Weil sie zeigen: Ich will dich wirklich kennenlernen. Ich will VERSTEHEN, wer du bist. Ob in der Liebe, im Team, im Unternehmen oder im Gespräch mit dir selbst – die richtigen Fragen können Türen öffnen, die du längst vergessen hattest.
Also: Welche Frage stellst du heute – um dich selbst oder jemand anderem oder etwas - einem Problem, einer Herausforderung - wirklich näher zu kommen?
Aber was ist nun … die beste Frage der Welt?
Viele würden sagen: „Warum?“ Weil „Warum?“ das Fundament aller großen Entdeckungen ist. Weil „Warum?“ Türen aufstößt, die andere für Wände halten. Weil „Warum?“ uns zwingt, über den Tellerrand hinauszuschauen – selbst wenn wir dachten, es gäbe gar keinen Teller. Aber ist „Warum?“ wirklich die beste Frage aller Fragen?
Denn vielleicht ist es eher „Und was jetzt?“ Denn ein „Warum?“ erklärt uns die Welt. Aber ein „Und was jetzt?“ bringt uns dazu, etwas mit diesem Wissen zu tun. Es zwingt uns aus der Theorie in die Praxis. Es verhindert, dass wir auf halber Strecke stehen bleiben.
Oder vielleicht ist es „Muss das so?“ Die Frage der Rebellinnen. Der Revolutionäre. Die Frage, die Innovationen erst möglich macht. Jemand hat sich irgendwann gefragt: Muss das so, dass wir nachts im Dunkeln sitzen? Danke, Thomas Edison. Muss das so, dass wir für Briefe wochenlang auf Postkutschen warten müssen? Danke, E-Mail. Muss das so, dass Frauen kein eigenes Konto haben und nicht arbeiten gehen dürfen? Danke, Gleichberechtigung. Muss das so, dass so viele Frauen und Kinder bei der Geburt sterben? Muss das so, dass so viele Menschen in Hospitälern sterben? Danke, Hygiene-Maßnahmen.
Oder ist es „Was wäre, wenn…?“ Die Frage der Träumer, Visionärinnen, Verrückten. Was wäre, wenn wir auf den Mond fliegen könnten? Was wäre, wenn Autos selbst fahren würden? Was wäre, wenn Arbeit nicht wie Arbeit, sondern wie Abenteuer wäre?
Es kommt nicht nur auf eine Frage an. Es kommt darauf an, die richtigen Fragen zu stellen – immer wieder. Fragen, die uns nach vorne bringen. Fragen, die die Welt - und vor allem unsere Welt - ins Wanken bringen. Fragen, die Antworten herausfordern. Denn die gefährlichste … und … dümmste … Welt ist nicht die ohne Antworten. Sondern die ohne Fragen.
Eine Welt OHNE Fragen - wie würde sich das anfühlen?
Eine Welt ohne Fragezeichen wäre eine Welt ohne Atemzüge zwischen den Gedanken. Eine Welt ohne Neugier, ohne Staunen, ohne dieses winzige Flackern im Kopf, das sagt: Da könnte noch mehr sein.
Es gäbe nur Punkte. Feste. Starre. Endgültige. Eine Welt ohen Frage wäre … das Ende. Niemand würde sich mehr umdrehen und fragen: Was wäre, wenn? Niemand würde mehr zweifeln, mehr tasten, mehr suchen. Kein Kind würde mit großen Augen fragen: Warum ist der Himmel blau?
Kein Forscher, keine Forscherin würde sich fragen, ob es nicht doch einen anderen Weg gibt. Kein Mensch würde sich mehr in einer stillen Nacht fragen: Bin ich auf dem richtigen Weg?
Ohne Fragen gäbe es keine Entdeckungen. Kein Licht, das sich in einer neuen Idee bricht. Kein Fortschritt, der flüstert: Komm, lass uns anders denken. Ohne Fragen wäre alles… fertig. Und nichts mehr möglich. Es wäre eine Welt aus Enden, ohne Neuanfänge. Eine Welt aus Antworten, die nie hinterfragt wurden. Eine Welt, in der wir verlernen, uns zu wundern.
Doch zum Glück ist unsere Welt voller Fragezeichen. Sie treiben uns voran. Sie öffnen Türen, von denen wir nicht wussten, dass sie existieren. Sie machen das Leben weit. Fragen sind der erste Schritt ins Unbekannte. Der erste Atemzug einer neuen Idee. Das Knistern, wenn sich eine Möglichkeit entfaltet. Und wer die richtigen Fragen stellt, der verändert nicht nur seine Unternehmenswelt, sondern immer auch … ein bißchen … die ganze Welt.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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NEWS II TERMINE
Defensive Joy: Freude ist unsere bürgerliche Pflicht
Es gibt einen neuen Begriff, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht: "Defensive Joy". Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir: Wir brauchen genau das. Wir müssen unsere Freude verteidigen. Freude als Verteidigungsstrategie. Gegen die Angst. Gegen den Hass. Gegen die Kälte, die sich gerade so unverschämt in unsere Welt schleicht.
Freude ist radikal. Freude ist Widerstand. Freude ist die Energie, die uns trotz allem am Leben hält. Deshalb ist es gerade jetzt unsere Aufgabe, Freude aktiv zu verteidigen. Indem wir sie nicht als belangloses Beiwerk betrachten, sondern als das, was sie ist: Eine Haltung. Ein Statement. Ein politischer Akt.
Es gibt einen neuen Begriff, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht: "Defensive Joy". Gehört habe ich ihn in der Podcast-Episode “Elon´s Email Power Grab, What to do & Why to have Joy” des Podcasts “We can do hard things”.
Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir: Wir brauchen genau das. Wir müssen unsere Freude verteidigen. Freude als Verteidigungsstrategie. Gegen die Angst. Gegen den Hass. Gegen die Kälte, die sich gerade so unverschämt in unsere Welt schleicht.
Wir leben in Zeiten, in denen demokratische Grundwerte ausgehöhlt werden, in denen der Rechtsruck nicht mehr nur ein Schatten am Horizont ist, sondern bereits mitten in unseren Wohnzimmern steht. Fake News verzerren die Realität, Ungerechtigkeit wird als Normalzustand verkauft, Solidarität gestrichen. Gerechtigkeit? Diversität? Schutz von Frauen? DEI? Alles angeblich "woke Ideologie", die man "neutralisieren" muss. Wer sich für andere einsetzt, wird verhöhnt. Wer sich gegen Diskriminierung stellt, wird angegriffen. Wer nach Empathie ruft, gilt als schwach.
Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn wir haben etwas, das uns niemand nehmen kann: Freude.
Freude ist radikal. Freude ist Widerstand. Freude ist die Energie, die uns trotz allem am Leben hält. Deshalb ist es gerade jetzt unsere Aufgabe, Freude aktiv zu verteidigen. Indem wir sie nicht als belangloses Beiwerk betrachten, sondern als das, was sie ist: Eine Haltung. Ein Statement. Ein politischer Akt.
Defensive Joy ist die bewusste Entscheidung, trotz allem freundlich zu sein.
Freude bedeutet nicht, die Augen vor der Realität zu verschließen. Ganz im Gegenteil. Defensive Joy ist die bewusste Entscheidung, trotz allem freundlich zu sein. Trotzdem das Leben zu feiern. Trotzdem gemeinsam zu lachen. Defensive Joy ist das, was uns Menschen verbindet, wenn sie uns spalten wollen. Sie ist das Gegengift gegen das Gift der Angst.
Und das beginnt im Kleinen. In der Art, wie wir unsere Kolleg:innen behandeln. In einem freundlichen Wort an der Supermarktkasse. In dem bewussten Gestalten von schönen Momenten für unsere Familie, unsere Freund:innen, unsere Nachbarschaft. In dem bewussten Akt, nicht mit dem Strom der Verbitterung zu schwimmen, sondern dem Ganzen etwas entgegenzusetzen. Lächeln. Teilen. Zuhören. Miteinander sein.
Denn wer Freude verbreitet, gibt Kraft. Wer Freude verbreitet, gibt Hoffnung. Und wer Hoffnung gibt, baut Brücken statt Mauern.
Vielleicht ist das unsere wichtigste Aufgabe in diesen Zeiten: Dass wir einander nicht verlieren. Dass wir die Menschlichkeit nicht verlieren. Dass wir die Freude nicht verlieren. Und dass wir sie verteidigen. Mit allem, was wir haben.
DEFENSIVE JOY: Was sagt die Wissenschaft?
Psychologische und soziologische Studien
Geteilte Freude wirkt als sozialer Kitt und als psychologische Ressourcenquelle für Gruppen in schwierigen Zeiten.
Freude als Widerstand und Resilienz – In der Psychologie gilt Freude bzw. positive Emotion als wichtiger Resilienzfaktor. Nach Barbara Fredricksons Broaden-and-Build-Theorie helfen positive Gefühle, unseren Handlungsspielraum zu erweitern und Ressourcen aufzubauen. Empirische Studien untermauern dies: So zeigte eine Untersuchung nach 9/11, dass positive Emotionen in Krisenzeiten wie ein Puffer gegen Depression wirken und persönliches Wachstum fördern.>> pmc.ncbi.nlm.nih.gov
Resiliente Menschen nutzen aktiv Humor und andere freudvolle Strategien, um sich von Stress zu erholen. Positive Emotionen helfen ihnen, „schneller zurückzuschwingen“ und effektiv mit Negativem umzugehen. >> pmc.ncbi.nlm.nih.gov
Auch kleine Freuden im Alltag stärken nachweislich die Stressbewältigung: Sie schaffen kurze Atempausen, in denen sich Körper und Geist erholen können, was insgesamt widerstandsfähiger macht. >> aspenideas.org
Gemeinsames Freudeteilen – etwa das Feiern kleiner Erfolge im Team – vertieft zudem soziale Bindungen und fördert Vertrauen, was in Krisen den Zusammenhalt stärkt. >> aspenideas.org
Psychologen sprechen hier von einem “Aufladungseffekt” durch Freude, der uns mehr Energie und Zuversicht gibt, um schwierige Zeiten zu überstehen. >> aspenideas.org
Gemeinschaftliche Freude und soziale Mechanismen: Sozialpsychologisch betrachtet entfaltet geteilte Freude eine starke kollektive Wirkung. Der Soziologe Émile Durkheim prägte hierfür den Begriff “kollektive Ekstase” (collective effervescence): In rituellen Versammlungen beobachtete er einen überschäumenden gemeinschaftlichen Enthusiasmus, der Individuen zu einer Einheit verbindet >> mappmagazine.com
Solche gemeinsamen Freudenmomente stärken soziale Bindungen enorm – sie können sich “fast heilig” anfühlen, weil alle Beteiligten das Gefühl haben, Teil von etwas Größerem zu sein >> mappmagazine.com
Die Autorin Barbara Ehrenreich zeigt in Dancing in the Streets (2007) historisch auf, wie kollektive Freude von Stammesritualen bis Woodstock Gemeinschaften belebte und ihnen neue Kraft gab >> mappmagazine.com
Moderne Studien bestätigen, dass synchron erlebte positive Emotion (etwa beim gemeinsamen Singen, Tanzen oder Sport) das Wir-Gefühl erhöht und die einzelne Person mit Sinn und Energie “auflädt” >> mappmagazine.com
Dieses Phänomen – Durkheim sprach von einer gemeinsamen Bewusstseinserweiterung – erklärt, warum gemeinschaftliche Feste oder Feiern nach Krisen die Resilienz einer Gruppe fördern: Man kehrt gestärkt und mit neuem Lebensmut in den Alltag zurück >> mappmagazine.com
Politische und philosophische BETRACHTUNGEN
Freude als Mittel des Protests: In politischen Bewegungen und Theorien wird Freude oft als Form des Widerstands verstanden. Freude spendet Protestierenden Energie und Durchhaltevermögen – eine“Politik der Freude” kann so motivieren, ohne in Gewalt abzugleiten.
Aktivist*innen sprechen vom Konzept “Joy as an Act of Resistance” – Freude als bewusste Strategie des zivilen Ungehorsams. Tatsächlich fürchten autoritäre Regime die subversive Kraft der Freude: Diktaturen haben oft Musik, Tanz und Feiern verboten, weil sie wissen, dass kollektive Freude eine antreibende Kraft besitzt, die starre Kontrolle untergräbt >> aestheticsofjoy.com und aestheticsofjoy.com
Historische Beispiele zeigen, dass ausgelassenes Feiern und Kreativität Proteste beleben: Im sowjetisch besetzten Baltikum führte eine Serie von Sing-Demonstrationen – die “Singing Revolution” (1987–1991) – letztlich zur Unabhängigkeit Estlands, Lettlands und Litauens >> aestheticsofjoy.com
Politische Kunst-Aktionen wie karnivaleske Straßenfeste (Reclaim the Streets, die Orange Alternative in Polen u.a.) nutzten bewusst Humor, Musik und Überschwang, um gegen Unterdrückung zu protestieren. Theorie und Praxis verbinden sich hier: Der Kulturwissenschaftler Mikhail Bakhtin betonte am Beispiel des Karnevals, dass ausgelassenes Lachen ambivalent und befreiend wirkt– es verspotte zwar die bestehende Ordnung, behaupte aber zugleich eine lebensbejahende Gegenwelt >> artactivism.gn.apc.org
In diesem Sinne erzeugt Freude im Protest einen Raum für Gemeinschaft und Kreativität, der repressiven Strukturen etwas entgegensetzt >> artactivism.gn.apc.org
Sozialpsychologische Untersuchungen unterstützen diese Sicht: Teilnehmer:innen von Protestaktionen berichten oft von tiefer Freude und Euphorie, die sogar Stress und Ängste reduzieren kann. >> artactivism.gn.apc.org
Freude gegen Spaltung und Extremismus: Politische Theoretiker:innen untersuchen auch, wie gemeinsame positive Gefühle Polarisierung entgegenwirken können. Freude stiftet Einheit: Ein freudvolles Gemeinschaftserlebnis betont geteilte Menschlichkeit statt Unterschiede. Philosophin Hannah Arendt beschrieb z.B. das Konzept der “öffentlichen Glückseligkeit” – die intensive Freude, die Menschen empfinden, wenn sie gemeinsam handeln und ihre Stimme erheben, wie in den Räten der Revolution. >> medium.com
Solche geteilten Freudenmomente im politischen Raum fördern Verbundenheit über soziale Gräben hinweg. Auch Audre Lorde, afroamerikanische Dichterin und Aktivistin, analysierte die Rolle von Freude als Gegenkraft zur Unterdrückung. In ihrem Essay“The Uses of the Erotic” (1978) nennt sie die innere Freude (das Erotische im weitesten Sinne) eine Quelle der Macht und Information für Unterdrückte. >> aestheticsofjoy.com
Damit Unterdrückung funktioniert, muss sie diese Energiequellen verzerren oder unterdrücken, so Lorde. Insbesondere patriarchale Gesellschaften hätten die Freude der Frauen, etwa Sinnlichkeit und Kreativität, systematisch entwertet. >> aestheticsofjoy.com
Freude zurück zu gewinnen bedeutet daher, Zugang zu einer eigenen Kraftquelle zu finden. Lorde fasst zusammen: Freude kann als Widerstand gelten, weil sie eine Form von “Energie für Wandel” ist. >> aestheticsofjoy.com
DieseEnergie widersetzt sich der Starrheit unterdrückerischer Strukturen auf non-violente Weise >> aestheticsofjoy.com
Philosophisch ließe sich an Spinoza anknüpfen: In seiner Ethik definiert er Freude (laetitia) als Gefühlszustand, der das “Vermögen zu handeln” steigert >> plato.stanford.edu
Übertragen auf die Gesellschaft bedeutet dies, dass kollektive Freude die Handlungsfähigkeit und den Zusammenhalt einer Gemeinschaft erhöht. Somit wird Freude als fundamentale Kraft des Zusammenlebens erkennbar. Sie fördert Kooperation, Vertrauen und gemeinsamen Sinn, was spaltenden Tendenzen und Extremismus den Nährboden entzieht.
Historische und kulturelle Beispiele
Bewegungen mit Freude als Widerstand: Geschichtlich gab es zahlreiche Gruppen, die Freude gezielt als Waffe des Widerstands einsetzten. Ein prominentes Beispiel ist die Singing Revolution im Baltikum: Zwischen 1987 und 1991 versammelten sich Hunderttausende Esten, Letten und Litauer zu Massensingen patriotischer Lieder, um friedlich ihre Unabhängigkeit zu fordern. >> aestheticsofjoy.com
DieKraft der gemeinsamen Lieder und der Hoffnung einte die Menschen und untergrub die sowjetische Herrschaft. Freude am gemeinsamen Gesang wurde hier zur treibenden Protestenergie. In Polen agierte in den 1980er Jahren die “Orange Alternative”, eine Aktionskünstler-Gruppe, die das Regime mit absurden und fröhlichen Happenings herausforderte. Ihre Aktivist:innen malten z.B. kleine Zwerge mit Zipfelmütze als Graffiti auf übermalte regimekritische Parolen und veranstalteten karnevaleske Straßendemonstrationen in Kostümen >> 99percentinvisible.org
Der Slogan dieser Bewegung lautete bezeichnenderweise“Sto lat radości” (Hundert Jahre Freude). “Freude” beschrieb so bewusst die kollektive Stimmung ihres Widerstands. >> journals.sagepub.com
Diese Taktik zog viele Mitmacher:innen an, denn die ausgelassene Atmosphäre durchbrach die Monotonie des Kriegsrechts und machte Mut. >> 99percentinvisible.org
Auch neuere Protestformen wie queere Pride-Paraden oder Klima-Demonstrationen mit Musik und Tanz knüpfen an dieser Tradition an: Sie feiern Lebensfreude und Gemeinschaft, um ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Angst zu setzen.
Kulturelle Traditionen und Rituale: In vielen Kulturen dienen feste Rituale der Freude als Stärkung der Gemeinschaft, oft mit unterschwelliger Widerstandsnote. Ein Beispiel ist der Karneval. Karnevalsfeiern (etwa in der Karibik, Lateinamerika oder im Notting Hill Carnival in London) haben historisch Wurzeln im Protest gegen koloniale und soziale Unterdrückung. >> artsandculture.google.com
Während der Kolonialzeit bot der Karneval versklavten und marginalisierten Gruppen ein Ventil, um in Verkleidung und Ausgelassenheit die strenge soziale Ordnung zu unterlaufen. So heißt es etwa, die Freude und Feier beim Karneval entstamme “einer langen Tradition des Widerstands”, die dem Fest zugrunde liegt. >> artsandculture.google.com
Durch Tanz, Musik und satirische Darstellungen konnten die Machtverhältnisse zeitweilig auf den Kopf gestellt werden (“die Welt steht Kopf”), was ein Gefühl von Freiheit und Gleichwertigkeit innerhalb der Gemeinschaft schuf. Ähnliches gilt für Feste wie das “Holi” in Indien, das ausgelassene Farbenfest feiert den Triumph des Guten über das Böse und vereint alle Gesellschaftsschichten in fröhlicher Gemeinschaft, zumindest für die Dauer der Feier. Solche Rituale der Freude stärken den sozialen Zusammenhalt und vermitteln gerade unter schwierigen Lebensbedingungen das Gefühl: Wir als Gemeinschaft sind lebendig und stark.
Freude in repressiven Zeiten als Überlebensstrategie: Ergreifende Beispiele zeigen, wie Menschen in dunkelsten Zeiten Freude als Akt von Trotz und des Überlebenswillens nutzten. Während der Belagerung von Sarajevo im Bosnienkrieg (1992–1995 etwa) weigerten sich die Eingeschlossenen, ihre Menschlichkeit aufzugeben – sie gründeten mitten im Krieg ein Filmfestival. Das Sarajevo Film Festival, das 1993 startete, wurde zu einem Akt des kulturellen Widerstands: Trotz Granathagel versammelten sich die Leute, um Filme zu schauen, zu lachen und ihre Kultur zu feiern. >> dubih.wordpress.com
Diese gemeinschaftliche Freude sendete die Botschaft, dass man sich vom Terror nicht vollständig brechen ließ. Eine berühmte Szene aus der Dokumentation “Miss Sarajevo”zeigt eine Schönheitskönigin im zerbombten Sarajevo, die ein Banner mit der Aufschrift “Please don’t let them kill us” entrollt – begleitet von Galgenhumor und Hoffnung. >>
Auch im Holocaust und anderen Terrorregimen findet man Spuren solcher defensiver Freude. Der Psychiater und KZ-Überlebende Viktor Frankl berichtet, wie er und andere Häftlinge sich gezielt Humor “antrainierten” als seelische Waffe zur Selbstbehauptung. >> tumblr.com
“Humor war eine weitere Waffe der Seele im Kampf um’s Überleben,” schreibt Frankl – für wenige Sekunden konnte ein Witz die Häftlinge innerlich über die grausame Lage erheben. >> tumblr.com
Sogar Miniatur-Momente von Glück gab es: Frankl schildert den “Freudentanz”, der Gefangenen, als ihr Transport nicht ins gefürchtete Vernichtungslager Mauthausen fuhr, sondern “nur” nach Dachau. >> tumblr.com
Diese winzige Erleichterung löste inmitten des Elends echten Jubel aus – ein Beleg dafür, wie selbst unter extremster Repression Freude als psychologische Überlebensstrategie aufblitzen kann >> tumblr.com
Solche Berichte zeigen die resiliente Kraft der Freude: Ein Lächeln, ein Lied oder ein gemeinsames Lachen können Menschen helfen, ihre Würde zu bewahren und Widerstand zu leisten, wenn alles andere entzogen wird.
Auch wenn der Begriff “Defensive Joy” in der Wissenschaft nicht immer explizit benutzt wird, zeigen zahlreiche Studien und Beispiele das gleiche Kernprinzip: Freude kann in schweren Zeiten eine Form von Widerstand und Resilienz sein. Ob auf individueller Ebene (durch positive Emotionen, die Stärke verleihen), in sozialen Gruppen (durch kollektive Ekstase und Zusammenhalt) oder im politischen Kampf (als kreative, einigende Gegenkraft gegen Autorität und Spaltung) – Freude erweist sich als erstaunlich wirksames “Verteidigungsmittel” des Menschlichen und des das menschlichen Zusammenlebens.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
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NEWS II TERMINE
Granny AI: Die Betrüger-Schreckens-Maschine
Stellt euch vor, ihr seid gerade dabei, eure E-Mails zu checken, als plötzlich ein vermeintlicher "Microsoft-Support" anruft: "Ihr Computer ist gehackt! Wir brauchen sofort Zugriff, um das Problem zu lösen!" – Klar, Betrug. Aber was, wenn anstelle von euch eine künstliche Intelligenz ans Telefon geht – und den Spieß umdreht? Granny AI ist eine der neuesten Waffen gegen Internetbetrug – und sie hat Stil. Statt eines langweiligen automatisierten Warnsystems kommt eine herzliche, etwas schrullige Großmutterstimme zum Einsatz, die nichtsahnende Scammer in endlose, absurde Gespräche verwickelt. Während der Betrüger noch versucht, seine übliche Masche durchzuziehen, kommt von Granny AI ein freundliches: "Ach, mein Lieber, das ist ja aufregend! Aber sag mal, hast du schon meine berühmten Pflaumenkekse probiert? Warte, ich muss erst meine Brille suchen!" – und zack, der Scammer steckt in einer Endlosschleife aus freundlichem Geplauder und absurden Anekdoten.
Stellt euch vor, ihr seid gerade dabei, eure E-Mails zu checken, als plötzlich ein vermeintlicher "Microsoft-Support" anruft: "Ihr Computer ist gehackt! Wir brauchen sofort Zugriff, um das Problem zu lösen!" – Klar, Betrug. Aber was, wenn anstelle von euch eine künstliche Intelligenz ans Telefon geht – und den Spieß umdreht?
Granny AI - die Betrüger-Schreckens-Maschine
Granny AI ist eine der neuesten Waffen gegen Internetbetrug – und sie hat Stil. Statt eines langweiligen automatisierten Warnsystems kommt eine herzliche, etwas schrullige Großmutterstimme zum Einsatz, die nichtsahnende Scammer in endlose, absurde Gespräche verwickelt. Während der Betrüger noch versucht, seine übliche Masche durchzuziehen, kommt von Granny AI ein freundliches: "Ach, mein Lieber, das ist ja aufregend! Aber sag mal, hast du schon meine berühmten Pflaumenkekse probiert? Warte, ich muss erst meine Brille suchen!" – und zack, der Scammer steckt in einer Endlosschleife aus freundlichem Geplauder und absurden Anekdoten. Einige der wirklich sehr lustigen Gespräche wurden aufgezeichnet und sind hier im THE GUARDIAN Artikel abhörbar. Ja, die Schadenfreude und Genugtuung ist groß, wenn die Scammer ihre Geduld und ihre Nerven verlieren, und wütend und ungehalten werden. Karma, Baby!
Die Idee dahinter? Statt den Betrügern einfach aufzulegen, raubt Granny AI ihnen wertvolle Zeit – Zeit, die sie sonst nutzen würden, um echte Opfer hinters Licht zu führen. Jeder verzweifelte Versuch, das Gespräch wieder auf "Ihr Konto wurde gehackt" zu lenken, wird charmant übertönt mit "Weißt du, mein Neffe hat auch was mit Computern zu tun, aber der sagt, ich soll niemandem meine Kreditkartendaten geben. Was sagst du dazu, Schatz?"
AI als Heldin? Die neue Perspektive
Wir kennen AI oft als das große, gruselige Zukunftsgespenst: Maschinen, die uns ersetzen, manipulieren oder unsere Jobs klauen. Doch Granny AI zeigt: AI kann auch für das Gute eingesetzt werden. Sie kann uns schützen, uns helfen – und in diesem Fall sogar für ein bisschen Unterhaltung sorgen. Eine freundliche, aber effektive Störung der digitalen Unterwelt.
Und es funktioniert. Erste Testläufe zeigen, dass Betrüger zunehmend entnervt aufgeben. Was, wenn AI also nicht nur effizient, sondern auch moralisch nützlich ist? Was, wenn sie nicht nur unsere Arbeit abnimmt, sondern uns aktiv schützt – mit Witz und Charme?
Aber genau hier kommt der Knackpunkt: Wenn AI das kann … was kann sie dann noch?
Die große Frage: AI kann jede Stimme werden – was nun?
Während Granny AI uns vor Scammern schützt, schleicht sich eine unheimliche Erkenntnis ein: Wenn sie so täuschend echt eine Großmutter simulieren kann, bedeutet das nicht, dass AI jede Stimme nachmachen kann?
Heute ist es eine gutherzige Fake-Oma, die uns Betrüger vom Hals hält. Aber was, wenn morgen eine betrügerische AI uns in die Falle lockt? Eine, die klingt wie unser Chef, unser Partner, unsere Mutter? Was, wenn eine freundliche Stimme am Telefon uns um Geld bittet – und wir nicht wissen, dass es nur Code ist?
Granny AI ist ein großartiges Beispiel für den guten Einsatz von Technologie. Aber sie ist auch eine Erinnerung daran, dass Technologie immer zwei Seiten hat. Die Grenze zwischen hilfreich und gefährlich ist oft nur eine Frage der Intention.
Die spannende Frage ist: Wie stellen wir sicher, dass AI eine Granny bleibt – und kein Trickbetrüger wird?
Lösungsperspektiven: Wie wir AI auf der guten Seite halten
Die Antwort liegt – wie so oft und immer, Überraschung! – in der Verantwortung der Menschen selbst, die sie entwickeln, regulieren und nutzen. Hier sind einige Ansätze, um sicherzustellen, dass AI uns schützt und nicht austrickst:
Verifizierte Stimmen & digitale Wasserzeichen: Wenn AI Stimmen täuschend echt nachmachen kann, brauchen wir Mechanismen, um zwischen echten und gefälschten Stimmen zu unterscheiden. Digitale Wasserzeichen oder akustische Marker könnten sicherstellen, dass AI-generierte Stimmen erkennbar bleiben.
Strenge gesetzliche Rahmenbedingungen: Wir brauchen klare gesetzliche Regelungen, die den Missbrauch von KI-Stimmen und Deepfake-Technologien einschränken. Unternehmen, die AI entwickeln, müssen verpflichtet werden, Missbrauch aktiv zu verhindern.
Bewusstseinsbildung & Medienkompetenz: Wenn wir wissen, dass solche Technologien existieren, können wir uns besser schützen. Aufklärung über die Möglichkeiten (und Gefahren) von KI ist essenziell – sowohl in Schulen als auch in der breiten Öffentlichkeit.
Ethische KI-Entwicklung: AI sollte immer mit einem klaren ethischen Framework entwickelt werden. Transparenz in der Programmierung und Absicherung gegen Missbrauch sind Grundpfeiler für verantwortungsvolle AI. So, wie es Waffengesetze gibt, braucht es AI-Gesetze.
Technische Schutzmaßnahmen gegen Identitätsdiebstahl: Multi-Faktor-Authentifizierung und biometrische Verfahren können helfen, sicherzustellen, dass hinter einer Stimme auch wirklich die Person steckt, die sie vorgibt zu sein.
Gegen-AI als Schutzschild: Wenn es AI gibt, die Stimmen fälschen kann, sollte es auch AI geben, die solche Fälschungen erkennt. Unternehmen und Institutionen sollten daran arbeiten, Schutzsysteme zu entwickeln, die Deepfake-Stimmen entlarven können.
Granny AI zeigt uns, dass AI uns nicht nur ersetzen oder manipulieren muss – sie kann auch eine Oma sein, die mit Herz und Humor den digitalen Arschlöchern Gaunern den Tag versaut. Aber genau das ist der Knackpunkt: Wer kontrolliert die AI? Und wofür wird sie eingesetzt?
Die Technik ist da. Die Frage ist, ob wir sie mit Weisheit und Verantwortung nutzen – oder ob wir in einer Zukunft aufwachen, in der wir nicht mehr wissen, wer am anderen Ende der Leitung wirklich spricht.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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First Principle Innovation: Bohren hilft!
Wir alle stehen in unserem Leben immer wieder vor Herausforderungen – mal riesigen, mal scheinbar unlösbaren, mal kleinen – als Mensch, aber auch als ganze Gesellschaft. Wir suchen dann verzweifelt nach Lösungen und Wegen. Fast immer ist unser Ausgangspunkt des Suchens und Findens die augenblickliche Situation, in der wir uns gerade befinden. Dabei liegen Ausweg und Lösung oft ganz woanders. In der Tiefe. Statt nach oben zu denken und zu fragen, müssen wir nach unten bohren. Schon Aristoteles wusste: Wir müssen erst den Kern eines Problems identifizieren, um eine Lösung zu finden. Er nannte das „das erste Prinzip“, heute wird diese Methode auch “First Principle Thinking” genannt. Wie das geht, ist eigentlich ganz einfach. Es ist nichts anderes als ein bisschen Atomphysik in unserem Kopf.
Wir alle stehen in unserem Leben immer wieder vor Herausforderungen – mal riesigen, mal scheinbar unlösbaren, mal kleinen – als Mensch, aber auch als ganze Gesellschaft. Wir suchen dann verzweifelt nach Lösungen und Wegen. Fast immer ist unser Ausgangspunkt des Suchens und Findens die augenblickliche Situation, in der wir uns gerade befinden. Dabei liegen Ausweg und Lösung oft ganz woanders. In der Tiefe. Statt nach oben zu denken und zu fragen, müssen wir nach unten bohren.
Schon Aristoteles wusste: Wir müssen erst den Kern eines Problems identifizieren, um eine Lösung zu finden. Er nannte das „das erste Prinzip“, heute wird diese Methode auch “First Principle Thinking” genannt. Wie das geht, ist eigentlich ganz einfach. Es ist nichts anderes als ein bisschen Atomphysik in unserem Kopf. Wir zerlegen die Situation, das Problem, die Herausforderung gnadenlos, wir bohren, bis es nicht mehr weitergeht, bis wir ganz unten angekommen sind, bis es nicht weiter zu zerlegen geht, bis wir den nicht weiter teilbaren Nucleus in unseren Händen halten. Dann können wir diesen Kern nehmen und ihn wieder aufbauen – aber in eine ganz andere Richtung, und das Problem, völlig losgelöst vom ganzen bisherigen Drumherum, kreativ und innovativ lösen, ganz neue Wege gehen und alles neu und anders gestalten.
Warum Innovation ohne First Principle Thinking oft scheitert
Innovation ist nicht einfach eine Verbesserung des Bestehenden – es ist ein radikales Neudenken. Viele Unternehmen und Organisationen stecken in gewachsenen Strukturen fest. Sie optimieren Prozesse, statt grundlegend zu hinterfragen, warum die Dinge überhaupt so sind, wie sie sind. Sie verbessern Autos mit besseren Motoren, statt sich zu fragen, ob wir überhaupt noch individuelle Fahrzeuge brauchen. Sie entwickeln effizientere Akkus, statt das gesamte Energie-Ökosystem neu zu denken. Sie investieren in nachhaltigere Verpackungen, statt sich zu fragen, warum wir überhaupt noch Verpackungen benötigen.
Meister:innen darin sind übrigens Kinder. Es ist eigentlich nichts anderes als das klassische Sesamstraßenprinzip: Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt dumm!
So fragte mich mein Sohn vor einigen Jahren, er war fünf: „Mami, warum muss ich in den Kindergarten gehen?“ – „Weil das wichtig für dich ist, mit anderen Kindern zusammen zu sein und weil Mami und Papi arbeiten müssen.“ – „Aber warum müsst ihr arbeiten?“ – „Weil wir Geld verdienen müssen.“ – „Aber warum müsst ihr Geld verdienen?“ – „Weil alles, was wir zum Leben brauchen, Geld kostet.“ – „Aber warum kostet alles Geld?“ Puh, an dieser Stelle kam ich echt ins Schwitzen. „Weil das unser Wirtschaftssystem ist, es ist halt einfach so.“ Mein Sohn bohrte weiter: „Aber warum ist das einfach so?“ – „Weil das irgendwer vor hunderten Jahren so bestimmt hat, weil es sich so entwickelt hat, weil sich die Menschen das so ausgedacht haben.“
Und dann war mein Sohn beim ersten Prinzip und am Boden angelangt mit seiner so simplen wie genialen Feststellung bzw. Frage: „Aber können wir uns nicht einfach jetzt etwas ganz anderes ausdenken? Ein ganz anderes System? Dann brauchen wir kein Geld, du und Papi, ihr müsst nicht mehr arbeiten, und ich muss nicht in den Kindergarten und wir können den ganzen Tag zusammen spielen!“
Ich sah meinen Sohn ungläubig an. Ich war gerührt. Er hatte Recht. So viele Probleme unserer Gesellschaft und in der Welt lassen sich nicht durch ein bisschen hier und da rumschrauben und rumdoktorn an der Oberfläche lösen. Wir müssen bohren. Ganz nach unten denken.
First Principle Thinking als Innovationsmotor
Die großen Innovatoren der Geschichte haben genau das getan. Bevor Elon Musk sich mit Trump und anderen politischen Abgründen in den USA verhedderte, hatte er durchaus brillante Momente. So revolutionierte er mit SpaceX die Raumfahrt, weil er nicht fragte: Wie können wir Raketen günstiger bauen?, sondern Warum sind Raketen überhaupt so teuer? Statt bestehende Lieferketten zu optimieren, zerlegte er das Problem bis auf die grundlegenden Bestandteile – Metalle, Treibstoffe, Elektronik – und baute von dort aus neu. Seine Raketen kosten nur einen Bruchteil der Nasa-Varianten. Das war durchaus clever, visionär und inspirierend. Schade nur, dass nicht alle seiner späteren Entscheidungen auf so viel durchdachtes First Principle Thinking basieren.
Ada Lovelace, die oft als erste Programmiererin der Geschichte bezeichnet wird, hinterfragte im 19. Jahrhundert nicht nur, wie man mechanische Rechenmaschinen verbessern kann, sondern ob Maschinen eines Tages kreativ denken könnten – eine bahnbrechende Idee, die weit ihrer Zeit voraus war - und sich heute in künstlicher Intelligenz wieder findet.
Marie Curie wiederum stellte sich nicht die Frage, wie man bekannte chemische Elemente besser nutzen kann, sondern entdeckte völlig neue Elemente und legte damit den Grundstein für die moderne Radioaktivitätsforschung. Beide Frauen dachten nicht in den bestehenden Rahmenbedingungen, sondern bohrten sich durch die Konventionen ihrer Zeit hindurch und schufen damit völlig neue Felder der Wissenschaft.
Leonardo da Vinci dachte nicht in den Grenzen dessen, was im 15. Jahrhundert möglich war, sondern fragte: Was ist Fliegen im Kern? Und so entstanden seine Flugmaschinen. Henry Ford fragte nicht: Wie können wir Pferdekutschen verbessern?, sondern Wie können wir Mobilität für alle ermöglichen?
All diese Menschen haben nicht einfach optimiert – sie haben ganz neu gedacht. Und das ist die Essenz von echter Innovation: nicht das Vorhandene verbessern, sondern das Unvorstellbare denkbar machen.
Die Fähigkeit, Systeme zu hinterfragen
Die Frage meines Sohnes ist ein Paradebeispiel dafür, warum First Principle Thinking so kraftvoll ist. Es zeigt, dass wir die Dinge nicht als gegeben hinnehmen müssen. Alles, was wir für unumstößlich halten – unser Finanzsystem, unsere Arbeitswelt, unsere gesellschaftlichen Strukturen – sind menschengemachte Konstrukte. Und was Menschen erschaffen haben, können Menschen auch verändern. Das bedeutet nicht, dass wir morgen das Geldsystem abschaffen oder den Kindergarten auflösen müssen. Aber es bedeutet, dass wir die Freiheit haben, Alternativen zu denken.
Dinge von Grund auf neu denken – aber wie?
Fragen bis zum Kern: Statt nach Lösungen zu suchen, müssen wir die richtigen Fragen stellen. Nicht: Wie können wir Schulen digitaler machen?, sondern: Brauchen wir Schulen in ihrer heutigen Form überhaupt noch?
Grundannahmen zerlegen: Vieles, was wir für unverrückbar halten, sind unbewusste Annahmen. Erst wenn wir sie bewusst machen, können wir sie in Frage stellen.
Radikale Einfachheit suchen: Wenn ein Problem zu komplex erscheint, haben wir noch nicht tief genug gebohrt. Die besten Innovationen sind meist verblüffend einfach.
Das Unmögliche denken: Die größten Veränderungen kommen nicht aus der Evolution des Bekannten, sondern aus der Revolution des Denkens.
Vielleicht sollten wir uns alle Bohrmaschinen für den Kopf wünschen. Denn wer nach unten denkt, kann oben Neues schaffen.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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NEWS II TERMINE
Longevity? Wer will denn bitte in dieser Welt 120 werden?
Longevity-Forschung ist das heiße Ding. Wissenschaftler arbeiten mit Hochdruck daran, uns allen ein Ticket für die ganz lange Fahrt zu verschaffen: 120 Jahre Leben, und zwar nicht gebrechlich, sondern topfit, mit knackigen Muskeln und klarem Verstand. Biotechnologie, Zellverjüngung, personalisierte Medizin – das volle Programm. Klingt super? Ja. Oder?
Ich ertappe mich dabei, wie ich zynisch lache. Wer will denn in dieser Welt 120 werden? In einer, in der die Klimakrise unser Wetter zermürbt und der Planet vor Hitze stöhnt? In einer, in der immer mehr autokratische Herrscher an den Hebeln der Macht drehen und die Demokratie langsam aber sicher zur Kulisse schrumpft? In einer, in der der Krieg in Europa nicht mehr nur eine dunkle Erinnerung aus Geschichtsbüchern ist, sondern sich wieder mit dröhnenden Panzern und explodierenden Granaten in unsere Gegenwart frisst?
Longevity-Forschung ist das heiße Ding. Wissenschaftler arbeiten mit Hochdruck daran, uns allen ein Ticket für die ganz lange Fahrt zu verschaffen: 120 Jahre Leben, und zwar nicht gebrechlich, sondern topfit, mit knackigen Muskeln und klarem Verstand. Biotechnologie, Zellverjüngung, personalisierte Medizin – das volle Programm. Klingt super? Ja. Oder?
Ich ertappe mich dabei, wie ich zynisch lache. Wer will denn in dieser Welt 120 werden? Das fühlt sich derzeit eher wie eine verlängerte Gefängnisstrafe an. Wer will sich das noch doppelt so lange antun? Vielleicht ist Zynismus nie eine gute Reaktion, Zynismus ist immer ein Zeichen von Hoffnungslosigkeit. Aber wenn ich mir die Welt so anschaue, ist die Hoffnung doch ein ziemlich wackeliges Konstrukt.
120 Jahre – aber wofür?
Stellen wir uns das einmal vor: Ein langes Leben. Länger als unsere Urgroßeltern es sich hätten träumen lassen. Aber in welcher Welt? In einer, in der die Klimakrise unser Wetter zermürbt und der Planet vor Hitze stöhnt? In einer, in der immer mehr autokratische Herrscher an den Hebeln der Macht drehen und die Demokratie langsam aber sicher zur Kulisse schrumpft? In einer, in der der Krieg in Europa nicht mehr nur eine dunkle Erinnerung aus Geschichtsbüchern ist, sondern sich wieder mit dröhnenden Panzern und explodierenden Granaten in unsere Gegenwart frisst?
Dazu der ewige Tanz um Macht und Gier. Die ewig gleiche Choreografie: Die einen besitzen alles, die anderen nichts. Rassismus und Diskriminierung als zähe, nicht auszurottende Parasiten in unserer Gesellschaft. Die Kluft zwischen Arm und Reich klafft weiter auf, und während einige für ihren dritten Privatjet einen neuen Hangar brauchen, zählen andere Centmünzen für eine Packung Nudeln. Die Digitalisierung rast voran, aber statt eine goldene Zukunft zu bringen, erschöpfen wir uns in endlosen Meetings über Meeting-Kultur, während Algorithmen entscheiden, was wir lesen, sehen, denken. Künstliche Intelligenz entwickelt sich in einem Tempo, das uns erschauern lässt – aber nicht etwa, weil wir Angst vor der Maschine haben, sondern weil wir ahnen und befürchten, wissen, dass wieder nur ein paar Wenige davon profitieren.
Und jetzt stellt euch vor, das Ganze nicht nur bis 80 oder 90 durchzustehen, sondern bis 120. Ein Marathon durch die Abgründe des Menschseins. Klingt nicht gerade nach einem Bonuslevel, oder?
Die Frage ist nicht, wie lange wir leben. Sondern wie wir leben.
Doch wenn ich eins nicht sein will, dann ein Misanthrop. Und wenn ich eins nicht verlieren will, dann die Hoffnung. Im Französischen heißt es so wunderbar: L´espoir Fait vivre. Die Hoffnung lässt uns leben. Denn so sehr die Welt gerade ins Taumeln geraten ist, so sehr wünsche ich mir doch, dass Langlebigkeit nicht zur Strafe wird, sondern zur Chance. Zur Freude. Zum Abenteuer.
Also drehen wir die Frage mal um: Was bräuchte es, damit es sich - wirklich - lohnt, 120 Jahre alt zu werden?
Eine Gesellschaft, die Weisheit ehrt statt nur Jugend feiert.
Alt zu werden ist kein Makel, sondern eine Leistung. Aber solange wir Alter nur als Defizit betrachten, statt als Schatz, wird Langlebigkeit zur Qual. Wir brauchen eine Gesellschaft, die Erfahrung wertschätzt, die das Leben als Wachstumsprozess begreift und nicht nur als Karriereleiter, die irgendwann im Nichts endet.
Eine Welt, die gerechter wird, nicht ungerechter.
Wo nicht wenige Milliarden horten, während andere nicht wissen, ob sie morgen die Miete zahlen können. Wo jeder Mensch eine Chance bekommt, nicht nur die, die ins richtige Elternhaus hineingeboren wurden. Eine Welt, in der Empathie keine Schwäche ist, sondern die höchste Form von Intelligenz.
Eine Umwelt, die nicht unter unseren Füßen kollabiert.
Denn was nützt es, 120 zu werden, wenn die Luft zum Atmen fehlt und das Wasser vergiftet ist? Wir brauchen einen Planeten, der uns auch in 100 Jahren noch trägt, versorgt, beheimatet.
Technologie, die dem Menschen dient, nicht ihn ausnutzt.
KI und Digitalisierung dürfen nicht Werkzeuge der Kontrolle und Manipulation sein, sondern müssen unser Leben tatsächlich bereichern. Wir brauchen Systeme, die uns unterstützen, statt uns auszubeuten.
Hoffnung, die realistisch bleibt.
Ja, die Welt ist kompliziert. Aber sie ist auch voller Möglichkeiten. Wir müssen uns weigern, dem Zynismus nachzugeben, denn Zynismus ist nichts anderes als ein Deckmantel für Hilflosigkeit. Hoffnung macht das Leben lebenswert. Und solange es Menschen gibt, die etwas verändern wollen, gibt es Hoffnung.
Longevity? Vielleicht doch.
Vielleicht lohnt es sich doch, 120 zu werden. Vielleicht nicht für die Welt, die wir jetzt haben, aber für die Welt, die wir erschaffen können. Es wird nicht leicht. Es wird kein Spaziergang. Aber wenn wir älter werden, dann doch bitte in einer Welt, die das Leben feiert, statt es nur noch zu ertragen und irgendwie auszuhalten, bis es endlich vorbei ist. Denn letztlich ist es nicht die Zeit, die zählt, sondern das, was wir mit ihr anfangen.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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Führung & Kommunikation: Vertrauen ist stärker als Kontrolle
Stellt euch mal vor, ihr seid in einem Team, in dem alles glatt läuft. Alle wissen, was sie tun. Es gibt keine Missverständnisse, keine Konflikte, keine Diskussionen – einfach perfektes, reibungsloses Arbeiten. Klingt traumhaft, oder? Falsch. Denn so ein Team gibt es nicht. Und wenn doch, dann arbeitet da entweder keiner oder es herrscht ein Klima, in dem alle nur noch Ja sagen, weil sie sich nichts mehr zu sagen trauen. Echte, gute, konstruktive Zusammenarbeit lebt von Austausch, von Reibung, von guten Diskussionen, und ja, auch von Konflikt. Von einem Umfeld, in dem Menschen offen sagen können, was sie denken – ohne Angst vor Konsequenzen. Und genau hier kommt das Zauberwort ins Spiel: Vertrauen.
Stellt euch mal vor, ihr seid in einem Team, in dem alles glatt läuft. Alle wissen, was sie tun. Es gibt keine Missverständnisse, keine Konflikte, keine Diskussionen – einfach perfektes, reibungsloses Arbeiten. Klingt traumhaft, oder? Falsch. Denn so ein Team gibt es nicht. Und wenn doch, dann arbeitet da entweder keiner oder es herrscht ein Klima, in dem alle nur noch Ja sagen, weil sie sich nichts mehr zu sagen trauen. Es ist wie eine gute, alte Ehe mit eingeschlafenen Füßen, ohne Highs, ohne Lows, ohne Leben, ohne Zukunft.
Echte, gute, konstruktive Zusammenarbeit lebt von Austausch, von Reibung, von guten Diskussionen, und ja, auch von Konflikt. Von einem Umfeld, in dem Menschen offen sagen können, was sie denken – ohne Angst vor Konsequenzen. Und genau hier kommt das Zauberwort ins Spiel: Vertrauen.
Warum Kontrolle alle erschöpft
Zu viel Kontrolle ist wie zu viel Salz im Essen: Am Anfang scheint es eine gute Idee zu sein, aber irgendwann schmeckt einfach nichts mehr. Wer glaubt, er müsse sein Team ständig überwachen, aus Angst, dass sonst nichts läuft, erzeugt vor allem eins: Stress. Auf beiden Seiten.
Führung bedeutet nicht Mikromanagement. Es bedeutet, ein Team so stark zu machen, dass es Verantwortung übernehmen kann. Allein. Führung ist, wie das Wort schon sagt, führen, anleiten. Es heißt ja auch nicht Kontrollung. Menschen dazu anleiten und führen, dass sie sich selbst zutrauen, mitzugestalten. Das geht nur, wenn Vertrauen da ist. Denn wer sich kontrolliert fühlt, traut sich weniger zu – und wer alles kontrollieren muss, kann irgendwann auch selbst nicht mehr. Ständig alles kontrollieren zu müssen, macht überhaupt keinen Spaß. Ich spreche aus Erfahrung, ich habe einen 13jährigen Teenager-Sohn, und meine Versuche, ihn zu Selbstorganisation, Ordnung, Disziplin, Selbstmanagement, Motivation und Engagement anzuleiten und zu führen, scheitern gerade täglich …
Bessere Kommunikation:
6 goldene Regeln für Teams, um wirklich gut zusammenarbeiten
Die 3-Sekunden-Regel: Erst denken, dann reden
Kennt ihr das, wenn ihr in einer Diskussion automatisch auf Angriff schaltet? Nächstes Mal: Kurz durchatmen. Drei Sekunden warten. Dann erst antworten. Ihr werdet staunen, wie oft ihr anders reagiert, wenn ihr euch diesen kurzen Moment gebt. Hat auch was mit unserem Cortex zu tun, dazu mehr hier.
Feedback ist kein Vorschlaghammer
Statt „Das war schlecht!“ lieber „Lass uns mal schauen, wie wir das optimieren können.“ Feedback ist keine Strafe, sondern eine Einladung zur Verbesserung. Und wer so spricht, sorgt dafür, dass Menschen erst mal zuhören, statt sich direkt angegriffen zu fühlen.
Mehr zuhören, weniger interpretieren
Missverständnisse entstehen nicht durch schlechte Kommunikation, sondern durch schlechte Interpretation. Anders gesagt: Durch all die Geschichten, die wir uns selbst tagein, tagaus erzählen. Über andere, über eine Situation, warum dies, warum das. Statt sofort zu reagieren also ab sofort: „Kannst du das genauer erklären? Was meinst du genau damit?“ Nachfragen verhindert 90 % aller Bösartigkeiten, die nie beabsichtigt waren.
Konflikte nicht vermeiden, sondern klug ansprechen
Keiner mag Streit, aber Streit ist nicht das Problem. Das Problem ist, wenn Dinge unausgesprochen schwelen. Und was schwelt, brennt irgendwann. Und wo es brennt, werden Dinge zerstört. Wer Unzufriedenheit nicht offen thematisiert, wird irgendwann passiv-aggressiv. Und das hilft genau null weiter.
Klartext statt Kopfkino
„Was genau meinst du damit?“ Dieser eine Satz kann so viele Probleme aus der Welt schaffen. Denn oft denken wir, wir wüssten genau, was der andere meint – und liegen komplett daneben. Also: Fragen stellen statt Geschichten im Kopf spinnen.
Erfolge feiern – auch die kleinen!
Wann hast du das letzte Mal jemandem bewusst gesagt, dass er oder sie tolle Arbeit gemacht hat? Eben. Mach das. Heute noch. Menschen brauchen Anerkennung und Wertschätzung - und vor allem auch besonders die, von denen man glaubt, sie sind die tough cookies – nicht nur für die großen Dinge, sondern auch für die kleinen.
Starke Teams brauchen Vertrauen, keine Kontrolle
Gute Kommunikation und eine starke Teamkultur entstehen nicht durch Regeln oder Prozesse. Sie entstehen durch Vertrauen, Wertschätzung und echte Gespräche. Und das beginnt bei uns selbst. Heute mal bewusst zuhören. Heute mal bewusst ein Lob aussprechen. Heute mal nachfragen, statt nur anzunehmen. Das macht den Unterschied. Ein Team, das sich gegenseitig vertraut, kann alles schaffen. Ohne sich gegenseitig in den Wahnsinn zu treiben.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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Das "Halluzinieren“ von KI ist zutiefst menschlich
Künstliche Intelligenz halluziniert. Und wir so? Reden einfach drauf los. Wir Menschen sind schon echt faszinierende Wesen. Kaum fragt uns jemand etwas, das wir nicht wissen, passiert eines von zwei Dingen: Entweder murmeln wir verlegen ein „Puh, keine Ahnung …“ oder – und das ist die Königsdisziplin – wir erfinden einfach was. Elegant, plausibel, manchmal totaler Quatsch, aber immer mit einer gewissen Überzeugung.
„KI halluziniert“, sagen wir dann vorwurfsvoll, wenn ChatGPT oder CoPilot uns mal wieder Unsinn ausspucken. Aber seien wir ehrlich: Wer hat nicht schon mal in einer Diskussion einfach ein vermeintliches „Faktum“ aus der Luft gegriffen, um nicht ganz dumm dazustehen?
Künstliche Intelligenz halluziniert. Und wir so? Reden doch auch einfach so drauf los. Ohne Faktencheck, und ziemlich oft mit ziemlich viel Fantasie.
Wir Menschen sind schon ziemlich faszinierende Wesen. Kaum fragt uns jemand etwas, das wir nicht wissen, passiert eines von zwei Dingen: Entweder murmeln wir verlegen ein „Puh, keine Ahnung …“ oder – und das ist die Königsdisziplin – wir erfinden einfach was. Elegant, plausibel, manchmal totaler Quatsch, aber immer mit einer gewissen Überzeugung.
„KI halluziniert“, sagen wir dann vorwurfsvoll und empört, wenn ChatGPT oder CoPilot uns mal wieder Unsinn ausspucken. Aber seien wir ehrlich: Wer hat nicht schon mal in einer Diskussion einfach ein vermeintliches „Faktum“ aus der Luft gegriffen, um nicht ganz dumm dazustehen?
Die Kunst des menschlichen Halluzinierens
Es gibt da dieses soziale Phänomen: Man will nicht unwissend wirken. Also füllt man die Wissenslücke mit irgendwas. So entstehen Aussagen wie:
„Ja klar, die Pyramiden wurden mit Hilfe von Alien-Technologie gebaut, stand neulich irgendwo!“
„Also ich hab gehört, dass Spinat doch gar nicht so viel Eisen enthält, weil da mal ein Komma verrutscht ist!“
„Napoleon war super klein. Ja, unter 1,50m oder so!“
(Das Internet so: Nein, nein und nein.)
Aber egal. Denn wir machen das nicht absichtlich. Unser Gehirn ist ein assoziatives, pattern-matching-Wunderwerk. Es setzt Bruchstücke zu einer kohärenten Geschichte zusammen – ob sie stimmt oder nicht. Ein bisschen wie ein Autokorrektur-Textgenerator auf Speed.
KI als Spiegel unseres eigenen Gequassels
Jetzt setzen wir uns hin und spotten über KI, die angeblich „halluziniert“. Aber was macht sie? Sie tut exakt das, was wir auch tun: Sie vervollständigt, extrapoliert, füllt Lücken mit Wahrscheinlichkeiten.
Fragt man eine KI: „Wie hieß der Hund von Albert Einstein?“ – dann kann es passieren, dass sie antwortet: „Sein Hund hieß Lumpy.“
Lumpy! Total erfunden. Aber auf eine charmante Weise logisch. Denn Einstein hatte viele Tiere. Und „Lumpy“ klingt absolut nach einem Namen, den ein exzentrischer Wissenschaftler seinem Hund geben könnte.
Ist das ein Fehler? Oder ist es einfach eine Art automatisierte Plausibilitätsbehauptung? Das menschliche Gehirn macht nichts anderes: Es sucht nach Mustern, ergänzt Lücken, und manchmal (oft) liegt es dabei daneben.
Warum wir KI für Fehler kritisieren, die wir selbst ständig machen
Hier ein Experiment: Stell dir vor, du bist auf einer Party und ein smarter Typ erzählt: „Wusstest du, dass es in Schottland eine offizielle Einhorn-Population gibt?“
Vielleicht denkst du im ersten Moment: Moment mal … klingt komisch, aber hey, Schottland ist mystisch genug. Könnte sein?
Und dann hörst du dich selbst sagen: „Ja klar! Die wurden doch im 19. Jahrhundert dort angesiedelt … oder so.“
Ups. Und da haben wir es wieder: Eine kleine, unbewusste Halluzination. Kein böswilliger Fake, sondern eine soziale Funktion. Wir ergänzen, vervollständigen, weil unser Gehirn lieber eine schlüssige Geschichte hat als eine Lücke.
Wenn eine KI das tut, nennen wir es „halluzinieren“ und ärgern uns. Wenn ein Mensch es tut, nennen wir es „gut improvisiert“.
Was wir von KI lernen können: Ein bisschen mehr Demut
Vielleicht ist die eigentliche Erkenntnis nicht, dass KI halluziniert, sondern dass wir es selbst ständig tun. Nur, dass wir unsere Halluzinationen als „Meinungen“, „Vermutungen“ oder „gefährliches Halbwissen“ tarnen.
Also, wenn das nächste Mal jemand sagt: „Diese KI kann man nicht ernst nehmen, die erzählt manchmal Blödsinn!“, dann können wir ruhig zurückfragen:
„Ja und? Machst du doch auch.“
Denn am Ende ist KI eben nur eins: ein Spiegel unseres eigenen Denkens. Und ehrlich gesagt – manchmal ist es doch auch ganz schön lustig, oder?
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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NEWS II TERMINE
Zeit: Die demokratischste und gerechteste Ressource der Welt
Zeit ist die demokratischste Ressource der Welt. Egal, wer du bist, egal, wo du stehst: Eine Sache ist für uns alle gleich: Zeit. Jeder Tag bringt 24 Stunden. 1.440 Minuten. 86.400 Sekunden. Niemand kann sich eine Extrastunde kaufen, kein Multimilliardär der Welt kann den Tag auf 28 Stunden strecken. Zeit ist die ultimative Demokratie. Die vielleicht gerechteste, unbestechlichste, unverhandelbarste Ressource, die es gibt. Und trotzdem fühlt es sich nicht so an, oder? - Über die Epidemie der Zeitarmut, den Sweet Spot zwischen Burnout und Boreout, Distraction Shaming und die 5-Why-Methode, die uns hilft, zu erkennen, ob wir unsere kostbare Zeit sinnvoll investieren.
Stell dir vor, du bist der reichste Mensch der Welt. Milliarden auf dem Konto, Häuser, Yachten, Champagnerfrühstück mit Aussicht. Oder du bist jemand, der kaum über die Runden kommt, der jeden Cent dreimal umdreht. Vielleicht bist du 19 und hast das Gefühl, die Welt steht dir offen, oder du bist 89 und fragst dich, wo die Zeit geblieben ist.
Egal, wer du bist, egal, wo du stehst: Eine Sache ist für uns alle gleich: Zeit.
Jeder Tag bringt 24 Stunden. 1.440 Minuten. 86.400 Sekunden. Niemand kann sich eine Extrastunde kaufen, kein Multimilliardär der Welt kann den Tag auf 28 Stunden strecken. Zeit ist die ultimative Demokratie. Die vielleicht gerechteste, unbestechlichste, unverhandelbarste Ressource, die es gibt. Und trotzdem fühlt es sich nicht so an, oder?
Die Epidemie der Zeitarmut
Wir leben in einer Welt, die uns permanent einredet, dass wir nicht genug Zeit haben. Zu viele To-dos, zu wenig Stunden. Ständig rennen wir von A nach B, jonglieren Jobs, Familie, Fitness, Social Life, Steuern, Arzttermine, und dann kommt jemand und sagt: Du musst mehr Selfcare machen! Ah, ja. Vielleicht zwischen zwei Meetings und der dritten ungeöffneten Rechnung und nachdem ich den trotzigen Dreijährigen ins Bett gebracht habe (was ca. 90 Minuten dauert)?
Aber was, wenn das Problem gar nicht die Zeit selbst ist, sondern unsere Haltung dazu? Was, wenn wir nicht zu wenigZeit haben, sondern uns einfach die falschen Geschichten über Zeit erzählen?
Was, wenn wir alle genug Zeit hätten?
Wir alle glauben, dass mehr Zeit die Lösung wäre. Wären die Tage länger, dann würde es endlich klappen mit den Yogastunden, den gesunden Mahlzeiten, dem Schreiben dieses Romans. Aber seien wir ehrlich: Würden wir dann wirklich in Ruhe in der Sonne sitzen und Tee trinken? Oder würden wir einfach nur noch mehr Dinge auf die To-do-Liste packen?
Mehr Zeit allein bringt nichts. Sie bewusst zu nutzen, das ist der Trick. Und zwar so, dass es sich gut anfühlt. Sinnvoll. Bereichernd. Dass wir nicht nur durch unseren Kalender hetzen, sondern auch spüren, was wir da eigentlich tun.
Der Sweet Spot zwischen Burnout und Boreout
Die Wissenschaft bestätigt: Menschen haben einen angeborenen Drang, ihre Zeit sinnvoll zu nutzen. Aber sinnvoll ist eben für jeden anders. Für den einen heißt es, einen Marathon zu laufen, für den anderen, sich durch drei Staffeln einer Serie zu bingen. Das Problem ist, dass wir uns ständig von außen diktieren lassen, was "wertvolle" Zeit ist. Und was "Zeitverschwendung".
Wirklich wertvoll wird unsere Zeit, wenn wir sie mit etwas verbringen, das uns erfüllt. Etwas, das Sinn macht – für uns. Ob das Arbeit ist, ein Hobby, oder das pure, unproduktive Sein.
Die 5-Warum-Methode: Ist deine Zeit gut investiert?
Ein kleines Gedankenexperiment: Stell dir vor, du fährst deine Kinder zum Fußballtraining. Das kann total nervig sein, du kannst dabei total gestresst sein, weil du eigentlich noch 100 andere Dinge zu erledigen hast oder auch, weil du einfach mal gern eine Stunde Zeit für dich hättest. Und dennoch kannst du diese Zeit mit einer anderen Haltung verbringen, wenn diese konform mit deinen Werten ist.
Dabei hilft es, dir fünf mal die Warum-Frage zu stellen und so in die Tiefe zu gehen und an den Kern zu kommen, ob das, wofür du gerade deine Zeit verwendest, wirklich etwas ist, was dir wichtig ist. Beispiel:
Warum also fährst du gerade deine Kids zum Fußballtraining? Weil es mir wichtig ist, dass sie Sport machen.
Warum ist dir das wichtig? Weil Bewegung ihnen gut tut.
Warum ist dir das wichtig? Weil ich will, dass sie gesund sind.
Warum ist dir das wichtig? Weil ich möchte, dass sie ein gutes Leben haben.
Warum ist dir das wichtig? Weil mir meine Familie am Herzen liegt.
Und zack – aus einer "Pflicht" wird ein Wert. Eine bewusste Entscheidung. Und auf einmal fühlt es sich nicht mehr wie Zeitverschwendung an. Und du sitzt gelassen und gut gelaunt im Auto.
Distraction Shaming: Warum Frauen nie genug Zeit haben
Eine kurze Randnotiz zu einem Phänomen, das mir in den letzten Jahren immer wieder begegnet: Frauen auf Spielplätzen, die ihr Handy checken, werden verurteilt. "Sie kümmert sich nicht um ihr Kind!" Gleichzeitig sind diese Frauen aber die Hauptorganisatorinnen von ALLEM! Und damit meine ich wirklich - ALLEM. Mental Load en masse: Arzttermine, Kindergeburtstage, Schulangelegenheiten, Familienlogistik. Sie planen das Leben aller um sich herum – aber wann erleben sie es eigentlich selbst?
Zeit ist nicht nur das, was wir tun, sondern auch, was wir wahrnehmen. Und wenn unsere Zeit permanent darin besteht, das Erleben anderer zu möglich zu machen, fehlt uns etwas. Denn wir erleben das, was wir für andere organisieren, gar nicht selbst. Und genau das erzeugt dieses Gefühl von Zeitarmut.
Bist du mit deiner Zeit im Reinen?
Am Ende bleibt eine Frage: Verbringst du deine Zeit mit dem, was dir wirklich wichtig ist? Und falls nicht – was genau würde es brauchen, um das zu ändern? Denn Zeit ist die demokratischste Ressource der Welt. Aber wie wir sie nutzen, das ist unsere Entscheidung.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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KI-Regeln - jetzt wird's ernst! Was der EU Artificial Intelligence Act für Unternehmen bedeutet (und wie Sie trotzdem cool bleiben)
Seit diesem Monat gibt’s frische Spielregeln im digitalen Sandkasten Europa: Der „European Union Artificial Intelligence Act“ (kurz: EU AI Act) ist in Kraft getreten. Und wenn Sie jetzt denken: „Was hat das mit mir zu tun?“, dann hier die ungeschönte Wahrheit: ziemlich viel – vor allem, wenn Sie oder Ihr Unternehmen irgendetwas mit Künstlicher Intelligenz machen. Spoiler: Das betrifft mittlerweile fast alle.
Die neue Verordnung zwingt Unternehmen, ihre Mitarbeitenden gezielt zu schulen. Einfach so drauflos-KI-en geht nicht mehr. Die Mitarbeitenden müssen fit gemacht werden, Chancen und Risiken der KI klar zu erkennen und verantwortungsvoll mit der Technologie umzugehen. Klingt vernünftig – aber was bedeutet das konkret?
Seit diesem Monat gibt’s frische Spielregeln im digitalen Sandkasten Europa: Der „European Union Artificial Intelligence Act“ (kurz: EU AI Act) ist in Kraft getreten. Und wenn Sie jetzt denken: „Was hat das mit mir zu tun?“, dann hier die ungeschönte Wahrheit: ziemlich viel – vor allem, wenn Sie oder Ihr Unternehmen irgendetwas mit Künstlicher Intelligenz machen. Spoiler: Das betrifft mittlerweile fast alle.
Was steht da eigentlich drin?
Die neue Verordnung zwingt Unternehmen, ihre Mitarbeitenden gezielt zu schulen. Einfach so drauflos-KI-en geht nicht mehr. Die Mitarbeitenden müssen fit gemacht werden, Chancen und Risiken der KI klar zu erkennen und verantwortungsvoll mit der Technologie umzugehen. Klingt vernünftig – aber was bedeutet das konkret?
Warum überhaupt die Schulungen?
Weil Künstliche Intelligenz eben kein süßer Chatbot ist, der mal eben den Wetterbericht liefert. KI beeinflusst Entscheidungen, verändert Arbeitsprozesse, und manchmal - oder, let´s be honest, ziemlich oft - macht sie dabei Dinge, die niemand so genau versteht (Hallo Blackbox!). Genau deshalb braucht es Menschen, die wissen, was sie tun – oder zumindest wissen, wie man erkennt, wenn KI gerade etwas tut, was sie besser nicht tun sollte.
Wie schnell muss jetzt gehandelt werden?
Es gibt keine lange Schonfrist: Wer KI einsetzt, muss jetzt aktiv werden. Unternehmen sind verpflichtet, unmittelbar Fortbildungen anzubieten. Wie schnell? Besser gestern als morgen. Denn bei Nichterfüllung drohen empfindliche Strafen – wir sprechen hier von Geldbußen bis zu 6 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Ouch! Das tut weh.
Ein Workshop, zwei Workshops, Dauer-Abo?
Klar ist: Ein einziges KI-Training „zwischen Kaffee und Mittagspause“ wird kaum reichen. KI verändert sich ständig, genauso wie die Anforderungen daran. Ideal wäre deshalb ein kontinuierlicher Ansatz, der regelmäßige Updates und Auffrischungen vorsieht. Denkbar sind sowohl intensive Einsteiger-Workshops über mehrere Tage, als auch regelmäßige Follow-ups in kleinen Häppchen, etwa als Online-Kurse, Webinare oder Präsenzveranstaltungen. Je nach Unternehmensgröße und Komplexität der KI-Systeme kann das sehr unterschiedlich aussehen.
Ein bisschen wie Führerschein, Hundehalterkurs oder Erste-Hilfe-Training – nur eben ständig
Stellen Sie sich vor, Sie machen einen Führerschein: Sie lernen einmal Regeln und Techniken, und fertig. So einfach ist es bei KI leider nicht. KI-Trainings sind eher wie regelmäßige Auffrischungskurse beim Hundehalterschein oder Erste-Hilfe-Kurs. Der Grund: Alles verändert sich rasant – neue Technologien, neue Regeln, neue Risiken. Genau deshalb muss Ihr KI-Wissen permanent aufgefrischt werden, damit Sie (und Ihr Unternehmen) nicht plötzlich im digitalen Straßengraben landen.
Wer soll’s eigentlich machen – und haben wir dafür überhaupt Ressourcen?
Gute Frage! Viele Unternehmen haben weder das Personal noch die Zeit, geschweige denn unbegrenzte finanzielle Ressourcen, um ihre Mitarbeitenden ständig weiterzubilden. Und ganz ehrlich: Eine:n qualifizierte:n KI-Trainer:in findet man auch nicht einfach so an jeder Straßenecke. Hier sind clevere Lösungen gefragt: eine Mischung aus internen Expert:innen, externen Profis und maßgeschneiderten Inhalten, die gezielt vermitteln, was wirklich wichtig ist. Auch hier gilt: Lieber punktuell richtig als dauerhaft halbherzig.
Aber, hier kommt die gute Nachricht (und der charmante Twist):
Sie müssen nicht allein durch den KI-Dschungel! Ich unterstütze Unternehmen genau dabei – mit Keynotes und Workshops, die nicht nur kompetent, sondern auch unterhaltsam und praxisnah sind. In meinen Sessions lernen Sie nicht nur, welche Chancen und Risiken KI bietet, sondern auch, wie man diese smarte Technologie souverän und verantwortungsvoll einsetzt.
Was Sie erwartet?
Praxisorientierte und humorvolle Einführungen ins Thema KI.
Verstehen, wie KI Entscheidungen trifft (und warum sie manchmal falsch liegt).
Interaktive Übungen, die KI-Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein fördern.
Klare Strategien für Unternehmen, und wie Sie Ihre Teams nachhaltig KI-fit machen – und dabei auch noch Spaß haben.
Mehr über meine Vorträge und Workshops zum Thema Künstliche Intelligenz erfahren Sie hier
Also, keine Angst vor der KI-Regelwut! Zusammen machen wir Sie fit für die Zukunft – ohne Panik, aber mit ganz viel Freude am Lernen. Klingt nach einem Plan? Dann melden Sie sich gern – ich freue mich drauf!
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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Die vier Säulen der KI-Zukunft: Chips, Energie, Daten und Talent
Künstliche Intelligenz ist kein Zauberwerk. Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als wären KI-Modelle wie ChatGPT oder Midjourney aus dem Nichts über Nacht aufgetaucht, steckt hinter der Entwicklung von KI-Systemen eine hochkomplexe Infrastruktur. Vier zentrale Ressourcen sind dabei entscheidend: Chips, Energie, Daten und Talent. Das war die Kernaussage des Leiters für globale Angelegenheiten, Chris Lehane, von OpenAI beim großen internationalen „AI Action Summit“ in Paris im Februar 2025, zu der der französische Ministerpräsident Emmanuel Macron eingeladen hatte. Ohne diese vier Faktoren bleibt selbst die cleverste Idee nur eine Theorie. Doch was genau bedeutet das? Hier ein schneller Überblick.
Künstliche Intelligenz ist kein Zauberwerk. Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als wären KI-Modelle wie ChatGPT oder Midjourney aus dem Nichts über Nacht aufgetaucht, steckt hinter der Entwicklung von KI-Systemen eine hochkomplexe Infrastruktur. Vier zentrale Ressourcen sind dabei entscheidend: Chips, Energie, Daten und Talent. Das war die Kernaussage des Leiters für globale Angelegenheiten, Chris Lehane, von OpenAI beim großen internationalen „AI Action Summit“ in Paris im Februar 2025, zu der der französische Ministerpräsident Emmanuel Macron eingeladen hatte. Ohne diese vier Faktoren bleibt selbst die cleverste Idee nur eine Theorie. Doch was genau bedeutet das? Hier ein schneller Überblick.
1. Chips – Das Nervensystem der KI
Ohne spezialisierte Hardware wären heutige KI-Modelle undenkbar. Die Rechenleistung, die für das Training und den Betrieb moderner KI-Systeme benötigt wird, ist gigantisch. Standardprozessoren stoßen hier schnell an ihre Grenzen. Stattdessen sind es GPUs (Graphics Processing Units) und spezialisierte Chips wie TPUs (Tensor Processing Units), die das maschinelle Lernen ermöglichen. Nvidia, AMD, Intel und Unternehmen wie Google mit ihren TPUs liefern die technologische Grundlage für den KI-Boom. Doch die Nachfrage ist hoch, die Produktionskapazitäten begrenzt und die Abhängigkeit von wenigen Herstellern ein geopolitischer Risikofaktor.
2. Energie – Der unsichtbare Treibstoff
KI ist energiehungrig. Training und Betrieb von KI-Modellen verschlingen Unmengen an Strom. Eine einzige Trainingseinheit eines großen Sprachmodells kann so viel Energie verbrauchen wie tausende Haushalte in einem Jahr. Der Wettlauf um effiziente KI-Modelle ist daher auch ein Rennen um Nachhaltigkeit. Unternehmen wie OpenAI, Google und Meta arbeiten an energieeffizienteren Algorithmen, aber am Ende bleibt eine Frage: Woher kommt der Strom? Der massive Energieverbrauch macht die KI-Industrie abhängig von stabilen Stromnetzen und grüner Energie. Denn eins ist klar: KI sollte nicht zum Klimakiller werden.
3. Daten – Der Rohstoff des maschinellen Lernens
Ohne Daten keine KI. Algorithmen lernen aus gigantischen Datenmengen – Texte, Bilder, Videos, Sensordaten. Doch Daten sind nicht einfach nur vorhanden, sie müssen gesammelt, bereinigt und strukturiert werden. Und sie müssen qualitativ hochwertig sein. Eine KI ist nur so gut wie das Material, mit dem sie trainiert wird. Hinzu kommen ethische Fragen: Wem gehören die Daten? Wer hat Zugriff? Und wie verhindern wir, dass KI-Systeme voreingenommen sind, weil die Trainingsdaten verzerrt oder unausgewogen sind? Die Zukunft der KI wird auch davon abhängen, wie wir mit diesen Fragen umgehen.
4. Talent – Die klugen Köpfe hinter der Technologie
Am Ende sind es Menschen, die KI entwickeln, trainieren und einsetzen. Und genau hier liegt eine der größten Herausforderungen: Der Bedarf an KI-Expert:innen übersteigt bei Weitem das Angebot. Data Scientists, Machine-Learning-Ingenieure, Ethiker:innen für KI - sie alle sind rar und weltweit umkämpft. Ausbildung und Talentförderung spielen eine immer wichtigere Rolle. Wer die besten Leute hat, hat auch die beste KI. Das bedeutet: Bildungssysteme müssen aufholen, Unternehmen müssen Fachkräfte entwickeln und die Gesellschaft muss sich fragen, wie sie den KI-Fortschritt aktiv mitgestalten will.
Die Zukunft der KI ist eine Frage der Ressourcen
Künstliche Intelligenz ist kein Selbstläufer. Sie braucht Hardware, Strom, Daten und kluge Köpfe. Wer diese vier Elemente meistert, hat die Kontrolle über die Zukunft der KI. Doch dabei geht es nicht nur um technologische Machbarkeit, sondern auch um gesellschaftliche Verantwortung. Die Frage ist nicht nur, wie wir KI entwickeln, sondern auch immer wofür.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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Ambidextrie – oder: Können Unternehmen wirklich beidhändig denken?
Stell dir vor, du bist Rechtshänder:in. Dein Leben lang hast du alles mit rechts gemacht – geschrieben, gegessen, Türgriffe gedrückt. Und dann kommt jemand und sagt: "So, ab jetzt machst du das alles auch mit links. Gleichzeitig." Ähm, wie bitte?! Genau das bedeutet Ambidextrie. Und genau das verlangt man gerade von Unternehmen und Führungskräften: Beidhändigkeit. Gleichzeitig Altes bewahren und Neues erfinden. Stabilität sichern und Innovation vorantreiben. Klingt wie Multitasking auf Steroiden? Ist es auch.
Stell dir vor, du bist Rechtshänder:in. Dein Leben lang hast du alles mit rechts gemacht – geschrieben, gegessen, Türgriffe gedrückt. Und dann kommt jemand und sagt: "So, ab jetzt machst du das alles auch mit links. Gleichzeitig." Ähm, wie bitte?! Genau das bedeutet Ambidextrie. Und genau das verlangt man gerade von Unternehmen und Führungskräften: Beidhändigkeit. Gleichzeitig Altes bewahren und Neues erfinden. Stabilität sichern und Innovation vorantreiben. Klingt wie Multitasking auf Steroiden? Ist es auch.
Ambidextrie: Trendbegriff oder echte Strategie?
Ambidextrie (oder auf Englisch: "organizational ambidexterity") ist die schicke Art zu sagen: Unternehmen müssen zwei völlig unterschiedliche Dinge gleichzeitig tun. Nach dem Motto, wer bin ich, und wenn ja, wie viele? Sie sollen Exploration (Neues ausprobieren, Innovation, Zukunft) und Exploitation (Bestehendes optimieren, Prozesse effizienter machen, Gegenwart sichern) parallel hinbekommen.
Bislang hieß es oft: „Entweder sind wir eine coole Start-up-Klitsche und disrupten alles, oder wir sind ein etablierter Konzern und optimieren uns zu Tode.“ Aber jetzt? Jetzt müssen alle Unternehmen plötzlich beides sein. Warum? Weil die Welt sich immer schneller dreht und niemand sich mehr leisten kann, nur auf einem Bein zu hüpfen. Digitalisierung, KI, Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel – Willkommen im Zirkus der modernen Wirtschaft.
Ambidextrie vs. Innovation vs. Exnovation
Ambidextrie ist eigentlich die elegante Antwort auf eine zentrale Unternehmensfrage: Wie bekommen wir Innovation UND Exnovation unter einen Hut?
Innovation: Neues erfinden, sich selbst disrupten, mutig ins Ungewisse springen.
Exnovation: Alte, überholte Prozesse und Technologien loslassen, Ballast abwerfen, Platz für Neues schaffen.
Ambidextrie: Beides zur gleichen Zeit tun, ohne dass das eine das andere torpediert.
Kurz gesagt: Während du die neueste KI-gestützte Software in dein Unternehmen einführst, musst du gleichzeitig entscheiden, welche alten Prozesse aus den 90ern endlich rausfliegen. Das ist der schmale Grat zwischen Zukunftsvision und betriebswirtschaftlichem Realitätssinn.
Exnovation ≠ Bewahren, sondern bewusstes Loslassen
Tatsächlich wird Exnovation oft missverstanden. Es klingt so, als würde es um das Bewahren von Bewährtem gehen – das ist es aber nicht. Exnovation bedeutet gezieltes Abschaffen überholter Prozesse, Technologien oder Strukturen, um Platz für Neues zu schaffen. Es ist quasi das „Un-Innovieren“.
Während Innovation neue Ideen einführt, sorgt Exnovation dafür, dass alte, ineffiziente oder hinderliche Dinge nicht weiter mitgeschleppt werden. Es geht nicht darum, Bewährtes zu beschützen, sondern um eine Art „organisierte Entsorgung“.
Beispiel:
Innovation: Einführung von Elektroautos.
Exnovation: Abschaffung von Verbrennungsmotoren in der Produktion.
Oder auf Unternehmensebene:
Ein Unternehmen kann eine alte IT-Infrastruktur durch eine Cloud-Lösung ersetzen (Exnovation).
Ein Konzern stellt fest, dass ein Geschäftsmodell nicht mehr zeitgemäß ist und fährt es bewusst herunter, anstatt es ausbluten zu lassen.
Warum ist Exnovation wichtig?
Weil Unternehmen sonst in der Legacy-Falle landen: Sie erfinden ständig Neues, hängen aber noch an alten Prozessen, die Innovationen ausbremsen. Exnovation ist also der notwendige Gegenpart zur Innovation, damit Fortschritt nicht von Altlasten ausgebremst wird.
Ambidextrie + Exnovation?
Hier schließt sich der Kreis zur Ambidextrie: Unternehmen müssen beidhändig agieren – sie brauchen die Fähigkeit, gleichzeitig Neues zu erschaffen (Innovation) und das Überholte loszulassen (Exnovation). Ohne Exnovation wird Innovation oft ineffizient, weil Altes und Neues gleichzeitig nebeneinander existieren, sich aber gegenseitig behindern.
Kurz gesagt: Exnovation ist kein Bewahren, sondern ein strategisches Entrümpeln – damit Innovationen wirklich wirken können.
Aber wie setzt man das um?
Theorie ist schön, Praxis ist oft ein Albtraum. Wie also schaffen es Unternehmen, beidhändig zu denken? Ein paar Strategien:
Strukturelle Ambidextrie – Manche Unternehmen gründen eigene Innovations-Hubs oder Abteilungen, die sich NUR mit Zukunft beschäftigen, während das Kerngeschäft stabil weiterläuft. Think: Google X für radikale Innovationen, während Google Search Geld druckt.
Kontextuelle Ambidextrie – Hier sollen Mitarbeitende in ihrem Alltag sowohl effizient als auch innovativ sein. Sprich: Morgens KPIs und Quartalszahlen optimieren, nachmittags ein Zukunftsprodukt brainstormen.
Führung mit Ambidextrie-Mindset – Führungskräfte müssen verstehen, dass sie sich nicht für eins entscheiden dürfen. Sie müssen das Spagat-Talent entwickeln, das Bestehende zu schützen und gleichzeitig das Neue zu ermöglichen – ohne die Leute in den Wahnsinn zu treiben.
Funktioniert das wirklich?
Gute Frage. Es gibt Unternehmen, die Ambidextrie richtig gut hinbekommen. Ambidextrie funktioniert, wenn Unternehmen alte Erfolgsmodelle loslassen können, während sie gleichzeitig mutig in die Zukunft investieren.
Netflix – Vom DVD-Verleiher zum Streaming-Giganten
Innovation: Netflix hat das Streaming revolutioniert und sich vom klassischen DVD-Verleih zu einer der größten Streaming-Plattformen entwickelt.
Exnovation: Sie haben ihr ursprüngliches DVD-Geschäft (das 1997 gestartet wurde) komplett abgeschaltet – obwohl es profitabel war. 2023 wurde die letzte DVD verschickt. Stattdessen haben sie sich voll auf das digitale Geschäftsmodell fokussiert.
➡ Warum ist das ambidexter? Netflix hat einerseits seine bestehenden Daten- und Algorithmen-Modelle perfektioniert (Exploitation), aber gleichzeitig massiv in Originals, KI-basierte Content-Empfehlungen und neue Geschäftsmodelle wie werbefinanziertes Streaming investiert (Exploration).
Apple – iPhone vs. iPod
Innovation: Apple brachte das iPhone als Smartphone-Revolution auf den Markt und baute damit ein neues digitales Ökosystem auf.
Exnovation: Der iPod war einst Apples Vorzeigeprodukt, aber anstatt ihn künstlich am Leben zu halten, wurde er 2022 offiziell eingestellt. Das iPhone übernahm die komplette Rolle des iPods und mehr.
➡ Warum ist das ambidexter? Apple perfektioniert bestehende Produkte wie MacBooks und AirPods (Exploitation), investiert aber parallel massiv in neue Technologien wie KI, Mixed Reality (Vision Pro) und Apple Silicon Chips (Exploration).
Volkswagen – Elektro vs. Verbrenner
Innovation: VW setzt mit der ID-Reihe voll auf Elektromobilität und plant, ab 2033 in Europa keine Verbrenner mehr zu produzieren.
Exnovation: Langfristig bedeutet das das Ausstiegsprogramm für Diesel- und Benzinmotoren. VW hat sich strategisch entschieden, sich von traditionellen Antrieben zu verabschieden.
➡ Warum ist das ambidexter? Einerseits laufen klassische Golf- und Passat-Modelle noch auf Hochtouren (Exploitation), andererseits treibt VW die E-Mobilität, Software-Integration und autonomes Fahren massiv voran (Exploration).
Microsoft – Cloud vs. Windows
Innovation: Microsoft hat mit Azure eine der weltweit führenden Cloud-Plattformen aufgebaut, die inzwischen mehr Umsatz macht als das klassische Windows-Business.
Exnovation: Microsoft hat sich schrittweise von On-Premise-Lösungen getrennt und rückt Cloud-first-Strategien in den Fokus. Office gibt es fast nur noch als Abo-Modell, Windows-Updates sind Cloud-integriert, und klassische Server-Software wird heruntergefahren.
➡ Warum ist das ambidexter? Microsoft sichert sich mit bestehenden Softwareprodukten wie Office und Windows stabile Einnahmen (Exploitation), während sie gleichzeitig in KI, Cloud-Technologien und Gaming (z. B. Xbox Game Pass) investieren (Exploration).
Amazon – E-Commerce vs. Cloud & KI
Innovation: Amazon war ursprünglich ein reiner Online-Buchhändler. Heute ist es ein globales Tech-Unternehmen mit starken Innovationsfeldern in Cloud-Technologie (AWS), Künstlicher Intelligenz (Alexa, generative KI), autonomer Logistik (Drohnenlieferung) und Smart Devices (Echo, Fire TV).
Exnovation: Während Amazon auf Zukunftstechnologien setzt, trennt es sich gezielt von Geschäftsmodellen oder Technologien, die nicht mehr funktionieren. Beispiele:
Amazon Dash Buttons (die physischen Knöpfe für Nachbestellungen) wurden 2019 abgeschafft, weil smarte Sprachassistenten effizienter sind.
Fire Phone – 2014 gelauncht, 2015 eingestellt. Statt an einem erfolglosen Produkt festzuhalten (Kill your Darlings!), fokussierte sich Amazon auf Echo & Alexa, was deutlich erfolgreicher wurde.
Bestimmte physische Läden wie Amazon Books wurden 2022 wieder geschlossen, weil sie nicht rentabel waren – obwohl sie als Innovation gestartet waren.
➡ Warum ist das ambidexter? Amazon optimiert das bestehende Kerngeschäft (E-Commerce, Prime, Logistik) bis zur Perfektion (Exploitation), während es gleichzeitig in bahnbrechende Technologien wie KI, Cloud (AWS) und smarte Lieferprozesse massiv investiert (Exploration). Wenn Innovation nicht funktioniert, wird sie konsequent exnoviert.
Bosch – Traditionelle Technik vs. Zukunftstechnologien
Innovation: Bosch ist seit Jahrzehnten ein führender Hersteller von Automobiltechnik, Haushaltsgeräten und Industrielösungen. Doch anstatt sich nur auf das Altbewährte zu verlassen, investiert Bosch stark in Wasserstofftechnologien, IoT, smarte Gebäudeautomation und nachhaltige Energiesysteme.
Exnovation:
Dieselmotor-Technologie: Bosch war jahrzehntelang führend in der Dieseltechnik, hat aber 2021 angekündigt, die Entwicklung neuer Diesel-Pkw-Systeme einzustellen. Stattdessen investiert das Unternehmen in Brennstoffzellen, E-Mobilität und Wasserstofftechnologien.
Klassische Verbrenner-Zündkerzen: Früher ein Bosch-Kerngeschäft, heute ein schrumpfender Markt. Bosch verschiebt den Fokus hin zu Batterietechnologie und neuen Antriebssystemen.
Mechanische Steuerungen: Statt rein mechanischer Lösungen setzt Bosch zunehmend auf Software, Automatisierung und KI-gestützte Sensortechnik in Fahrzeugen und Industrieanlagen.
➡ Warum ist das ambidexter? Bosch hält an seinen erfolgreichen, stabilen Geschäftsbereichen fest (z. B. Haushaltsgeräte, Sensorik für Maschinen), optimiert und verbessert diese (Exploitation). Gleichzeitig treibt das Unternehmen Zukunftstechnologien voran (Exploration) – insbesondere im Bereich nachhaltiger Mobilität, IoT und KI.
Aber es gibt auch Firmen, die sich mit Ambidextrie schwertun. Die einen, weil sie sich nicht trauen, alte Zöpfe abzuschneiden. Die anderen, weil sie sich so sehr in der Innovation verlieren, dass sie vergessen, dass ein Unternehmen auch heute noch Rechnungen bezahlen muss.
Ambidextrie – Muss das sein?
Kurz gesagt: Ja. Unternehmen, die nicht beidhändig denken, werden entweder von Innovationen überrollt oder erstarren im Optimierungswahn. Ambidextrie ist kein nettes Management-Buzzword, sondern die Überlebensstrategie für das 21. Jahrhundert. Die große Kunst besteht darin, die richtige Balance zu finden – und nicht am Ende mit zwei linken Händen dazustehen. Und nun? Beidhändig üben! Vielleicht erst mal mit Messer und Gabel…
LESETIPPS & EXPERT:INNEN
„Dual Transformation - How to Reposition Today's Business While Creating the Future“ – Scott D. Anthony, Clark G. Gilbert, Mark W. Johnson
„The Innovator’s Dilemma - When New Technologies Cause Great Firms to Fail“ – Clayton Christensen (DER Klassiker)
„Ambidextrous Organizations: Managing Evolutionary and Revolutionary Change“ – Julian Birkinshaw & Cristina Gibson
Harvard Business Review hat diverse Artikel dazu, z. B. von Charles O’Reilly und Michael Tushman, die als Pioniere der Ambidextrie-Forschung gelten.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
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Das Gegenteil von Aufmerksamkeits-Ökonomie: Die Kunst des Unaufdringlichen als Super-Skill
Wenn alles laut ist, wird Stille zum Luxus. Wenn alle um Sichtbarkeit kämpfen, wird Unsichtbarkeit zur Superkraft. Willkommen im Zeitalter der Aufmerksamkeitsökonomie – einem System, in dem nicht mehr der gewinnt, der wirklich etwas zu sagen hat, sondern der, der am lautesten brüllt, sich am besten inszeniert oder den cleversten Algorithmus füttert. Aber was wäre, wenn wir dieses Spiel nicht mehr mitspielen? Wenn wir aufhören, ständig nach vorne zu drängen, unsere Meinung in jeden Diskurs zu hämmern und uns für jedes Like zu prostituieren? Was, wenn es eine klügere Strategie gibt – nämlich die des bewussten Rückzugs?
Wenn alles laut ist, wird Stille zum Luxus. Wenn alle um Sichtbarkeit kämpfen, wird Unsichtbarkeit zur Superkraft. Willkommen im Zeitalter der Aufmerksamkeitsökonomie – einem System, in dem nicht mehr der gewinnt, der wirklich etwas zu sagen hat, sondern der, der am lautesten brüllt, sich am besten inszeniert oder den cleversten Algorithmus füttert. Aber was wäre, wenn wir dieses Spiel nicht mehr mitspielen? Wenn wir aufhören, ständig nach vorne zu drängen, unsere Meinung in jeden Diskurs zu hämmern und uns für jedes Like zu prostituieren? Was, wenn es eine klügere Strategie gibt – nämlich die des bewussten Rückzugs?
Was ist das Gegenteil von Aufmerksamkeitsökonomie?
Aufmerksamkeitsökonomie basiert auf einem simplen Prinzip: Deine Zeit und deine Wahrnehmung sind begrenzte Ressourcen, um die unzählige Player konkurrieren – Medien, Social-Media-Influencer, Unternehmen, Politiker, deine Nachbarn mit dem neuen Elektro-SUV. Aufmerksamkeit ist die Währung, und viele tun alles, um sie zu bekommen. Doch was wäre das Gegenmodell? Und wie bekommen wir die Hoheit über unsere Aufmerksamkeit wieder zurück - und wie können wir sie verteidigen?
Vielleicht könnten wir es „Fokus-Ökonomie“ nennen. Eine Welt, in der nicht Sichtbarkeit das Maß aller Dinge ist, sondern Konzentration auf das Wesentliche. Eine Welt, in der nicht die Lautesten die Richtung vorgeben, sondern diejenigen, die still und beständig an wichtigen Dingen arbeiten – ohne permanent nach Applaus zu heischen. Eine Welt, in der Menschen ihr Ding machen, ohne es in zwanzig Instagram-Storys zu dokumentieren.
Die Schönheit der zweiten Reihe
Es gibt einen unterschätzten Wert in der mittleren und hinteren Reihe des Lebens. Dort, wo die Leute nicht permanent „Hier!“ schreien, sondern einfach tun, was sie tun. Wo Arbeit nicht deshalb verrichtet wird, weil sie Klicks generiert, sondern weil sie wertvoll ist. Wo man nicht um jeden Preis ein Personal Brand sein muss, sondern ein guter Freund, eine kluge Denkerin, ein kreativer Handwerker, eine reflektierte Führungskraft.
Warum sollten wir uns alle manchmal ein wenig unsichtbarer machen?
Weniger Vergleich, mehr Frieden – Wer nicht permanent nach vorne drängt, hat weniger das Gefühl, mit anderen konkurrieren zu müssen. Das bedeutet: weniger Selbstzweifel, weniger Stress, weniger unnötige Vergleiche.
Tiefere Beziehungen – Wer nicht nur für den Moment inszeniert, sondern sich Zeit für echte Begegnungen nimmt, baut tiefere, authentischere Verbindungen auf.
Mehr Qualität, weniger Ablenkung – Wer sich nicht auf die Bühne zerren lässt, sondern sich auf seine Arbeit konzentriert, schafft mehr Wert. Denn das beste Werk entsteht oft nicht im Lärm der Likes, sondern in der Stille der Hingabe.
Innere Freiheit – Wer sich nicht ständig von äußeren Bestätigungen abhängig macht, gewinnt ein enormes Maß an Autonomie zurück. Die Frage „Wie werde ich wahrgenommen?“ tritt in den Hintergrund – die Frage „Was möchte ich wirklich tun?“ rückt nach vorne.
Unsichtbarkeit als Superkraft
Natürlich ist völlige Unsichtbarkeit keine Lösung. Aber die bewusste Entscheidung, wann und wo man sichtbar sein will – und wann eben nicht –, könnte zu einem der wichtigsten Skills unserer Zeit werden. Stell dir vor, mehr Menschen würden sich der Logik der Aufmerksamkeitsökonomie verweigern. Sie würden weniger um Likes buhlen und mehr um Tiefe ringen. Weniger um Reichweite kämpfen und mehr um Substanz. Weniger viral sein und mehr nachhaltig wirken. Und auch das Thema mit den nervigen Influencer:innen wäre recht schnell erledigt - ohne Aufmerksamkeit fehlt ihnen die Luft zum Atmen, ihr fragwürdiges Businessmodel würde von heute auf morgen zusammenfallen wie ein Käsesoufflée.
Vielleicht wäre das das klügste Gegenmodell zur heutigen Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die nicht nach den Lautesten schaut, sondern nach den Beständigsten. Eine Welt, in der nicht die Vorderreihe entscheidet, sondern die Mitte und die Hinteren. Eine Welt, in der du nicht mehr dauernd mitspielen musst, um relevant zu sein. Sondern einfach bist.
Und vielleicht – nur vielleicht – würden wir dann alle ein bisschen glücklicher und zufriedener sein.
Was ist Aufmerksamkeitsökonomie?
Die Aufmerksamkeitsökonomie beschreibt ein System, in dem Aufmerksamkeit als knappe Ressource gilt und gezielt von Unternehmen, Medien, Plattformen und Individuen umkämpft wird. In einer Welt, in der Informationen im Überfluss vorhanden sind, wird Aufmerksamkeit zum entscheidenden Faktor für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg. Der Begriff wurde maßgeblich vom Wirtschaftswissenschaftler und Psychologen Herbert A. Simon in den 1970er Jahren geprägt. Er stellte fest, dass die Fülle an Informationen dazu führt, dass Aufmerksamkeit zum begrenzenden Faktor wird: Wer sie kontrolliert, bestimmt die öffentliche Wahrnehmung und Meinungsbildung.
Entwicklung und Auswirkungen
Die Aufmerksamkeitsökonomie gewann mit der Digitalisierung und insbesondere mit dem Aufstieg des Internets in den 1990er Jahren an Bedeutung. Soziale Medien, Suchmaschinen und digitale Werbeplattformen entwickelten neue Geschäftsmodelle, die darauf basieren, Nutzer:innen möglichst lange auf ihren Seiten zu halten und ihre Aufmerksamkeit zu monetarisieren. Unternehmen wie Google, Facebook, TikTok und Instagram nutzen Algorithmen, um Inhalte zu optimieren und maximale Interaktionsraten zu erzeugen – oft auf Kosten der mentalen Gesundheit ihrer Nutzer:innen.
Probleme der Aufmerksamkeitsökonomie
Fragmentierung der Aufmerksamkeit – Die ständige Verfügbarkeit von Informationen und die immer kürzeren Inhalte (z. B. TikTok, Instagram Reels) führen dazu, dass unsere Fähigkeit zur Konzentration nachlässt.
Belohnung für Dummheit und Oberflächlichkeit – Clickbait-Titel, emotionalisierende Inhalte und Skandalisierung funktionieren besser als intelligente, differenzierte Argumente und tiefgehende Analysen.
Sozialer Druck und Vergleich – Wer sichtbar sein will, muss sich ständig präsentieren. Likes, Shares und Follower:innen-Zahlen bestimmen die Wahrnehmung von Erfolg und Selbstwert.
Manipulation der öffentlichen Meinung – Fake News und populistische Inhalte profitieren von der Aufmerksamkeitsökonomie, da extreme Positionen mehr Engagement erzeugen.
Psychische Belastung – Ständige Ablenkung, Fear of Missing Out (FOMO) und das Streben nach sozialer Bestätigung können Stress und Angstzustände verstärken.
Gibt es Alternativen?
Ein Gegenmodell zur Aufmerksamkeitsökonomie könnte eine Fokus-Ökonomie sein, in der Qualität statt Quantität zählt. Initiativen für digitale Achtsamkeit, bewusste Mediennutzung und nachhaltige Informationsvermittlung versuchen, diesem Trend entgegenzuwirken. Auch Plattformen wie Substack oder Slow Media setzen auf längere, gut recherchierte Inhalte statt auf schnelle Klicks.
Letztlich liegt es an uns, wie wir mit unserer Aufmerksamkeit umgehen. Die bewusste Entscheidung, sich weniger von der Aufmerksamkeitsökonomie vereinnahmen zu lassen, wird eine der wichtigsten Herausforderungen - und einer der wichtigsten Skills - unserer Zeit werden.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
Henriette Frädrich als Keynote-Speakerin - z.B. für die Themen Resilienz & Mental Health - für Ihre Veranstaltung buchen?
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Psychologische Sicherheit: Neuer Hype oder einfach nur "Fehlerkultur in fancy"?
Es gibt so Begriffe, die fliegen einem plötzlich um die Ohren, als hätte jemand im Business-Buzzword-Labor ein neues Trend-Elixier gebraut. "Psychologische Sicherheit" ist so ein Begriff. Klingt erst mal ziemlich gut, oder? Ein bisschen nach warmem Kakao in der Chef:innenetage, nach Sicherheitsgurt für das fragile Ego.
Aber Moment mal – hatten wir das nicht alles schon mal? War da nicht gerade noch die Rede von "Fehlerkultur"? Ist psychologische Sicherheit also nur die Neuauflage des alten Gassenhauers? Ein "Greatest Hits Album" der Unternehmensberatung? Die hippe Cousine der Fehlerkultur? Oder steckt doch mehr dahinter?
Es gibt so Begriffe, die fliegen einem plötzlich um die Ohren, als hätte jemand im Business-Buzzword-Labor ein neues Trend-Elixier gebraut. "Psychologische Sicherheit" ist so ein Begriff. Klingt erst mal ganz gut, oder? Ein bisschen nach warmem Kakao in der Chefetage, nach Sicherheitsgurt für das fragile Ego, nach einer Welt, in der sich niemand mehr vor dem Feedback-Meeting hinterm Schrank duckt.
Aber Moment mal – hatten wir das nicht alles schon mal? Klingelt es da nicht irgendwo? War da nicht gerade noch die Rede von "Fehlerkultur"? Ist psychologische Sicherheit also nur die Neuauflage des alten Gassenhauers? Ein "Greatest Hits Album" der Unternehmensberatung? Oder steckt doch mehr dahinter?
Psychologische Sicherheit: Die hippe Cousine der Fehlerkultur?
Psychologische Sicherheit beschreibt ein Arbeitsumfeld, in dem Menschen sich trauen, offen zu sprechen, ohne Angst vor Blamage, Bestrafung oder Karriereknick. Klingt erstmal wie die Fehlerkultur von vorgestern, die uns predigte, dass man aus Fehlern lernt, sie feiern soll (mit Konfetti und auf sogenannten “Fuck Up Nights” - wer erinnert sich?) und dass niemand dafür fertig gemacht wird. Und doch gibt es einen feinen, aber entscheidenden Unterschied:
Fehlerkultur konzentriert sich darauf, wie wir mit Fehlern umgehen. Psychologische Sicherheit geht tiefer: Sie fragt nicht nur, ob wir Fehler tolerieren, sondern ob wir überhaupt frei sprechen können – auch über Dinge, die keine Fehler sind, sondern einfach nur unbequeme Wahrheiten. Es geht um Mut, Meinungen, Ideen, Kritik. Und darum, ob das Teamklima so beschaffen ist, dass niemand vor Scham im Erdboden versinkt, wenn er mal sagt: "Ich glaube, das funktioniert so nicht."
Der wahre Lackmustest: Darf man den Chef/die Chefin kritisieren?
Die wahren Grenzen psychologischer Sicherheit zeigen sich nicht, wenn die Azubine einen Tippfehler auf der Folie zugibt. Sondern wenn jemand offen ausspricht, dass die neue Strategie von oben Mist ist. Oder dass der Change-Prozess so durchdacht ist wie eine IKEA-Bauanleitung ohne Schrauben. Die Frage ist also: Dürfen Menschen unbequeme Dinge ansprechen, ohne dass sie sofort als nörgelnde Spielverderber abgestempelt werden? Oder noch schlimmer: ohne dass es subtil gegen sie verwendet wird?
Warum psychologische Sicherheit nicht nett, sondern notwendig ist
Ein Team ohne psychologische Sicherheit ist wie eine Jazzband, in der niemand improvisiert, weil alle Angst haben, falsch zu spielen. Alles klingt glatt, aber es entsteht nichts Neues. Und Innovation? Forget it. Wo keine Offenheit herrscht, bleibt alles beim Alten. Unternehmen, die sich psychologische Sicherheit auf die Fahnen schreiben, sagen im Grunde: Wir brauchen echte Gespräche. Wir brauchen die unbequemen Wahrheiten. Sonst stagnieren wir.
Es ist auch eine Sache der Effizienz: Wenn Menschen ihre Energie darauf verwenden, Fehler zu verstecken oder sich bei jedem Meeting rhetorisch abzusichern, geht wertvolle Zeit drauf. Zeit, die man in Lösungen stecken könnte, anstatt in Angstmanagement.
Die dunkle Seite der psychologischen Sicherheit
Natürlich kann man es auch übertreiben. Psychologische Sicherheit heißt nicht, dass wir jetzt alle mit Samthandschuhen angefasst werden. Es heißt auch nicht, dass jedes Feedback mit einem lavendelfarbenen "Danke, dass du deine Gefühle geteilt hast" abgefedert werden muss. Ein toxisches Missverständnis wäre, wenn Teams sich in endlosen "Wir-haben-uns-alle-lieb"-Schleifen drehen und jede Debatte in Harmonie ertränkt wird. Und was es bringt, sich gegenseitig in Watte zu packen (Nämlich: gar nichts. Es schadet sogar.) - dazu hier mehr.
Psychologische Sicherheit soll Konfrontation möglich machen, nicht verhindern. Sie ist der Mut, zu sprechen – und die Reife, Widerspruch auszuhalten.
Und jetzt? Implementieren oder ignorieren?
Psychologische Sicherheit ist mehr als Fehlerkultur 2.0, aber sie ist auch kein Zaubertrank. Sie ist eine Entscheidung. Sie entsteht nicht durch fancy Werte-Poster oder Feelgood-Workshops, sondern durch echtes Verhalten. Es braucht Führungskräfte, die Vorbild sind. Es braucht Teams, die sich gegenseitig den Rücken freihalten. Und es braucht die Bereitschaft, ehrlich zu sein, auch wenn es unbequem wird.
Also ja, psychologische Sicherheit ist mehr als der alte Wein im neuen Schlauch. Sie ist das Glas, das uns ermöglicht, den Wein überhaupt einzuschenken – und dann mutig zu sagen, ob er nach Kork schmeckt.
Psychologische Sicherheit (engl. Psychological Safety) beschreibt das Arbeitsklima in einem Team oder einer Organisation, in dem sich Menschen trauen, ihre Gedanken, Meinungen und Fehler offen zu teilen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen wie Bloßstellung, Bestrafung oder Abwertung.
Warum ist psychologische Sicherheit wichtig?
Fehlertoleranz & Lernen: Menschen machen Fehler. In einem sicheren Umfeld können Fehler als Lernchance genutzt werden, statt sie zu verheimlichen.
Innovationsförderung: Teams, die sich trauen, neue Ideen einzubringen, entwickeln kreativere Lösungen und treiben Innovation voran.
Bessere Zusammenarbeit: Wenn Mitarbeitende offen sprechen können, entstehen produktivere und effektivere Teamdynamiken.
Höhere Motivation & Zufriedenheit: Wer sich sicher fühlt, ist engagierter und trägt aktiver zum Teamerfolg bei.
Vermeidung von "Groupthink": Wenn alle Angst haben, abweichende Meinungen zu äußern, werden schlechte Entscheidungen getroffen.
Merkmale eines Teams mit hoher psychologischer Sicherheit
Fehler werden nicht bestraft, sondern als Möglichkeit zur Verbesserung betrachtet.
Fragen und Kritik sind willkommen, unabhängig von der Hierarchie.
Mitarbeitende trauen sich, Bedenken oder Risiken offen zu kommunizieren.
Ideen und Meinungen werden respektiert, ohne dass jemand lächerlich gemacht wird.
Es gibt eine Kultur des aktiven Zuhörens und wertschätzenden Feedbacks.
Wie kann psychologische Sicherheit gefördert werden?
Offene Fehlerkultur etablieren – Führungskräfte und Teammitglieder sollten Fehler zugeben und daraus lernen.
Konstruktives Feedback geben – Kritik sollte sachlich, lösungsorientiert und ermutigend sein.
Empathische Führung leben – Führungskräfte sollten sich nahbar zeigen und eine offene Kommunikation fördern.
Inklusive Meetings gestalten – Jeder sollte eine Stimme haben und ohne Angst seine Meinung äußern können.
Respektvolle Kommunikation fördern – Kein Auslachen, Bloßstellen oder öffentliche Kritik.
Psychologische Sicherheit regelmäßig reflektieren – Teams sollten aktiv darüber sprechen, wie sicher sich die Mitglieder fühlen.
Psychologische Sicherheit ≠ Harmonie um jeden Preis
Ein häufiges Missverständnis ist, dass psychologische Sicherheit bedeutet, dass sich alle immer einig sein müssen. Tatsächlich geht es darum, ehrliche und kritische Diskussionen zu ermöglichen – ohne Angst vor negativen persönlichen Konsequenzen.
Der Begriff wurde insbesondere von Amy Edmondson, Professorin an der Harvard Business School, geprägt und erforscht. Ihre Studien zeigen, dass Teams mit hoher psychologischer Sicherheit produktiver, innovativer und resilienter sind.
Zusammenfassung:
Psychologische Sicherheit ist die Basis für erfolgreiche Teams. Sie ermöglicht offenes Lernen, echte Innovation und bessere Zusammenarbeit. Wer sie schafft, baut ein Arbeitsumfeld, in dem Menschen mutig sind, neue Wege zu gehen – ohne Angst vor Fehlern oder negativen Konsequenzen.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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Alles in Watte packen? Warum wir uns damit keinen Gefallen tun
Jordan Peterson, kanadischer Psychologe und Autor, hat mal gesagt: „Wenn du Menschen in Watte packst, wenn du sie vor allem, was scharf ist, beschützt, machst du sie träge und narzisstisch.“ Ein harter Satz, oder? Aber einer, der eine unbequeme Wahrheit trifft. Denn wenn wir Konflikte vermeiden, tun wir das oft nicht aus Rücksicht, sondern aus Angst. Angst davor, dass der andere verletzt reagiert. Oder dass wir selbst Gegenwind bekommen. Oder – und das ist der unangenehmste Gedanke – weil uns die Auseinandersetzung mit der Wahrheit anstrengen würde. Wir packen die anderen nämlich in Watte, nicht um SIE, sondern um UNS SELBST zu schützen.
Kennst du das? Diese vorsichtige, fast schon ängstliche Art, Dinge zu sagen? Dieses endlose Abmildern, Relativieren, Herumdrucksen – damit bloß niemand verletzt wird? Willkommen in der Welt des "In-Watte-Packens". Eine Welt, in der wir uns gegenseitig so sehr schonen, dass wir irgendwann nichts mehr voneinander lernen. Weil niemand mehr ausspricht, was gesagt werden muss.
Aber warum tun wir das? Warum zögern wir, klare Worte zu finden? Warum vermeiden wir Konflikte so hartnäckig, als wären sie eine fiese, ansteckende Krankheit?
Watte als Schutzschild – oder doch nur Angst?
Jordan Peterson*, kanadischer Psychologe und Autor, hat einmal gesagt:
„Wenn du Menschen in Watte packst, wenn du sie vor allem, was scharf ist, beschützt, machst du sie träge und narzisstisch.“
Ein harter Satz. Aber einer, der eine unbequeme Wahrheit trifft. Wenn wir uns gegenseitig zu sehr in Watte packen, wenn wir andere zu sehr schonen, sie vor Konflikten bewahren und nichts Kritisches sagen – tun wir das wirklich, um SIE zu schützen? Oder schützen wir in Wirklichkeit und in erster Linie eigentlich nur UNS SELBST?
Ja, Konflikte sind immer unangenehm. Sie erfordern Mut, Klarheit und die Bereitschaft, sich auch mal mit unbequemen Wahrheiten auseinanderzusetzen. Aber wenn wir andere immer nur in Watte packen, was sagt das über uns aus? Vielleicht, dass wir selbst Angst vor den Konsequenzen haben. Angst davor, jemanden zu verletzen – oder auch davor, selbst kritisiert zu werden. Vielleicht vermeiden wir Konflikte, weil sie uns dazu zwingen, uns selbst zu hinterfragen. Und vielleicht ist das Wattepacken gar kein Schutz für andere, sondern ein Schutzschild für uns. Wir packen die anderen in Watte, nicht um SIE, sondern um UNS SELBST zu schützen.
Denn wenn wir Konflikte vermeiden, tun wir das oft gar nicht aus Rücksicht, sondern aus purer Angst und reiner Bequemlichkeit. Angst davor, dass der andere verletzt reagiert. Oder dass wir selbst Gegenwind bekommen und der oder die andere “zurück schießt”. Oder – und das ist vielleicht der unangenehmste Gedanke – weil uns die Auseinandersetzung mit der Wahrheit anstrengen würde.
Aber was passiert, wenn wir uns zu sehr in Watte einhüllen? Wir werden weich. Passiv. Bequem. Wir hören auf, uns zu hinterfragen. Wir verlernen, mit Kritik umzugehen. Und irgendwann sitzen wir in einem Raum voller Menschen, die alle toxisch und oberflächlich nett zueinander sind – aber keiner wächst. Und niemand ist ehrlich.
Die Frage, die wir uns daher stellen sollten, ist: Was passiert, wenn wir diesen Schutzschild ablegen? Was passiert, wenn wir aufhören, uns gegenseitig zu schonen, und stattdessen ehrlich, klar und respektvoll miteinander umgehen?
Konflikt ist kein Krieg – sondern Vertrauen
Das Gegenteil von „in Watte packen“ ist nicht Härte oder Kälte. Es ist nicht Brutalität, Rücksichtslosigkeit oder polemische „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“-Rhetorik. Es ist Vertrauen.
Vertrauen darauf, dass unser Gegenüber mit Kritik umgehen kann. Vertrauen darauf, dass Konflikte uns wachsen lassen – als Einzelne und als Team. Vertrauen darauf, dass der andere Kritik aushält und dass wir ihm oder ihr konstruktive Kritik zumuten können. Vertrauen darauf, dass er oder sie damit umgehen kann. Vertrauen darauf, dass wir mit dem Gegenwind und der “Gegenkritik” genauso klar kommen werden. Vertrauen darauf, dass wir in der Lage sind, respektvoll und ehrlich miteinander zu sprechen. Und Vertrauen darauf, dass wir stärker sind als unsere Bequemlichkeit. Denn echte Weiterentwicklung entsteht nicht durch Konsens, sondern durch Reibung.
Wie kommen wir raus aus der Watte-Welt?
Es geht also darum, den Mut aufzubringen, diese Wattewand einzureißen. Es geht um die Bereitschaft, ehrlich zu sein, ohne verletzend zu sein. Und darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Klarheit und Offenheit keine Bedrohung sind, sondern ein Zeichen von Stärke und Respekt.
Wenn du also merkst, dass dein Team (oder du selbst) zu oft in Watte spricht, hilft eine simple Übung: „Das Watte-Bild zerlegen“. Ziel ist, zu erkennen, warum wir Konflikte vermeiden – und Alternativen zu entwickeln.
Im ersten Schritt geht es darum, “die Watte sichtbar zu machen” und sich der Watte bewusst zu sein. Male dafür eine große „Wattewand“ auf ein Flipchart oder schreibe typische Vermeidungsstrategien darauf (z. B. „Konflikte meiden“, „Probleme beschönigen“, „kritisches Feedback auslassen“).
Im zweiten Schritt wird das ganze reflektiert. Sprecht darüber: Warum passiert das? Was hindert uns daran, ehrlich zu sein? Was könnte passieren, wenn wir klarer miteinander umgehen? Was brauchen wir, damit wir klarer, offener und ehrlicher miteinander sprechen?
Im dritten Schritt geht es um die Lösung: Entwickelt Ideen, wie das Team konstruktiv kommunizieren kann – ohne Watte, aber mit Respekt.
Und wer es besonders dramatisch mag, kann dann die Wattewand symbolisch zerreißen oder durchschlagen.
Raus aus der Watte-Komfort-Zone
Wenn du also etwas verändern möchtest oder auch verändern musst – bei dir selbst oder in deinem Team – fang einfach mal mit der Sprache an. Sei mutig. Sei klar. Und vor allem: Sei ehrlich. Denn Wachstum passiert nicht in der Watte. Wachstum passiert da, wo es unbequem wird. Und genau das macht uns stärker.
*Wer ist Jordan Peterson?
Jordan Peterson ist ein kanadischer klinischer Psychologe, Autor und Professor, bekannt für seine kontroversen Positionen zu Themen wie individuelle Verantwortung, Freiheit und gesellschaftlichen Normen. Seine Ansichten polarisieren oft, da sie sowohl als inspirierend als auch als provokant empfunden werden. Sein Werk umfasst Bücher wie „12 Rules for Life“, in denen er über persönliche Entwicklung und ethisches Verhalten spricht.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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NEWS II TERMINE
Das Leadership-Kaleidoskop: Kommunikation mit Struktur und Spielraum
Kommunikation ist kein Deko-Element, sondern das Fundament jeder guten Führung. Wer führt, ohne klar zu kommunizieren, ist wie jemand, der versucht, ein Orchester zu dirigieren, während er die Notenblätter in die Luft wirft und hofft, dass sich die Musiker „schon irgendwie einspielen“.
Aber was macht eine exzellente Kommunikation in der Führung aus? Dafür brauchen wir ein Bild. Und zwar ein Lebendiges, Veränderliches, Vielfältiges. Etwas, das sich mit jeder Drehung neu zusammensetzt und dennoch immer stimmig bleibt. Ein Kaleidoskop.
Kommunikation & Leadership: Das Führungs-Kaleidoskop – oder warum gute Kommunikation mehr ist als schöne Worte
Es gibt Sätze, die hört man in Führungsetagen oft – und sie sind trotzdem völliger Quatsch. „Wir müssen einfach besser kommunizieren.“ Aha. Klingt super. Aber was genau heißt das eigentlich? E-Mails mit „Bitte um kurze Rückmeldung“ verschicken? Ein paar Meetings mit „Lasst uns offen sprechen“ einführen (und bei denen eh nie jemand offen redet)? Oder einfach das, was eh alle denken, mal in schicke PowerPoint-Grafiken packen?
Nein. Kommunikation ist kein Deko-Element, sondern das Fundament jeder guten Führung. Wer führt, ohne klar zu kommunizieren, ist wie jemand, der versucht, ein Orchester zu dirigieren, während er die Notenblätter in die Luft wirft und hofft, dass sich die Musiker „schon irgendwie einspielen“.
Aber was macht eine exzellente Kommunikation in der Führung aus? Dafür brauchen wir ein Bild. Und zwar kein starres Modell mit Dreiecken und Kreisen – sondern etwas Lebendiges, Veränderliches, Vielfältiges. Etwas, das sich mit jeder Drehung neu zusammensetzt und dennoch immer stimmig bleibt. Ein Kaleidoskop.
Das Führungs-Kaleidoskop:
Kommunikation mit Struktur und Spielraum
Stell dir ein Kaleidoskop vor. Du drehst es, und mit jeder Bewegung ordnen sich die Farben und Muster neu. Und trotzdem bleibt es immer harmonisch. So funktioniert Kommunikation in der Führung: Sie muss sich ständig anpassen, ist nie starr, folgt aber bestimmten Prinzipien, die Klarheit und Wirkung garantieren.
In unserem Führungs-Kaleidoskop gibt es vier zentrale Aspekte:
Klarheit: Sag, was du meinst.
Ein Satz, den nach fünf Minuten Erklärerei immer noch keiner versteht, ist kein Satz, sondern ein Rätsel. Führungskräfte brauchen Klarheit in ihrer Sprache: Keine verschachtelten Floskeln, kein Management-Kauderwelsch, sondern echte Botschaften. Klarheit heißt auch: Erwartungen aussprechen, und nicht hoffen, dass das Team „schon irgendwie weiß, was gemeint ist“.Empathie: Verstehen statt nur senden.
Kommunikation ist kein Einbahnstraßen-Schild mit „Hier entlang zur Wahrheit“. Zuhören ist genauso wichtig wie Reden. Wer empathisch kommuniziert, versteht, wie sein Gegenüber tickt, kann andere Perspektiven einnehmen und passt seinen Stil an, ohne sich zu verbiegen. Manche brauchen eine kurze, knackige Info, andere eine ausführliche Erklärung. Wer das erkennt, kommuniziert wirkungsvoller.Offenheit: Transparenz statt taktischem Schweigen.
Nichts zerstört Vertrauen schneller als Informationslücken. Offenheit heißt nicht, dass Führungskräfte jede Unternehmensstrategie bis ins kleinste Detail darlegen müssen – aber sie müssen den Mitarbeitenden ein Gefühl von Orientierung geben. Denn wer nicht weiß, wohin die Reise geht, fährt mit angezogener Handbremse.Feedback: Der Resonanzboden der Kommunikation.
Kommunikation ist immer ein Dialog. Führung bedeutet nicht nur, zu sprechen, sondern auch, eine Feedback-Kultur zu etablieren, in der Kritik und Lob selbstverständlich sind. Und zwar nicht nur als jährliches „Entwicklungsgespräch“, sondern als dauerhafter Austausch, der Sicherheit gibt und Entwicklung fördert.
Das Kaleidoskop erweitern:
Kommunikation ist mehr als Technik
Neben diesen vier Aspekten gibt es noch einige zusätzliche Spiegel im Kaleidoskop, die das Bild vervollständigen:
Körpersprache & Stimme: Wie du sprichst, ist oft wichtiger als das, was du sagst. Eine klare Botschaft verliert an Wirkung, wenn sie mit unsicherer Stimme oder abgewandtem Blick gesendet wird.
Humor & Lockerheit: Ernsthaftigkeit ist wichtig – aber wer ohne Leichtigkeit kommuniziert, wirkt schnell unnahbar. Humor schafft Verbindungen und nimmt Spannung aus schwierigen Gesprächen.
Situatives Gespür: Kommunikation ist Timing. Manchmal ist eine schnelle Entscheidung nötig, manchmal braucht es ein längeres Gespräch. Gute Führungskräfte wissen, wann welche Art der Kommunikation angebracht ist.
Nicht nur “Beiwerk” oder “Nice to have”:
Kommunikation als Führungsinstrument
Gute Kommunikation ist kein Soft-Skill, den man „auch mal verbessern könnte“. Sie ist das zentrale Werkzeug für erfolgreiche Führung. Wer sie beherrscht, schafft Vertrauen, motiviert sein Team und sorgt für Klarheit in einer Welt, die oft genug aus Unsicherheit besteht.
Und das Beste daran? Wie ein Kaleidoskop bleibt gute Kommunikation in Bewegung. Sie verändert sich mit jeder Situation, mit jedem Menschen, mit jeder Herausforderung. Aber solange die Grundprinzipien stimmen, entsteht immer wieder ein stimmiges, kraftvolles Bild.
Dreh dein Kaleidoskop – und schau genau hin, welche Muster du erzeugst. Denn sie bestimmen, wie du als Führungskraft wahrgenommen wirst.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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NEWS II TERMINE
Was ist eigentlich ... Stress? – Eine Reise in die Tiefen unseres Getriebenseins
Je mehr wir versuchen, Stress wegzumanagen – mit noch mehr To-do-Listen, noch besserem Zeitmanagement, noch mehr Selbstoptimierung – desto mehr neue Stressquellen ploppen auf. Der siebenköpfigen Hydra einen Kopf abschlagen zu wollen, sorgt nur dafür, dass zwei neue Köpfe nachwachsen. Sie ist nicht zu bändigen.
Vielleicht liegt die Lösung also gar nicht im Bekämpfen, sondern im Umlenken der Energie. Stress wird nicht weniger, indem wir ihn auf eine To-do-Liste schreiben und das Stressmanagement zu einem weiteren Task machen, der uns auch wieder nur stresst. Sondern indem wir ihn als Signal verstehen: Wo brennt’s? Was ist zu viel? Und vor allem: Muss ich das wirklich alles so machen?
Stress – dieses Wort prallt wie ein Gummiball von Wänden aus Terminen, Verpflichtungen und unerledigten To-do-Listen ab. Jede:r kennt ihn, jede:r hat ihn, niemand liebt ihn, und doch scheint er ein treuer Begleiter unserer modernen Existenz zu sein. Daher die Frage: Gab es Stress eigentlich schon immer? Oder ist er eine exklusive Errungenschaft der Neuzeit, eingeführt etwa zur gleichen Zeit wie der achtspurige Berufsverkehr und der 24/7-Erreichbarkeit?
Woher kommt der Begriff „Stress“?
Das Wort „Stress“ stammt ursprünglich aus der Physik – ja, genau, aus der Ecke mit Newton, Hebelgesetz und Dingen, die fallen, wenn man sie loslässt. Dort beschreibt es die Spannung oder den Druck, der auf ein Material wirkt. Wie passend. Erst in den 1930er-Jahren wurde es von dem Mediziner Hans Selye in die Psychologie überführt und zur Bezeichnung jener Belastungen, die Menschen sowohl körperlich als auch seelisch aus dem Gleichgewicht bringen.
Hatten Menschen schon immer Stress?
Nun ja, unsere Vorfahren hatten es mit hungrigen Säbelzahntigern und frostigen Wintern ganz sicher nicht gemütlich und die werden sich auch nicht durch Steinzeit, römische Reiche und Pyramidenbau gechillt haben. Aber ihr Stress war ein anderer – er war kurz, heftig und vor allem: sinnvoll und smart. Wann immer Gefahr drohte, wurde ihr Körper in Alarmbereitschaft versetzt, Adrenalin strömte durch die Adern, Muskeln spannten sich an – entweder zum Kämpfen oder zum Davonrennen. Problem gelöst, Überlebenschance erhöht.
Heute dagegen sitzen wir im Büro, mit zu viel Koffein im Blut, fünfzig unbeantworteten E-Mails und emotional triggerndem Infomüll in unseren Timelines, während unser Gehirn uns dieselbe Kampf-oder-Flucht-Reaktion vorgaukelt. Dumm nur, dass unser:e Chef:in keine allzu große Freude daran hätte, wenn wir vor der nächsten Deadline einfach schreiend davonrennen.
Ist Stress gut oder schlecht?
Stress ist nicht per se böse. Es gibt guten Stress – den, der uns antreibt, uns herausfordert und unser Hirn auf Hochtouren bringt. Stichwort: Eustress. Das ist der Adrenalinschub, den man spürt, wenn man eine spannende Präsentation hält, einen sportlichen Wettkampf bestreitet oder sich kopfüber in ein neues, cooles, aufregendes Abenteuer stürzt.
Und dann gibt es den anderen Stress. Den miesen. Den, der uns nachts wachhält, uns Magenschmerzen beschert und unser Herz im ungesunden Galopp schlagen lässt. Distress – das kleine Monster, das sich langsam in unser System frisst und dort leise, aber stetig Chaos anrichtet und dafür sorgt, dass es uns immer schlechter geht, wir keine Energie mehr haben. Hallo Burnout.
Wie sieht guter Stress aus?
Guter Stress ist wie ein:e motivierende:r Trainer:in, der/die uns antreibt, unser Bestes zu geben. Zum Beispiel:
Vorfreude: Die Aufregung kurz vor einem großen Auftritt, wenn das Lampenfieber sich in Begeisterung verwandelt und dann so richtig ins System rein kickt.
Flow-Zustand: Das Gefühl, völlig in einer Aufgabe aufzugehen, weil sie spannend, herausfordernd, aber machbar ist. Und wir uns darin total verlieren. Glückselig und zufrieden. Und alles um uns herum vergessen.
Herausforderungen: Ein neuer Job, ein kreatives Projekt, ein sportliches Ziel – wenn sie als machbare Herausforderung statt als Bedrohung wahrgenommen werden.
Und was macht schlechter Stress mit uns?
Schlechter Stress fühlt sich an wie ein zu eng geschnürter Schuh, den man nicht ausziehen kann. Er lähmt, macht müde, reizbar, ausgelaugt. Er raubt Energie statt zu beflügeln.
Beispiele für toxischen Stress?
Dauerbelastung: Ständiger Termindruck, Multitasking, nie endende Erwartungen.
Dauerlärm: Zu viel von allem. Zu laut. Zu viel Medien. Zu viel Social Media. Zu viele (oft irrelevante) Infos, die unser System nicht verarbeiten und einordnen und ablegen kann.
Kontrollverlust: Das Gefühl, keine Macht über die eigene Situation zu haben – ob im Job oder im Privaten.
Sozialer Stress: Konflikte, Mobbing, ungelöste Probleme in Beziehungen.
Stress ist wie eine Hydra
Je mehr wir versuchen, ihn wegzumanagen – mit noch mehr To-do-Listen, noch besserem Zeitmanagement, noch mehr Selbstoptimierung – desto mehr neue Stressquellen ploppen auf. Der siebenköpfigen Hydra einen Kopf abschlagen zu wollen sorgt nur dafür, dass zwei neue Köpfe nachwachsen. Sie ist nicht zu bändigen.
Vielleicht liegt die Lösung also gar nicht im Bekämpfen, sondern im Umlenken der Energie. Stress wird nicht weniger, indem wir ihn auf eine To-do-Liste schreiben und das Stressmanagement zu einem weiteren Task machen, der uns auch wieder nur stresst. Sondern indem wir ihn als Signal verstehen: Wo brennt’s? Was ist zu viel? Und vor allem: Muss ich das wirklich alles so machen?
Haben Tiere auch Stress?
Aber klar. Wer mal eine Katze oder einen Hund beim Tierarzt gesehen hat, weiß, dass Stress auch auf vier Pfoten existiert. Tiere erleben Stress, wenn sie Gefahr wittern oder sich bedroht fühlen. Der Unterschied? Sie schütteln ihn ab. Wörtlich. Viele Tiere zittern oder rennen nach einer Bedrohung, um das Adrenalin abzubauen. Menschen dagegen? Wir sitzen einfach weiter am Schreibtisch und starren wie Vollhonks in den Bildschirm. Kein Wunder, dass Stress immer mehr wird und sich so lange in uns anstaut, bis alle Dämme brechen - und wir zusammenbrechen. Und dann ist es zu spät.
Was macht Stress mit uns als Gesellschaft und in Unternehmen?
Stress ist ein Gesellschaftsphänomen. Unternehmen, die ständige Erreichbarkeit verlangen, Perfektionismus glorifizieren und Wettbewerb anheizen, produzieren gestresste, ausgebrannte Mitarbeiter:innen. Die Folge? Krankenstände steigen, Kreativität sinkt, Innovationskraft leidet. Eine Gesellschaft, die Stress als Statussymbol feiert („Boah, ich hab ja SOOOOOO viel zu tun!“), verlernt, einfach mal zu sein.
Wie können wir Stress reduzieren?
Gegenmaßnahmen? Viele, aber hier die besten:
Priorisieren statt Perfektionieren: Nicht alles ist gleich wichtig. Wer alles machen will, macht nichts richtig.
Entschleunigung zulassen: Müßiggang ist kein Laster, sondern überlebensnotwendig.
Bewegung & Natur: Spazieren gehen, in die Natur eintauchen, atmen.
Lachen und Spielen: Stress kann sich nicht halten, wo echte Freude ist.
Grenzen setzen: Nicht alles sofort beantworten, nicht jede Aufgabe annehmen.
Weitere Ideen und zum Weiterlesen:
Plotz´s Prinzip: Was du morgen nicht willst, wirst du auch in sechs Monaten nicht wollen
Resilienz: Wie wir innere Stärke entwickeln und Herausforderungen meistern
Schrumpf die Zeit! Warum Prokrastination & “Shrinking Deadlines” deine neuen Superkräfte sind
Stress ist da. Aber wie wir ihn nutzen, ist unsere Wahl.
Stress ist weder gut noch böse. Er ist Energie. Und Energie kann man lenken. Vielleicht also nicht die Hydra bekämpfen, sondern sie tanzen lassen. Und vielleicht legt sie dann irgendwann einfach den Kopf auf die Seite und schnurrt.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
Henriette Frädrich als Keynote-Speakerin - z.B. zu den Themen Stress, Veränderung, Resilienz, Kommunikation - für Ihre Veranstaltung buchen?
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Plotz´s Prinzip: Was du morgen nicht willst, wirst du auch in sechs Monaten nicht wollen
Stell dir vor, du wirst gefragt, ob du in sechs Monaten einen Keynote-Vortrag halten, bei einem Projekt mitarbeiten, deinen Freunden beim Umzug helfen oder eine Einladung zum Abendessen bei entfernten Bekannten annehmen möchtest. Du schaust in deinen Kalender, siehst all die leeren Wochen und denkst: "Klar, warum nicht? Bis dahin ist ja noch Zeit."
Willkommen in der Falle von Plotz’s Law: Eine ungewöhnliche Perspektive auf Zeit und Prioritäten. Denn: Wenn du dir nicht vorstellen kannst, eine Entscheidung auch für morgen mit einem klaren “Ja” zu treffen, solltest du sie auch nicht für die ferne Zukunft zusagen. Klingt brutal? Ist es aber nicht. Es ist ein Akt der Selbstfürsorge.
Das Morgen-Test-Prinzip - oder - Wie Plotz’s Law dir Entscheidungen erleichtert: Was du morgen nicht machen wollen würdest, das wirst du auch nicht in einem halben Jahr tun wollen.
Stell dir vor, du wirst gefragt, ob du in sechs Monaten einen Keynote-Vortrag halten, bei einem Projekt mitarbeiten, deinen Freunden beim Umzug helfen oder eine Einladung zum Abendessen bei entfernten Bekannten annehmen möchtest. Du schaust in deinen Kalender, siehst all die leeren Wochen und denkst: "Klar, warum nicht? Bis dahin ist ja noch Zeit." Willkommen in der Falle von Plotz’s Law.
David Plotz*, Journalist und Meister der pragmatischen Lebensentscheidungen, hat uns mit seinem kleinen, aber feinen “Gesetz” eine ungewöhnliche Perspektive auf Zeit und Prioritäten geschenkt: Wenn du dir nicht vorstellen kannst, eine Entscheidung auch für morgen mit einem klaren Ja zu treffen, solltest du sie auch nicht für die ferne Zukunft zusagen.
Klingt brutal? Ist es aber nicht. Es ist ein Akt der Selbstfürsorge.
Das verlockende "Irgendwann"
Das Problem mit der Zukunft ist nämlich, dass sie immer so schön weit weg erscheint. "In sechs Monaten habe ich sicher mehr Energie." "Bis dahin bin ich bestimmt besser organisiert." Oder mein persönlicher Klassiker: "Im Herbst wird es ruhiger." (Spoiler: Das wird es nie.)
Aber hier ist der Haken: Die Zukunft ist nicht diese glänzende, perfekte Version unseres Lebens. Die Zukunft ist meistens... exakt genauso wie die Gegenwart. Mit denselben Verpflichtungen, derselben Müdigkeit und denselben endlosen To-do-Listen. Warum also denken wir, dass wir dann mit Begeisterung oder zumindest Wohlwollen oder aus Nächstenliebe das tun wollen, wozu wir schon heute keine Lust haben?
Ja, wir können alle in die Zukunft schauen. Denn: Schau dir deine Gegenwart an – und du weißt exakt, wie deine Zukunft aussieht. Es ist ein bißchen “du bist, was du isst”.
Die Macht des ehrlichen Morgens
Plotz’s Law bringt uns zurück ins Hier und Jetzt. Es zwingt uns, Entscheidungen nicht durch die rosa Brille der Zukunft zu betrachten, sondern durch das pragmatische Objektiv des Morgens. Wenn dich die Idee, morgen einen bestimmten Vortrag zu halten, nicht begeistert, dann wird sie dich in sechs Monaten auch nicht begeistern. Und wenn du auch wirklich so gar keine Lust hast, übermorgen für die Kita-Gruppe Kekse zu backen, dann hast du das auch nicht in einem halben Jahr. Das ist keine Frage von "Vielleicht habe ich dann mehr Lust und Zeit." Es ist eine Frage von Ehrlichkeit. Unser Heute ist das Morgen von Morgen.
Nein sagen als Freiheit
Natürlich, ein Nein ist nicht immer leicht. Wir wollen andere nicht enttäuschen. Wir wollen nichts verpassen. Und seien wir ehrlich: Manchmal fühlt sich ein "Ja" auch ein bisschen wie eine Bestätigung unserer Wichtigkeit an. Aber ein Nein ist kein Verlust. Es ist eine Befreiung. Es ist der Raum, den wir schaffen, um zu den Dingen Ja zu sagen, die uns wirklich wichtig sind und auf die wirklich auch Bock haben. Dinge, die uns wirklich Freude bereiten oder uns wachsen lassen.
Bevor du also irgendwas in weiter zeitlicher Ferne zusagst, stelle dir diese eine Frage:
“Wenn das Ganze morgen oder übermorgen, oder meinetwegen auch kommende Woche schon wäre, würde ich dann JA sagen?”
Eine Gratwanderung
Und jetzt kommt auch schon das “Ja, Aber!”: Denn das heißt nicht, dass Plotz’s Law ein Freifahrtschein ist, alles abzusagen, was unbequem oder herausfordernd erscheint. Im Gegenteil: Wachstum passiert oft außerhalb der Komfortzone. Die Kunst liegt darin, zwischen einem authentischen Nein und einem impulsiven Ausweichen vor Herausforderungen zu unterscheiden. Manchmal ist es wichtig, den Mut aufzubringen, etwas zu tun, das kurzfristig unbequem ist, aber langfristig einen positiven Einfluss haben kann. Plotz’s Law erinnert uns daran, ehrlich zu uns selbst zu sein – aber eben auch, diese Ehrlichkeit mit einem Blick für das große Ganze zu kombinieren.
Was bleibt, wenn wir Plotz’s Law folgen?
Das Leben wird überschaubarer. Klarer. Du lädst weniger von diesem diffusen, zähen Zukunftsstress auf deine Schultern. Und schaufelst deinen Kalender nicht zu. Du lässt dir selbst Luft zum Atmen und zum Nichts-Tun. Unsere Kalender brauchen Pausen.
Und – das ist das Beste daran – du wirst besser darin, den Moment zu spüren. Weil du dich nicht ständig in einem endlosen Karussell aus "Was habe ich da bloß zugesagt?" wiederfindest und dich selbst dafür hasst, in welches Schlamassel du dich da mal wieder selbst geritten hast.
Also: Bevor du das nächste Mal eine Entscheidung triffst, stell dir die simple Frage: Würde ich das auch morgen machen wollen? Wenn die Antwort kein klarer Ja-Ruf ist, dann lehne ab. Mit einem freundlichen Lächeln. Und mit dem Wissen, dass du dir selbst gerade das Geschenk des ehrlichen Morgens gemacht hast. Denn: If it´s not a hell yes, it´s a no. Und wenn es schon heute kein Hell-Yes ist, dann wird es das auch nicht in 9 Monaten sein.
*David Plotz entwickelte dieses Prinzip als persönliche Entscheidungshilfe, basierend auf seinen Erfahrungen als Journalist und Vater, um unnötige Verpflichtungen zu vermeiden. Es wird oft als Werkzeug für Minimalismus und Zeitmanagement empfohlen, da es hilft, realistische Prioritäten zu setzen und die eigene Zeit wertzuschätzen.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
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Die Tür zur Zukunft? Trumps Milliardenprojekt "Stargate" und was es mit uns macht
Stellen wir uns vor, wir stehen vor einem leuchtenden Portal, einem „Stargate“, das nicht nur durch Zeit und Raum führt, sondern auch in eine technologische Zukunft, die wir kaum begreifen können. Donald Trump, der für viele das Gesicht des Populismus und der Polarisierung ist, öffnet dieses Tor mit (angeblichen) Milliardeninvestitionen in KI-Technologien. Doch was verbirgt sich hinter diesem Projekt? Ist es eine Utopie, die unsere Welt revolutionieren könnte, oder der Anfang einer dystopischen Abhängigkeit von Technologien, die wir nicht kontrollieren können? Und, vielleicht am wichtigsten: Was bedeutet das für uns hier in Europa?
Stellen wir uns vor, wir stehen vor einem leuchtenden Portal, einem „Stargate“, das nicht nur durch Zeit und Raum führt, sondern auch in eine technologische Zukunft, die wir kaum begreifen können. Donald Trump, der für viele das Gesicht des Populismus und der Polarisierung ist, öffnet dieses Tor mit (angeblichen) Milliardeninvestitionen in KI-Technologien. Doch was verbirgt sich hinter diesem Projekt? Ist es eine Utopie, die unsere Welt revolutionieren könnte, oder der Anfang einer dystopischen Abhängigkeit von Technologien, die wir nicht kontrollieren können? Und, vielleicht am wichtigsten: Was bedeutet das für uns hier in Europa?
Trump hat diese Woche ein „kolossales“ KI-Bündnis angekündigt, mit Beteiligung von u.a. Softbank, Oracle und OpenAI – einem Projekt, das laut Trump 100.000 Jobs schaffen und die „nächste Generation der KI“ einleiten soll. Doch ein genauerer Blick zeigt, dass viele dieser Vorhaben bereits lange vor seiner Präsidentschaft in Planung waren. Softbank-Gründer Masayoshi Son versprach schon vor Jahren große Investitionen, und Oracles Data-Center-Projekte liefen bereits vor Trumps Wahl. Was Trump tut, ist nicht neu, aber sein Talent für spektakuläre Ankündigungen macht den Unterschied. Er ist ein egozentrischer und narzistischer Showman und lebt von Aufmerksamkeit. Bisher hat Trump die herauszuhauenden Milliarden noch nicht mal in der Tasche (Wer soll das bezahlen, fragt sogar sein neuer best Buddy Elon auf X). Und es entpuppen sich eventuell die Investitionen sogar als einfach nur Investitionen in gigantische Rechenzentren, in denen kaum noch jemand arbeit und alles andere als hunderttausende Arbeitsplätze geschaffen werden. Alles also wie immer? Trump übertreibt maßlos und gnadenlos?
Ein neugieriger, besorgter und auch pragmatischer Blick auf Trumps "Stargate-Projekt" zeigt nicht nur Chancen und Gefahren, sondern wirft die Frage auf, ob wir Europäer… naja, mal „in die Puschen kommen“ sollten. Doch während wir darauf achten müssen, nicht jedem seiner PR-Manöver auf den Leim zu gehen, dürfen wir auch nicht in die Falle unserer eigenen Ignoranz oder Arroganz tappen. Gehen wir also Schritt für Schritt durch die Fragen, die uns vielleicht wachrütteln und weiterbringen könnten. 25 Fragen an das Stargate-Projekt - here we go.
Grundlegende Fragen zur Investition
1. Warum investiert Trump in KI-Technologien, und was ist das Ziel des „Stargate-Projekts“?
Trump wäre nicht Trump, wenn er keine gigantische Vision hätte. In diesem Fall geht es um nicht weniger als die Vorherrschaft – wirtschaftlich, technologisch und geopolitisch. Mit KI möchte er die USA zur unumstrittenen Supermacht machen und ein Vermächtnis, natürlich einzig uns allein SEIN Vermächtnis, hinterlassen, das über Politik hinausreicht. Sein Ziel? „America First“ – diesmal im digitalen Zeitalter.
2. Welche Technologien stehen im Fokus?
Von autonomen Waffensystemen bis hin zu medizinischen Durchbrüchen und fortschrittlichen Sprachmodellen – das Projekt soll alles umfassen, was KI bieten kann. Besonders vielversprechend sind aber Anwendungen in der Wirtschaft: Automatisierung, Big-Data-Analysen und die Entwicklung neuer Industrien.
3. Welche Motivationen könnten dahinterstehen?
Neben geopolitischen Machtansprüchen spielen sicher auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle. KI verspricht immense Gewinne, und Trump hat ein Talent dafür, Chancen zu wittern, die andere übersehen. Außerdem: Wer die Technologie kontrolliert, kontrolliert die Welt. Trump ist (gieriger) Unternehmer durch und durch. Dollarnoten schwammen schon immer durch seine Adern.
4. Wie transparent ist das Projekt?
Die Antwort: nicht besonders. „Stargate“ bleibt ein Mysterium, das bewusst nebulös gehalten wird. Es gibt kaum öffentliche Einblicke, und das gibt Anlass zur Sorge. Und sicher gehört diese Verwirrunstaktik auch zur Strategie. Mythen und Visionen sind nie greifbar, nie logisch, schon gar nicht transparent. Das macht sie so wirkmächtig.
Chancen und Mehrwert
5. Welche Vorteile könnten aus den KI-Investitionen entstehen?
KI hat das Potenzial, den Gesundheitssektor zu revolutionieren, Bildungsressourcen weltweit zugänglich zu machen und ökologische Probleme zu lösen. Wenn klug eingesetzt, könnte sie globale Lebensqualität verbessern. Dafür müsste sie halt nur in “guten und vertrauensvollen Händen” sein.
6. In welchen Branchen sind die Fortschritte besonders groß?
Von der Landwirtschaft bis zur Raumfahrt – KI verändert alles. Besonders spannend sind Entwicklungen in der Biotechnologie und Energieerzeugung, wo alles auf den Kopf gestellt werden kann.
7. Wie könnte das Projekt Innovationen fördern?
Indem es massive Ressourcen in die Forschung leitet, könnte es Katalysator für Fortschritte sein, die wir uns heute kaum vorstellen können. Kooperationen mit Universitäten und Start-ups könnten Innovation beschleunigen.
8. Könnten diese Technologien globale Herausforderungen angehen?
Ja, zumindest theoretisch. Von der Bekämpfung von Pandemien bis zur Verbesserung von Klimamodellen – KI könnte entscheidende Lösungen liefern. Doch es braucht auch politischen Willen. Und das Interesse daran, sich eben genau um DIESE Themen zu kümmern und diese anzugehen. Es bräuchte rechtschaffene, gute Absichten.
Kritische und bedenkliche Aspekte
9. Welche Risiken birgt die Konzentration solcher Mittel?
Große Macht in den Händen weniger kann zu Missbrauch führen. Kontrollmechanismen sind essenziell, fehlen aber oft.
10. Könnte das Projekt Spannungen verstärken?
Absolut. Die Konkurrenz zwischen den USA, China und Europa könnte eskalieren, wenn KI zur Waffe im geopolitischen Machtkampf wird. Der kalte Krieg reloaded und in exponentiell.
11. Wie werden ethische Fragen behandelt?
Bisher kaum. Das macht das Projekt angreifbar. Das scheint auch niemanden so wirklich zu interessieren, siehe auch die Abschaffung des Faktenschecks. Das ist allen schnuppe, völlig Stargate-Sternschnuppe eben.
12. Welche Kontrollmechanismen gibt es?
Es scheint, dass diese noch entwickelt werden müssen. Ohne globale Zusammenarbeit bleibt die Gefahr von Fehlentwicklungen hoch. Und das MUSS dahinter muss sich noch komplett etablieren.
Europäische Perspektive
17. Was bedeutet das Projekt für Europa?
Es ist schon lange kein Weckruf mehr. Europa hat schon viel zu lange und viel zu oft auf die Schlummer-Taste gedrückt, sich einfach umgedreht und weiter geschlafen. Europa kann es sich nicht leisten, technologisch abgehängt zu werden.
18. Wo muss Europa aufholen?
In der Geschwindigkeit, mit der Projekte gefördert und umgesetzt werden. Bürokratie und Zersplitterung sind Hindernisse.
19. Welche Chancen hat Europa?
Wenn Europa auf seine Stärken – Ethik, Datenschutz, Nachhaltigkeit – setzt, könnte es seine eigene Nische in der KI-Landschaft finden. Und diese von dort aus der Nische heraus holen und zu einem weltweiten Standard machen. KI made in Europe kann sich als ein weltweit angesehenes Qualitätsmerkmal etablieren. Doch über die Europäischen Werte muss sich Europa, das gerade selbst gegen die totale Zersplitterung kämpft, erst mal wieder EINIG werden.
20. Sollten ähnliche Projekte gestartet werden?
Ja, aber mit einem europäischen Ansatz: kollaborativ, nachhaltig und werteorientiert.
Stargate oder Sternschnuppe?
Trumps Stargate-Projekt ist beeindruckend und erschreckend zugleich. Und hat in den Ankündigungen alles, was eine gute, große Show braucht. Es zeigt die Möglichkeiten und Gefahren einer Welt, die immer stärker von Technologie bestimmt wird.
Für Europa ist es eine Herausforderung – aber auch eine Chance, sich neu zu positionieren. Die Frage ist nicht, ob wir diese Reise in die Zukunft antreten, sondern wie wir sie gestalten wollen. Der Schlüssel liegt darin, nicht nur mitzuziehen, oder einfach nur “dagegen” zu sein, sondern eigene, mutige Visionen zu entwickeln. Denn wenn wir eines aus der Geschichte gelernt haben, dann, dass Technologie nie nur Werkzeug ist. Sie ist immer auch Spiegel unserer Werte.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.
Henriette Frädrich als Keynote-Speakerin - z.B. zu den Themen Künstliche Intelligenz, Veränderung, Wandel, Transformation - für Ihre Veranstaltung buchen?
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Resilienz in unsicheren Zeiten: Wie wir innere Stärke entwickeln und Herausforderungen meistern
Die moderne Welt um uns herum ist turbulent, herausfordernd und manchmal einfach nur verdammt anstrengend. Die Unsicherheiten, die damit einhergehen, können uns ganz schön zusetzen. Ob berufliche Krisen, private Herausforderungen oder die kleinen Momente des Alltagschaos – wir alle brauchen eine Zutat, die uns hilft, nicht nur irgendwie da durch zu kommen und “zu überleben”, sondern wirklich gut durch diese Zeiten zu kommen: Und das ist - Resilienz. Resilienz ist mehr als bloßes Durchhaltevermögen. Es ist die Kunst, sich von Rückschlägen zu erholen, stärker zu werden und gleichzeitig flexibel zu bleiben. Sie ist wie ein unsichtbarer Muskel, den wir trainieren können – mit den richtigen Werkzeugen und einem bewussten Blick auf uns selbst.
Die moderne Welt um uns herum ist turbulent, herausfordernd und manchmal einfach nur verdammt anstrengend. Veränderungen passieren schneller, als wir sie verarbeiten können. Die Unsicherheiten, die damit einhergehen, können uns ganz schön zusetzen. Ob berufliche Krisen, private Herausforderungen oder die kleinen Momente des Alltagschaos – wir alle brauchen eine Zutat, die uns hilft, nicht nur irgendwie da durch zu kommen und “zu überleben”, sondern wirklich gut durch diese Zeiten zu kommen: Und das ist - Resilienz.
Resilienz ist mehr als bloßes Durchhaltevermögen. Es ist die Kunst, sich von Rückschlägen zu erholen, stärker zu werden und gleichzeitig flexibel zu bleiben. Sie ist wie ein unsichtbarer Muskel, den wir trainieren können – mit den richtigen Werkzeugen und einem bewussten Blick auf uns selbst.
Was ist Resilienz?
Resilienz ist unsere Fähigkeit, mit Stress, Unsicherheiten und Veränderungen umzugehen, ohne dabei aus der Balance zu geraten - oder völlig durchzudrehen und alle Hoffnung und eigene Gestaltungskraft zu verlieren. Sie ist die innere Kraft, die uns hilft, wieder aufzustehen, wenn das Leben uns umwirft. Dabei geht es nicht darum, unverwundbar zu sein, sondern um die Fähigkeit, sich anzupassen und gestärkt aus Krisen hervorzugehen.
Resilienz bedeutet auch nicht, dass wir immer stark sein oder alles alleine schaffen müssen. Es bedeutet, dass wir lernen, flexibel zu bleiben, uns von Rückschlägen zu erholen und unsere Energie auf das zu fokussieren, was wir beeinflussen können.
Wissenschaftlich gesehen hat Resilienz viel mit unserem Gehirn zu tun. Unser "Cortex" – unsere Zentrale für rationales und souveränes Denken – spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie wir auf Herausforderungen reagieren. Wenn wir verstehen, wie unser Gehirn funktioniert, können wir aktiv daran arbeiten, stressige Situationen bewusster zu meistern.
Resilienz setzt sich aus verschiedenen Säulen oder Faktoren zusammen. Jede dieser einzelnen Säulen können wir trainieren und bewusst anwenden und verstärken. Die Säulen der Resilienz sind:
Optimismus - wir sind grundsätzlich dem Leben gegenüber positiv eingestellt.
Akzeptanz - wir akzeptieren, was ist, stellen uns erwachsen unseren Herausforderungen, Problemen und Krisen.
Lösungsorientierung - wir verharren nicht in Problemen und suhlen uns auch nicht in unseren Dramen.
Bindungen / Netzwerke - wir haben ein Umfeld, Freunde, Familie, mit denen wir uns vertrauensvoll austauschen und denen wir uns anvertrauen können - und die wir auch um Hilfe bitten können.
Selbstfürsorge - wir kümmern uns wohlwollend, liebevoll, verantwortungsvoll und nachsichtig um uns selbst - physisch und psychisch.
Verantwortung übernehmen - wir sind erwachsen und übernehmen Verantwortung für alles, was wir tun, oder auch nicht tun - und schieben niemandem sonst die “Schuld” in Schuhe.
Positive Zukunftsplanung - wir gestalten unsere Zukunft aktiv und haben Lust auf Zukunft.
Liebe - wir lieben und werden geliebt.
Mut & Resilienz
Mut ist der erste Schritt zu Resilienz. Denn Resilienz bedeutet nicht, dass wir keine Herausforderungen haben, sondern dass wir TROTZ dieser Herausforderungen handeln. Und genau das tun wir, wenn wir mutig sind, selbst in kleinen Momenten.
Oft vergessen wir, wie mutig wir eigentlich sind. Und wieviel Kraft in uns steckt. Deshalb hilft es, sich das immer mal wieder vor Augen zu führen. Dabei hilft eine kleine Mini-Übung, die “Mutmachkette”. Denke an das, was du in letzter Zeit getan hast, wofür es Mut gebraucht hat. Es muss nichts Großes sein, manchmal, bzw. ganz oft sogar, liegt Mut in den ganz kleinen Dingen (z.B. „Ich habe eine schwierige E-Mail geschrieben“ oder „Ich habe NEIN gesagt“).
Apropos Mut: „Wenn dich mal der Mut verlässt, gehe einfach alleine weiter!“
Der größte Gegenspieler: STRESS
Was ist eine der größten Herausforderungen für unsere Resilienz? Stress. Stress gehört zum Leben dazu – er ist unvermeidbar und manchmal sogar hilfreich, weil er uns in Bewegung bringt. Aber wenn er uns überwältigt, kann er unsere Resilienz untergraben, uns aus dem Gleichgewicht bringen und uns komplett unsere Energie rauben.
Eine der wichtigsten Säulen der Resilienz ist deshalb Selbstfürsorge – also die große Kunst, achtsam und liebevoll mit uns selbst umzugehen, gerade in stressigen Zeiten. Aber das ist leichter gesagt als getan, oder?
Denn die Frage, die sich stellt, ist: Kann man Stress überhaupt “managen”? Vielleicht nicht immer im klassischen Sinne. Was wir aber tun können, ist, bewusster mit Stress umzugehen. Wir können z.B. lernen, ihn erst mal überhaupt wahr zu nehmen, ihn besser zu verstehen, seinen Einfluss auf Körper und Geist wahrzunehmen und Werkzeuge zu entwickeln, die uns dabei helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen.
Es geht also darum, zu verstehen, was Stress in unserem Körper eigentlich auslöst, heraus zu finden, warum wir uns oft so “getrieben” fühlen, und – das Wichtigste – wie wir uns selbst in solchen Momenten unterstützen können.
Denn Resilienz bedeutet nicht, dass wir keinen Stress haben – sondern dass wir wissen, wie wir gut damit umgehen können.
Deshalb ist es wertvoll, sich gerade in stressigen Momenten mit einem kurzen Stresscheck folgende Fragen zu stellen. Diese Fragen helfen, den Stress und das, was wirklich dahinter steckt, zu identifizieren und damit auch eigene Verantwortung dafür zu übernehmen, Wege aus dem Stress heraus zu finden und sich selbst zu unterstützen.
Was stresst dich aktuell am meisten?
Wie äußert sich das? Wie fühlt sich das an?
Was würde dir helfen, diesen Stress zu reduzieren?
Setz du diese Hilfsmaßnahme um? Wenn nein, warum nicht?
Was brauchst du, um diesen Stress reduzieren zu können? Und was kannst du dafür tun, um das zu bekommen?
Was hilft alles gegen Stress? Atemübungen, Mini-Pausen und Rituale, die uns helfen können, unseren Akku wieder aufzuladen. Mit dem Hund raus gehen. Tanzen. Schlafen. Schokolade. Kuscheln. Knutschen. Ablenkung. Sport. Bewegung. Meditieren. Kochen.
Alles aus der Kategorie “Selbstfürsorge”. Selbstfürsorge ist eine zentrale Säule der Resilienz - kleine Schritte, große Wirkung. Das bedeutet nicht, stundenlang in der Badewanne zu liegen (auch wenn das schön ist), sondern kleine, bewusste Schritte zu gehen, die uns guttun. Atemübungen, Mikro-Pausen oder Achtsamkeitsrituale können im Alltag Wunder wirken.
Es gibt so vieles. Und wir kennen diese Maßnahmen alle. Und wir wissen das alles. Jede:r von uns hat seine/ihre ganz eigene individuelle Stress-Reduktions-Lösung. Die Frage ist nur: Wenden wir sie auch wirklich an? Und wenn nein, warum nicht?
Praktische Strategie für mehr Resilienz
Resilienz ist keine magische Superkraft, sondern etwas, das wir bewusst trainieren können. Neben den schon genannten kleinen Selbstfürsorge-Mikro-Aktionen, finde ich ein Tool bzw. eine Methode besonders hilfreich, um Stress, ja, regelrecht zu managen. Das Tool ist ziemlich simpel. Und wirkt ziemlich gut. Und wir können es JEDERZEIT und ÜBERALL anwenden.
Die "Let Them Theory" von Mel Robbins
Die "Let Them Theory" ist eine unglaublich einfache, aber kraftvolle Methode, um Stress zu reduzieren. Dahinter steckt die amerikanische Autorin und Coachin Mel Robbins, das gleichnamige Buch gibt es hier.
Die Idee: Wenn Menschen oder Situationen uns stressen, können wir uns entscheiden, ihnen keine Macht über unsere Emotionen zu geben. Statt zu versuchen, alles zu kontrollieren, sagen wir einfach: "Let them." Lass sie. Lass die Dinge geschehen, ohne dich daran aufzureiben. Das befreit und schafft Raum für Gelassenheit.
Denn was sind die drei wertvollsten “Dinge”, die wir in unserem Leben haben?
Unsere Zeit.
Unsere Energie.
Unsere Aufmerksamkeit.
Die alles entscheidende Frage ist also immer, und zwar jeden Tag und in jedem Moment:
Wem oder was schenke oder gebe ich meine Zeit, meine Energie, meine Aufmerksamkeit?
Und wer jetzt vielleicht denkt, Moment, mal, Gesundheit ist doch auch wertvoll, ist das nicht das Wertvollste? Ja, das ist schon richtig. Aber unsere Gesundheit hängt absolut und total von dieser einen Frage ab:
Wem oder was schenke oder gebe ich meine Zeit, meine Energie, meine Aufmerksamkeit?
Wählen wir also weise und bewusst. Und die “Let-Them-Theory” hilft dabei. Denn um unsere Zeit, unsere Energie und unsere Aufmerksamkeit bewusst und weise einzusetzen, dafür gibt es einen Ansatz, der überraschend einfach klingt, aber unglaublich kraftvoll sein kann, wenn es um Stress und Resilienz geht: Die ‚Let Them Theory‘ von der amerikanischen Autorin, Coach und Unternehmerin Mel Robbins.
Das Grundprinzip ist simpel: Wenn Menschen oder Situationen etwas tun, das uns stresst, ärgert oder frustriert, können wir uns bewusst entscheiden, ihnen keine Macht über unsere Emotionen zu geben.
Statt gegen Dinge anzukämpfen, die wir nicht kontrollieren können, sagen wir einfach: “Let them.” Lass sie. Lass die Situation passieren. Lass die Person sich so verhalten, wie sie es tut.
Warum hilft das? Weil es uns davon befreit, Energie auf Dinge zu verschwenden, die außerhalb unserer Kontrolle liegen.
Denn Stress entsteht oft, weil wir versuchen, das Unkontrollierbare zu kontrollieren, ob es die Meinungen anderer, die Reaktionen von Kolleg:innen oder äußere Umstände sind.
Wenn wir lernen, diese Dinge loszulassen, schaffen wir Raum für Gelassenheit und Klarheit.
Die “Let Them Theory” ist also nicht nur ein Werkzeug, um Stress zu reduzieren, sondern auch eine echte Resilienz-Strategie. Sie hilft uns, unsere Energie auf das zu fokussieren, was wirklich wichtig ist und was wir beeinflussen können. Und genau das macht uns stärker und stabiler im Umgang mit Herausforderungen aller Art.
Was wir niemals kontrollieren können:
Was ein anderer Mensch
Denkt.
Fühlt.
Sagt oder tut.
Also: GANZ EINFACH - LET THEM. Lass sie. Lass andere denken, was sie denken wollen. Lass andere fühlen, was sie fühlen wollen. Lass andere sagen oder tun, was sie sagen oder tun wollen.
Und bevor jetzt das große “JA, ABER!” kommt: Das LET THEM - also LASS SIE - funkioniert nur, wenn noch eine zweite Komponente angeschlossen wird. Denn natürlich heißt das nicht, dass wir alles Doofe nun um uns herum einfach geschehen lassen.
Denn was noch fehlt ist: LET ME - LASS MICH.
Denn, es gibt nur drei Dinge, die ICH kontrollieren kann:
Was ICH DENKE.
Was ICH als nächstes TUN werde. (Entscheidungen, Handlungsfähigkeit)
Wie ICH meine Gefühle manage. Was ich fühle. Bzw. was ich tun kann, um durch meine blöden Gefühle durchzugehen, sie zu verarbeiten und dafür zu sorgen, dass ich mich besser fühle - und dann besser und souveräner verhalte.
Denn was auch immer im außen passiert, was Stress verursacht - ja, ich kann mich davon immer erst mal befreien und distanzieren und sagen: LET THEM. Lass sie. Ich kann es ja eh nicht kontrollieren.
Aber was ich eben auch tun kann: Ich kann mich entscheiden, wie ICH mit der Situation umgehe. Und ich kann ganz bewusst meinen Fokus, meine Zeit, meine Energie von den anderen abziehen - und auf mich lenken. Damit stärken wir die Resilienz-Säulen “Selbstfürsorge” und “Eigenverantwortung”.
Dazu gibt es auch eine prima Reflektionsübung: Let them, let me!
Schreibe auf einen Zettel eine Situation, die die stresst - immer wieder, in letzter Zeit, was dir spontan in den Sinn kommt (vielleicht auch aus der Stress-Check-Übung von weiter oben). Vielleicht war es jemand, der dich unfair behandelt hat, eine E-Mail, die nicht beantwortet wurde, oder eine Situation, die einfach nicht so lief, wie du es dir gewünscht hast. Mein:e Kollegin kritisiert mich ständig. Die Zugverspätung hat meinen Tag ruiniert. Ich habe Angst, was andere über mich denken.
Auf einen zweiten Zettel schreibe auf und beantworte folgende Fragen:
Was würde passieren, wenn du einfach sagst: “Let them! / Lass sie!”? Was würde das verändern?
Lenke den Fokus nun weg von der Situation und hin auf dich:
Was könntest du (anderes) denken, damit es dir damit besser geht?
Was kannst du tun, damit es dir besser damit geht? (Entscheidungen, Handlungen, Gefühle)
Was machen diese Entscheidungen und Perspektivwechsel mit dir? Wie fühlst du dich?
Und wenn du es ganz dramatisch magst, dann nimm dir nochmal den ersten Zettel vor, zerreisse ihn feierlich, sag dir laut “Let Them! Lass sie!” und schmeiß die Schnipsel weg.
Wie du deiner Resilienz auf die Schliche kommst und selbst aktiv stärken kannst
Der Resilienzbaum
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle resilienter und selbstwirksamer sind, als wir glauben. Und deshalb finde ich es so wichtig, sich das immer mal wieder selbst bewusst (selbstbewusst!) zu machen. Denn schon allein dieses Bewusstsein macht uns stark und stolz - und gibt uns die Sicherheit und die Stabilität - als auch das Vertrauen - dass wir herausfordernde Situationen und Phasen meistern und bewältigen können und werden.
Ins Bewusstsein holen wir Dinge, wenn wir sie sichtbar machen. Warum also nicht einfach mal seinen eigenen Resilienzbaum malen? Was gibt dir Halt? Welche Werte trägst du in dir? Und wohin willst du wachsen? Diese Übung hilft, innere Ressourcen sichtbar zu machen und zu verstärken. Stelle dir Fragen, wie:
Was sind meine stärksten Wurzeln?
Was inspiriert mich?
Was sind meine Werte? Und wie unterstützen mich Wurzeln und Stamm bei meinen Zielen?
Eine wunderbare Metapher für Resilienz ist der Baum. Er trotzt stürmischen Zeiten, verliert vielleicht mal Blätter, wird durch Wind und Wetter geformt. Aber er wächst immer weiter. Er passt sich an seine Umgebung an, schlägt tiefere Wurzeln, wenn die Bedingungen schwieriger werden, und er streckt seine Krone dem Licht entgegen, auch wenn es manchmal nur durch kleine Lücken in den Wolken scheint.
Seine Wurzeln stehen für die Ressourcen, die uns stärken, für alles, was uns ausmacht, unsere Interessen, Talente und Fähigkeiten. Der Stamm repräsentiert unsere Werte, die uns Halt geben. Werte, die uns leiten, WIE wir leben wollen, wie wir handeln, wie wir kommunizieren und wofür wir stehen. Und die Krone symbolisiert unsere Ziele und Visionen - wohin wollen wir eigentlich? Jede:r von uns hat ganz individuelle Stärken, Werte und Ziele, die uns Halt geben – auch in turbulenten Zeiten. Alles, was wir brauchen, tragen wir bereits in uns.
Der persönliche Resilienzbaum kann uns daran erinnern, dass wir genauso stark, flexibel und voller Leben sind. Wir haben die Wurzeln, die uns tragen, den Stamm, der uns Halt gibt, und die Krone, die immer weiterwächst – unabhängig von den äußeren Umständen.
Sich immer mal wieder seinen eigenen Resilienzbaum vorzunehmen und ihn zu betrachten hilft auch bei einem regelmäßigen “CheckInn” und um zu überprüfen: Ist das alles kongruent? Passt das alles überhaupt zusammen? Passen meine Ziele zu meinen Stärken und Ressourcen? Ist das überhaupt im Einklang? Denn manchmal haben wir externe Ziele, die eigentlich gar nicht zu unseren Fähigkeiten und Werten passen. Und dann ist es auch kein Wunder, wenn wir irgendwie nicht von der Stelle kommen, nicht voran kommen, nicht glücklich und permanent unzufrieden und ausgelaugt sind.
Deine Vision: Dein Wunschkonzert
Eine weitere wichtige Resilienzsäule ist die positive Zukunftsplanung. Und auch hierfür gibt es eine schöne Visions-Reflektionsübung. Diese Reflexion hilft, klare Ziele zu setzen und die nächsten konkreten Schritte zu definieren. Denn wünschen und manifestieren allein hilft nicht - du musst natürlich auch in die Gänge kommen und deine PS auf die Straße bringen.
Deine Aufgabe:
Stell dir vor, du reist 12 Monate in die Zukunft. Das Jahr bis dahin war ein voller Erfolg – beruflich, privat und persönlich. Du hast Herausforderungen gemeistert, wichtige Ziele erreicht und fühlst dich zufrieden und erfüllt. Entwickle deine Vision und formuliere klar, wie dein phänomenales und fantastisches Jahr konkret aussieht. Deine Vision ist dein Kompass für die Zukunft. Nutze sie, um dich auf das zu fokussieren, zu konzentrieren und darauf auszurichten, was für dich ganz persönlich wirklich wichtig ist und zählt.
Bei deinem Wunschkonzert helfen diese Fragen:
Wie sieht mein Leben in 12 Monaten aus? (Planen / Wünschen)
Was hat sich für mich beruflich verändert?
(Denke an neue Projekte, Weiterentwicklung, Work-Life-Balance, Netzwerk etc.)Was hat sich in meinem Privatleben verändert?
(Denke an Beziehungen, Hobbys, persönliche Meilensteine etc.)Was macht mich stolz?
(Denke an Herausforderungen, die du gemeistert hast, oder an Dinge, die du gelernt hast.)Welche Energie möchte ich in meinem Alltag spüren?
(Gelassenheit, Kreativität, Freude, Leichtigkeit etc.)
Mein Weg zu dieser Vision? (Handlungen / Umsetzung)
Welche Schritte habe ich unternommen, um diese Vision zu erreichen?
(Denke an neue Gewohnheiten, mutige Entscheidungen, bewusste Grenzen etc.)Was ist ein erster Schritt, den ich morgen gehen kann?
(Kleine, machbare Schritte, die dich sofort in die richtige Richtung bringen.)
Erfolgsmessung
Wie messe ich meinen Erfolg?
(Woran erkennst du, dass du deine Vision erreicht hast? Denke an messbare Ziele, emotionale Zufriedenheit oder konkrete Erfolge.)Was motiviert mich, dranzubleiben?
(Welche Werte, Gedanken oder Menschen geben dir Kraft?)
Dein Wunschkonzert, deine Vision ist wie ein Kompass – sie zeigt dir die Richtung, auch wenn der Weg nicht immer geradlinig ist. Die Schritte dorthin müssen nicht groß sein. Manchmal ist es nur ein Gedanke, eine Entscheidung, eine kleine Veränderung, die große Wirkung hat.
A LETTER FROM LOVE
Zum Abschluss noch eine kleine letzte Reflexion. Wir wissen nun, wie wir aktiv unsere Resilienz stärken, wie wir unsere innere Stärke nutzen können, um Herausforderungen zu meistern, und wie wichtig es ist, uns selbst mit Fürsorge und Geduld zu begegnen.
Elizabeth Gilbert, die Autorin von “Eat Pray Love”, hat eine wunderschöne Praxis, die sie “Letters from Love” nennt. Mehr dazu auch hier. Jeden Tag schreibt sie einen Brief an sich selbst – nicht aus einer kritischen oder fordernden Perspektive, sondern aus der Perspektive der Liebe. Sie fragt sich jeden Tag: „What would love teach or tell me today?“ Und auch ich denke, fühle, glaube, dass die gute, alte LIEBE unsere allergrößte Resilienz-Säule ist.
Einfach mal ausprobieren? Los geht's:
Was würde die Liebe dir jetzt sagen, nach allem, was du bisher gelesen und reflektiert hast?
Deine Aufgabe:
Eine kleine Reflexion zum Abschluss: Du hast dich intensiv mit den Themen Resilienz, Selbstfürsorge und Perspektiven für die Zukunft beschäftigt. Zum Abschluss möchte ich dich einladen, einen ganz besonderen Brief zu schreiben – einen Brief von der Liebe an dich selbst. Dieser Brief ist eine Gelegenheit, dich selbst mit den Augen der Liebe zu sehen. Ohne Kritik, ohne Druck, sondern mit Mitgefühl, Anerkennung und Ermutigung. Was würde die Liebe dir jetzt sagen wollen?
Wenn du möchtest, kannst du diesen Brief immer wieder lesen – besonders an Tagen, an denen du dich an deine Stärke und deine Resilienz erinnern möchtest. Dein Brief ist ein Geschenk an dich selbst – ein kleiner Anker, der dich daran erinnert, wie viel Liebe, Kraft und Potenzial in dir steckt.
Impulsfragen für deinen Brief:
Was würde die Liebe dir über deine Stärke und Resilienz sagen?
(z. B. „Ich sehe, wie du dich immer wieder Herausforderungen stellst und daran wächst.“)Welche Botschaft gibt dir die Liebe mit für die Zukunft?
(z. B. „Vertraue darauf, dass du alles hast, was du brauchst, um deinen Weg zu gehen.“)Was würdest du dir selbst wünschen, wenn du dich mit den Augen der Liebe siehst?
(z. B. „Ich wünsche dir mehr Geduld mit dir selbst und Freude an den kleinen Dingen.“)Welche Erinnerung möchtest du dir für stürmische Zeiten mitgeben?
(z. B. „Auch wenn es schwer wird, erinnere dich daran, wie stark deine Wurzeln sind.“)
Ein paar Gedanken, die dir helfen können:
Sprich dich selbst liebevoll an: „Liebes Ich...“ oder „Liebe [dein Name]…“
Sei ehrlich, aber sanft: Was möchtest du dir wirklich sagen?
Denk daran, dieser Brief ist für dich allein – ein sicherer Ort, an dem alles Platz hat.
Schließe deinen Brief mit einem liebevollen Abschluss ab, z.B.:
„In Liebe, dein Ich“
„Mit Zuneigung und Stolz, deine innere Stimme“
Oder einfach: „Mit Liebe“
Dieser Brief ist eine Erinnerung daran, dass Resilienz und Selbstfürsorge immer bei uns selbst beginnen. Und er erinnert dich daran, dass du die Fähigkeit hast, stürmischen Zeiten mit Stärke, Mut und Klarheit zu begegnen. Bewahre diesen Brief als kleinen Kompass auf – für Tage, an denen du dich selbst daran erinnern möchtest, wie viel Liebe, Kraft, Potenzial und ja, Resilienz, in dir steckt.
Ein Blick nach vorne:
Resilienz als Kompass für die Zukunft
Resilienz ist keine feste Eigenschaft, sondern ein dynamischer Prozess. Sie hilft uns, stürmische Zeiten zu überstehen, uns anzupassen und weiterzuwachsen. Wenn wir lernen, bewusst mit Stress umzugehen, loszulassen, was wir nicht kontrollieren können, und uns auf unsere Stärken zu besinnen, können wir jede Herausforderung meistern.
Egal, was das Leben euch entgegenwirft: Ihr seid stärker, als ihr denkt. Lasst euren Resilienzbaum wachsen, vertraut auf eure Visionen und nehmt euch selbst mit Liebe und Mitgefühl an die Hand. So seid ihr bereit für euer nächstes Level.
Über die Autorin:
Henriette Frädrich ist Keynote-Speakerin, Moderatorin und Storytelling-Profi. Mit Energie, Humor und Tiefgang nimmt sie ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch Themen, die bewegen: von Veränderung und Resilienz über Motivation, Innovation und künstliche Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Leadership.
Ihre Mission? Komplexes einfach machen, Köpfe öffnen und Herzen berühren. Ob auf großen Bühnen oder in interaktiven Workshops – sie kombiniert fundiertes Wissen mit emotionalem Storytelling und schafft so nachhaltige Aha-Momente. Ihre Vorträge sind mitreißende Erlebnisse, die inspirieren und Mut machen, den nächsten Schritt zu gehen.