Lernen von Stephen King und Katherine Mansfield

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Ich habe mich einige Tage bei Threads rumgetrieben, bin da aber schnell wieder raus, aus zig Gründen, war mir auch zu blöde irgendwie, wie da auch alle nur um Aufmerksamkeit buhlen wie auf jeder anderen Plattform auch. Was ich aber wirklich sehr, sehr witzig fand, war, dass ich offensichtlich genau in dem Zeitpunkt dort war, wo Stephen King, ja, the one and only Stephen King, sich gerade mit viel Tamtam bei Twitter verabschiedet hatte und mit genauso viel Tamtam bei Threads loslegte. Und er kommentierte ziemlich wild und ziemlich oft alle möglichen Threads von allen möglichen Leuten zu allen möglichen Themen, mischte sich also mal flott unters Online-Volk. I mean, wie witzig ist das, du bist die Ursula aus Buxtehude und hast was über die Eichhörnchen vor deinem Fenster gepostet, und da wachste eines morgens auf, und Stephen King hat seinen Senf dazu geben. Herrlich. 

Ich habe nie ein Buch von Stephen King gelesen, weil, das übliche „Horror ist nicht so meins“. Dennoch bewundere ich ihn sehr, Ikone halt. Und dann hat mich Stephen King und seine ganze Story doch interessiert, auf Empfehlung von @mariogiordano.de, während des wundervollen Schreibkurses manoscritto im Mai in Italien. Sein „Das Leben und das Schreiben“ ist schon über 20 Jahre alt. Er erzählt darin seine Geschichte und er erzählt darin auch, wie man gute Geschichten schreibt. Seine Geschichte hat mich sehr bewegt und berührt. Er hat sich jahrelang durchgewurschtelt, war arm, hat sich und seine Familie mit lausigsten Jobs über Wasser gehalten. Aber er hat immer geschrieben. Und nie aufgehört. Und immer weiter gemacht. Und against all odds, kam dann der "Erfolg über Nacht", für den er sich zuvor fast zwei Jahrzehnte lang abgerackert hat. Auch seine Lessons in Sachen Storytelling mochte ich sehr. Am Ende ist der Kern: Mann, mach doch einfach. Es gibt nur eine einzige Regel: Schreib um dein Leben. 

Stephen King, bester Mann. 

Und im selben Workshop bekam ich eine weitere Lese-Empfehlung von Simone Buchholz. Jede:r Teilnehmer:in aus dem Kurs bekam von ihr eine individuelle Leseempfehlung. Ich bekam die von Michaela Karl verfasste Biographie über die Autorin Katherine Mansfield mit dem schönen Titel „Ich brauche einen Liebhaber, der mich am Denken hindert“. Simone warnte mich noch vor, das Buch sei speziell, aber, ich soll´s mal lesen. Und puh, das ist so ein ganz spezielles Buch. Ich kannte Katherine May, queen of short stories, vorher nicht. Und das Buch ist dick, jedes Kapitel 30 Seiten lang, engst bedruckt, keine Absätze. Es war anstrengend zu lesen. Und ich habe mich ein wenig durch gequält, ich wusste einfach nicht, ob ich es mag oder nicht. Und dennoch, und das ist das Interessante, kamen auf vielen Seiten Eselsecken oben und unten dazu, weil es Textpassagen und Gedanken gab, die ich grandios fand. Und so sieht dann also ein Buch aus, was ich eigentlich gar nicht mag. Witzig. Vielleicht muss man auch einfach mal sich auf etwas einlassen, was anstrengend ist. 

Und dann fiel mir auf, dass ich vor allem die Protagonistin unglaublich anstrengend fand, eine Autorin, die jahrelang nach Anerkennung giert, sich am Leben und seinen Höhen und Tiefen und der Suche nach Sinn und Bedeutung abstrampelt, oft ist sie überheblich, hält sich für besonders smart, genial und anderen überlegen. Durch und durch unsympathisch und ätzend. Und doch war ich irgendwann in ihrer Story gefangen und dann war da der Lese-point of no return und ich hab´s bis zu Katherines frühem Ende - sie stirbt mit Mitte 30 an Tuberkulose in einer Art Sektenkommune - durchgezogen. Uff. Und die ganze Zeit über möchte man Katherine einfach nur fest in den Arm nehmen, ihr über den Kopf streicheln und ihr sagen, sie solle sich doch einfach mal entspannen. Und dann wusste ich, warum Simone mir das Buch empfohlen hatte. Es war und ist ein Spiegel. Klatsch. Lehnt man nicht bei anderen genau das ab, was man selbst in sich trägt? 

Große Bewunderung habe ich für die Autorin Michaela Karl. Wie kann man sowas bitte alles zusammen recherchieren und zu Papier bringen, in so einem dicken Klopper? Einfach der Wahnsinn. Und absolument Chapeau.

Michaele Karl Katherine Mansfield
Stephen King das Leben und das Schreiben
Michaele Karl Katherine Mansfield

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