9 Dinge, die du als Keynote-Speaker:in auf dem Schirm haben solltest

Speaker:innen-Ausbildungen gibt es seit einigen Jahren wie Sand am Meer. Dort wird man zur Speaker:in gemacht. Und dann? Dann kommt das echte Leben. Und nicht selten die fette Enttäuschung. Denn Speaker:in zu werden ist - eigentlich - wirklich nicht schwer.

Speaker:in zu sein hingegen, und damit regelmäßig, verlässlich und langfristig sein Geld zu verdienen, eine andere Geschichte. Denn es gibt so vieles, was du als Speaker:in auf dem Schirm haben, worum du dich kümmern und womit du klar kommen darfst: Du brauchst eine Mega-Website. Du solltest Zeit und Geld investieren in SEA- und SEO-Maßnahmen. Du solltest wissen, dass klassisches (Weiter-) und Empfehlungsmarketing kaum funktioniert. Du darfst lernen, mit Absagen klar kommen. Du solltest mit Auftrags-Dürre-Phasen und Auftrags-fast-Burnout-Phasen gleichermaßen klar kommen. Und du solltest dich nicht ausschließlich auf Agenturen verlassen.

Um all diese Themen geht es nachfolgend in diesem Artikel mit (m)einem offenen und ehrlichen Blick hinter die Kulissen des Speaker:innen-Alltags.

Speaker:innen-Ausbildungen gibt es seit einigen Jahren wie Sand am Meer. Dort wird man zur Speaker:in gemacht. Man lernt, wie man Vorträge hält, Aufbau, Storytelling, Rhetorik. Man lernt, wie man sich als Speaker:in posititioniert und vermarktet. Fast immer zahlen die Teilnehmer:innen für diese Ausbildungen saftige Gebühren, vierstellig mindestens, nicht selten sogar fünfstellig.

Und dann? Nach der Ausbildung? Dann kommt das echte Leben. Und nicht selten die fette Enttäuschung. Denn Speaker:in zu werden ist - eigentlich - wirklich nicht schwer, keine Rocket Science, wie man heute so schön sagt.

Speaker:in zu sein hingegen, und damit regelmäßig, verlässlich und langfristig sein Geld zu verdienen, eine doch ganz andere Geschichte.

Denn erzählt wird meistens: Auch du schaffst es auf die Bühne! Auch du kannst erfolgreiche:r Speaker:in sein und werden. Auch du kannst die Welt mit deinen Geschichten bewegen und berühren und inspirieren. Und auch du kannst mit jeder Vortragsbuchung vierstellige Honorare verdienen und genießt Fame und Bewunderung!

Nicht falsch verstehen: Ja, das kannst du alles. Na klar. But maybe no one told you it wouldn´t be that easy, I guess. Oder?

Ich spreche und schreibe hier als renommierte Speaker:in mit mehr als 10 Jahren Speaking-Erfahrung. Ich bin mit Leib und Seele, Herz und Leidenschaft Vortragsrednerin, neudeutsch: Keynote-Speakerin. Ich halte inspirierende und unterhaltsame Vorträge zu verschiedenen Themen (Motivation, Kommunikation, Veränderung, KI, Innovation etc) und werde dafür für verschiedenste Events (Kick-Offs, Tagungen, Führungskräftekonferenzen etc) von verschiedensten Firmen (von Konzernen über StartUps bis zum Mittelständler) gebucht.

Ich mache das seit über 10 Jahren. Ich habe zig Vorträge gehalten, war bei zig Firmen, habe zig Referenzen. Mein Vortragsportfolio überarbeite ich regelmäßig, ich passe meine angebotenen Themen und Vorträge regelmäßig an, was ist gerade gefragt, was wird benötigt. Ich arbeite auch an mir, gehe regelmäßig zu einem Coach, mit dem ich an meinem Auftreten, meiner Performance, meinen Themen, meiner Stimme arbeite. Permanente Weiterentwickung, stetiges Lernen. Es gibt zig Fotos und Videos von meinen Autritten, alles abrufbar auf meiner Website und im Internet.

 

 

Der Beruf des Speakers, der Speakerin, ist für mich ein absoluter Traumberuf. Hier kann ich meine Talente, meinen Background, meine Stärken und Interessen alle wunderbar unter einen Hut bringen: Gründerin und Unternehmerin, Redakteurin und Journalistin, Autorin - und ja, auch Bühnenmensch. Es macht mir Spaß, mich in neue Themen einzuarbeiten, mich immer wieder mit verschiedenen Themen zu beschäftigen und diese nicht nur spannend, überraschend, inspirierend und unterhaltsam zu Papier, sondern eben auch auf die Bühne zu bringen. Umso schöner ist es dann, wenn es mir mit einem Vortrag gelingt, mit der einen oder anderen Idee Menschen wirklich zu bewegen und zu berühren. Und mit (m)einem Vortrag das Zünglein an der Waage zu sein, dass im Nachgang bei den Teilnehmer:innen etwas positives passiert, sich entwickelt, transformiert, verändert.

Und na klar ist dieser Job unglaublich abwechslungsreich. Keine Anfrage, kein Publikum, kein Event, keine Location, keine Aufgabe gleicht der anderen. Oft trete ich in tollen Wow-Locations an interessanten und schönen Orten auf. Das ist auch das Aufregende an dem Job. Es ist immer „neu“. Es gibt so gut wie keine Routine, weil mit jeder Anfrage einfach alles anders ist. Für eine schnell gelangweilte und Adventure-Seeking Scanner-Persönlichkeit wie mich ideal.

Yes, I really love my job. Was man aber auch wissen - und entsprechend aushalten und damit klar kommen - muss, wenn man diesen Job, vor allem als Fulltime-Geldverdien-Job machen möchte: Die Buchungen fliegen einem nicht zu. Sie sind hart erarbeitet.

 

 

9 Dinge, die du als Keynote-Speaker:in auf dem Schirm haben solltest

(Teil 1 - more to follow soon)

1. Du musst dich kümmern.

Du musst dich kümmern. Intensivst. Selbst. Mit viel Geld. Mit viel Zeit. Mit viel Energie. Permanent. Und immer. Da kommt nichts von alleine zu dir geflogen. Wirklich absolut rein gar nichts.


2. Du brauchst eine aussagekräftige Website

Du brauchst eine aussagekräftige, moderne, coole Website mit Fotos, Videos, Referenzen, Updates, Infos zu dir und deinen Vorträgen. Vielleicht auch mehrsprachig. Und du darfst das alles immer wieder überarbeiten und aktualisieren. Ich bastele z.B. permanent an meiner Website herum.


3. SEO, oh SEO

Du solltest SEO betreiben. z.B. deine Website so gestalten, dass sie gut in den unendlichen Weiten des Internets gefunden werden kann. Wie das geht, dazu gibt es zig Artikel Online, Bücher, Videos etc. Darfst du alles selbst ausprobieren, testen, umsetzen, immer wieder anpassen.

Du kannst z.B. Blogbeiträge zu relevanten Themen schreiben. Was „relevante Themen“ sind, verändert sich permanent. Und das darfst du für dich und deine Vortrags-Themen herausfinden. Und ist leider auch nie vorhersehbar. Und dafür gibt es leider auch kein Geheimrezept.

Also: Einfach machen. Hau raus. Aber du musst halt machen, und dran bleiben und weitermachen. Immer. Regelmäßig guten Content zu liefern stärkt nicht nur deine Positionierung als Expert:in und Speaker:in, sondern unterstützt dich auch bei deiner Initiative „Sichtbarkeit“.

Und ja, du kannst KI als Hilfe und Ergänzung dazu benutzen. Aber rein KI-generierte Texte (verlockend…) langweilen, sind austauschbar, redundant, komisch zu lesen und enthalten keine - und schon gar nicht deine - Seele.


4. Was ist dein USP?

Was ist dein USP? Denn du musst wissen: Es gibt mittlerweile so, so, so, so, so, also wirklich sehr, sehr, sehr viele Speaker:innen. Wie trittst du hier überhaupt in diesem riesigen Angebotsmeer an Speaker:innen in Erscheinung? Wie findet man dich da? Wie fällst du dort überhaupt auf? Und wie überzeugst du potentielle Kund:innen, dich anzufragen? Und schließlich auch zu buchen?


5. Lohnen sich Speaker:innen-Agenturen?

Ja, du kannst bei Speaking-Agenturen anfragen, ob sie dich aufnehmen. Sie können prima Partner:innen und Ergänzungen sein. Aber der Erwartungs-Zahn sei hier schon mal gezogen: Wenn du das Glück hast, dass dich eine Agentur spannend und passend für ihr Speaker:innen-Portfolio findet und finally aufnimmt: Erwarte keine Wunder. Und schon gar nicht, dass die Agentur dich jeden Monat mit zig Jobs versorgt. Wenn über eine Agentur pro Jahr vielleicht eine Handvoll Aufträge vermittelt werden, ist das schon viel.

By the way: Renommierte und anständige Agenturen verlangen dafür übrigens lediglich ihre Provision bei erfolgreicher Vermittlung. Agenturen, die erst einmal eine, meist sehr teure, Jahres-Gebühr von dir dafür wollen, dass du überhaupt bei ihen gelistet wirst - Finger weg! You never get a return on investment there und ja, man könnte es Abzocke nennen.

Dir darf auch bewusst sein: In einer Agentur wirst du mit mehreren „konkurrierenden“ Speaker:innen den Kund:innen angeboten. Und natürlich fragt der/die Kund:in parallel auch noch andere Agenturen an und/oder fragt Speaker:innen auch direkt an. Also bist du wirklich ein Glückspilz, wenn du dann den Zuschlag bekommst. Gleichzeitig vergrößert eine Agentur aber natürlich auch deine Angebotsreichweite, und bietet dich Kund:innen an, die dich sonst vielleicht gar nicht auf dem Schirm gehabt hätten.

6. Es geht nicht ohne: Google Ads

Nach meiner Erfahrung: Nimm Geld in die Hand und bezahle für Google Ads, soganntes SEA. Schalte Google-Anzeigen. Ebenfalls nach meiner Erfahrung: Das kann und sollte dann durchaus ein vierstelliger Betrag pro Monat sein, sonst passiert da nämlich: Rein gar nüschte.

Warum solltest du hier Zeit und Geld investieren? Ganz logisch: Die meisten Suchen nach Speaker:innen starten in Google. Die potentiellen Kund:innen suchen nach einem „Motivationsvortrag“ oder einem „Speaker new work“ oder nach einem „Vortrag künstliche Intelligenz“ usw.

Mit einer Anzeige in Google sorgst du also dafür, dass deine Anzeige in dem Moment bei deinen potentiellen Kund:innen erscheint, wenn sie gerade genau den akuten Bedarf haben und akut suchen.

So weit, so gut, so klar, so einfach. Und gleichzeitig ein Job für sich. Denn mit “einfach mal ne Anzeige schalten” ist es leider nicht getan. Denn dann darfst du deine Google Ads monitoren und permanent bearbeiten. Du solltest dich mehrmals die Woche damit beschäftigen, deine Anzeigen immer wieder anpassen, Keywords anpassen. Denn ja, Google ist auch nicht perfekt und schaltet deine Anzeigen auch zu sinnlosen Keywords und Suchanfragen. Und das musst du rigoros monitoren und filtern, sonst verplemperst du dein wertvolles Ads-Budget und du ziehst Menschen auf deine Seite, quasi in „deinen Laden“, die sich zwar vielleicht umgucken aber gar kein Interesse daran haben, dich als Speaker:in anzufragen oder zu buchen. Oder es kommen Klicks aus Aserbeidschan, dem Iran, aus Marokko oder Costa Rica. Ui, aufregend. Aber mit 100%iger Sicherheit kommt von dort keine Anfrage für dich. Also solche IP-Adressen sperren.

Jeden Tag aufs neue schmeiße ich zum Beispiel Keywords raus, bei denen Google entscheidet, meine Anzeigen zu schalten, wie z.B. (weil Keyword „Keynote Speaker”) bei der Suchanfrage „Herman Scherer“ (Wer nach Herman Scherer googelt, will bestimmt nicht mich als Speaker:in buchen). Oder „Wie motiviere ich mich selbst?“ (Weil Keyword „Motivationsvortrag“) - jemand, der diese Frage stellt, stellt sie allgemein, plant aber sicher gerade kein Event, für das er/sie eine:n Keynote-Speaker:in sucht. Oder „Wie hält man einen guten Vortrag“ (weil Keyword „Vortrag buchen“) - auch Menschen, die diese Fragen haben, planen derzeit mit Sicherheit kein Event und möchten auch keine:n Vortragsrednerin buchen.

Und na klar, habe ich mit allerlei Einstellungen bei Googles Keywords schon experimentiert: Weitgehend passend, genau passend, passende Wortgruppe - jede Einstellung hat ihre Vor- und Nachteile und keine davon ist „die eine“ perfekte Lösung.

Und ja, du ärgerst dich auch über Google, jeden Tag aufs Neue, weil auch dieses System und sein Algorithmus sich permant verändert und kaum zu durchblicken ist.

Und was ist mit Google-SEA-Agenturen?

Du kannst das auch alles outsourcen und an eine SEA-Agentur geben, die für dich deine Kampagnen schaltet und verwaltet. Habe ich auch schon versucht, jedoch waren meine Erfahrungen und Ergebnisse leider negativ und enttäuschend. Mit Sicherheit gibt es hier auch Agenturen, die das richtig gut drauf haben, ich hatte wohl einfach Pech.

Denn natürlich habe ich mir die Frage gestellt, ob SEA-Profis und Expert:innen aus den Google-Kampagnen eventuell noch mehr raus holen können als ich, die sich da über die Jahre selbst rein - und durchgewurschtelt hat.

Aber als ich dafür einen mittleren vierstelligen Betrag ausgegeben hatte und die Traffic- als auch Anfrage- und damit Buchungsergebnisse rapide gesunken waren, habe ich hier schnell wieder die Reißleine ziehen müssen. Trotz intensiver Briefings hatte die Agentur keinerlei Gespür für den Job, den ich mache, noch für den Markt.

Learning: Immerhin weiß ich jetzt, dass ich das mit den GoogleAds selbst ganz gut mache und manage.


8. Strategische Akquise, strategisches Empfehlungsmarketing und Wiederholungs-buchungen funktionieren nicht

Bei jeder „normalen“ Dienstleistung oder jedem „normalen“ Produktverkauf gibt es neben anderen Marketingkanälen auch diese drei ganz klassischen Marketingkanäle: Strategische (Kalt)Akquise, strategisches Empfehlungsmarketing, strategische Ausrichtung auf Wiederholungskäufe.

Diese Möglichkeiten bestehen bei Speaker:innen nicht. Zumindest aus meiner zehnjährigen Erfahrung heraus. But why not?

Let´s have a look at Kaltakquise:

Kaltakquise kann man versuchen, aber es ist, wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Und vergebene Liebesmüh. Denn nach meiner jahrelangen Erfahrung weiß ich: Es gibt „den einen Kunden“, die spezifische Zielgruppe einfach nicht. Ich kann meine Zielgruppe nicht segmentieren und bestimmen und dann gezielt mit Akquise-Maßnahmen ansprechen. Warum nicht? Weil jede, wirklich jede, Anfrage komplett unterschiedlich ist und von komplett unterschiedlichen Menschen mit komplett unterschiedlichen Rollen und Funktionen kommt.

Mal bekomme ich eine Anfrage von einer Event-Agentur, die ein Event für ein Unternehmen organisiert. Mal bekomme ich eine Anfrage von der Assistenz einer Geschäftsleitung eines mittelständischen Unternehmens. Mal von einem Ingenieur bei Siemens, der einen Führungskräfte-Workshop veranstalten will. Mal von der Event-Managerin eines Hotels. Mal vom HR- und Recruitung-Manager eines StartUps.

Die Anfragen sind total unterschiedlich. Speaker:innen werden für die unterschiedlichsten Anlässe angefragt. Oft sind es auch ganz kurzfristige Anlässe, wo den Organisator:innen eines firmeninternen Kommunikations-Workshops spontan einfällt, sie könnten doch auch eine:n externe:n Referent:in dazu buchen. Mal ist es ein großes Firmen-Jubiläums-Event, welches ein Jahr im Voraus geplant wird. Mal der Sales-KickOff. Mal die Führungskräftetagung. Mal ein Kund:innen-Event.

Heißt, man kann sich gar nicht vornehmen, einfach z.B. mal alle Firmen in der eigenen Stadt zu kontaktieren -à la „Hallöchen, ich bin Speakerin, wer bei Ihnen ist denn für die Organisation von Events zuständig, kann ich den/die bitte mal konktaktieren und mich vorstellen, weil vielleicht brauchen Sie ja mal eine Keynote-Speakerin?“ Funktioniert nicht. Weil einfach in den seltensten Fällen alle in einer Firma wissen, wer eigentlich Events organisiert, es selten wirkliche Abteilungen dafür gibt, und jedes Event meistens von anderen Mitarbeiter:innen organisiert und geplant wird. Mal kümmert sich die Marketing-Abteilung drum, mal der Sales, mal die Entwicklungsabteilung, mal HR. Und meistens wissen die Leute noch nicht mal, dass sie eventuell in einem halben Jahr die Aufgabe bekommen, eine Weihnachtsfeier organisieren zu müssen.

Und wie ist es mit Empfehlungsmarketing?

Ähnlich verhält es sich beim Empfehlungsmarketing. Ja, ich habe schon einige Buchungsanfragen und auch finale Buchungen bekommen, die kamen von Personen, die mich schon mal bei einem Event gesehen und erlebt haben. Oder die die Empfehlung für mich von einem Kollegen oder einer Kollegin bekommen haben, die mich ebenfalls schon mal irgendwo erlebt oder auch ein Youtube-Video von mir gesehen haben.

Aber hier nach einer erfolgreichen Buchung und einem erfolgreichen Auftritt aktiv nach Empfehlungen zu fragen, macht auch hier wenig Sinn. Denn, siehe oben, Kaltakquise. Liebe Frau XY aus der HR-Abteilung, wer in ihrem Unternehmen veranstaltet denn noch Events? Oder wer aus ihrem Bekanntenkreis? Könnte ich hier bitte die Kontaktdaten haben und mich vorstellen? In den meisten Fällen wird die Antwort sein: Ähm, keine Ahnung. Denn die meisten wissen es wirklich nicht, weil die Orga von Events wirklich diffus ist und in jedem Unternehmen immer wieder völlig verschieden.

Und auf Wiederholungsbuchungen setzen?

Ein Auftritt war richtig mega gut, der Kunde, die Kundin super happy und zufrieden, du hast tolles Feedback, alle waren begeistert und du hast die Bude und die Bühne so richtig gerockt? Geil! Unbezahlbar und herzlichen Glückwunsch. Die Idee liegt daher nahe, dem Kunden, der Kundin im Follow-Up dann vorzuschlagen, „Mensch, das lief doch so gut mit uns, wenn Sie das nächste Mal wieder ein Event planen, buchen Sie mich doch einfach noch mal! Gern auch mit einem anderen Vortrag zu einem anderen Thema!“ Die Antwort wird dann sein: Ja klar, gerne.

Aber eine Wiederholungsbuchung wird in den seltensten Fällen kommen. Warum nicht? So ein Event ist meistens eine einmalige Angelegenheit. Und das nächste Event wird vielleicht von jemandem ganz anderen aus der Firma organisiert, siehe weiter oben. Und sollte die selbe Person aus der selben Firma doch nochmal ein Event planen, ist die Ausrichtiung meistens eine ganz andere. Man hat ein völlig anderes Programm, eine ganz andere Agenda, andere Themen. Und natürlich will man Abwechslung. Die Speaker:innen-Welt ist so bunt, riesig und vielfältig, na logo bucht man dann beim nächsten Event eine:n andere:n Speaker:in. Anderes Gesicht, andere Personality, anderes Thema. Selbst wenn man ein anderes Thema anbietet, denn die meisten Speaker:innen bieten natürlich verschiedene Vortragsthemen an, ist die Chance, vom selben Unternehmen nochmal gebucht zu werden, leider sehr gering.


8. Du musst mit sehr vielen „Nein-leider-doch-nichts“ klar kommen – und mit extrem volatilen Anfrage- und Buchungsmengen

Let´s talk about Absagen. Let´s face it: Absagen und „Neins“ gehören zum Speaker:innen-Alltag dazu.

Juhu, wieder eine Anfrage! Allein eine Anfrage ist schon mal ein Grund zum Feiern. Weil, siehe all die Punkte oben. Du hast es geschafft, dass jemand auf deine Website und damit „in deinen Laden“ gekommen ist, du hast es geschafft, in dem Speaker:innen-Dschungel hervor zu stechen und du hast mit deinem Auftritt neugierig gemacht und überzeugt: So sehr, dass der/die potentielle Kund:in dir eine Anfrage schickt. Juhu! Allein das ist schon mal etwas, wofür du dir, siehe all die Gründe oben, wirklich schon mal stolz auf die Schulter klopfen kannst.

Und dann ist da diese Anfrage, dann machst du dir Gedanken, dann tauschst du dich mit dem/der Interessent:in aus, dann bereitest du dein individuelles Angebot vor, machst dir Gedanken zum Honorar (siehe nächster Punkt), checkst schon mal die potentielle Reise-Logistik usw. Auch das ist Aufwand und kostet Hirnschmalz und Zeit. Dann verschickst du dein Angebot. Fingers crossed.

Und dann? Tja, auch hier läuft alles bei jeder, wirklich jeden Anfrage, komplett unterschiedlich.

Da gibt es Anfragen an dich, die völlig begeistert von dir sind, die dich laut Anfrage unbedingt buchen wollen und du denkst, geil, den Job haste schon mal safe im Sack. Und dann kommt, Wochen später, irgendwann ein Zweizeiler mit einer kurz angebundenen Absage, sorry, leider anderweitig entschieden. Dedümm.

Manchmal ist es aber auch komplett anders rum. Eine eher sachliche und reservierte Anfrage, kaum Austausch, Angebot verschickt, und zack, eine Stunde später die verbindliche Buchungszusage. So kann es auch gehen.

Meistens jedoch dauern diese Entscheidungen eine Weile. Denn logo, die Kund:innen fragen immer mehrere Speaker:innen an, checken, ob die Speaker:innen zum Event und zur Firma passen und natürlich sind auch Honorarforderungen und vorhandenes Budget immer entscheidend und spielen eine Rolle.

Manchmal höre ich wochenlang nach Anfrage und Angebotsabgabe nichts mehr von den Interessent:innen. Wenn man Glück hat, bekommt man zumindest noch eine freundliche Absage (nicht selten hört man auch gar nichts mehr) - und auch hier sind die Gründe extrem vielfältig und nie vorhersehbar: Event verschoben, für eine:n anderen Speaker:in entschieden, Budget und Honorar passen nicht, man hat die Ausrichtung des Events ganz anders geplant, man hat sich generell gegen eine:n externe:n Referent:in entschieden usw. Ich antworte dann immer nett und freundlich und wünsche für das Event viel Erfolg und Spaß. Und dann macht man eben weiter.

Und logo, bin ja auch nur ein Mensch, erzeugt jede Absage ein kleines fieses „Autsch“. Aber an dieses Autsch habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Es gehört halt zu diesem Job dazu, it´s part of the game.

Die Gründe für die Absagen sind völlig unterschiedlich. Und ich „gräme“ mich da mittlerweile auch nicht mehr. Zumindest versuche ich es. Ich versuche auch nicht, aus den Absage-Gründen Strategien zu entwickeln, um weniger Absagen zu bekommen. Kannste eh nicht steuern, kannste eh nicht kontrollieren. Da, wo es matcht, matcht es. Da wo es passt, passt es. Und da wo es nicht passt, passt es halt nicht. Die haben sich halt für einen anderen tollen Redner entschieden. Die haben sich halt komplett gegen eine externe Referentin entschieden. Das Budget reicht halt leider nicht für das aufgerufene Honorar. Oder jemand aus dem Entscheidungskreis findet mich auch schlicht und ergreifend einfach doof. Soll ja auch vorkommen.

Was auch dazu gehört, ist damit klar zu kommen, dass die Anfragen und Buchungen absolut volatil sind und nie vorhersehbar oder planbar.

Ich habe Wochen und Monate, da rappelt es im Gebälk. Regelmäßig schöne Anfragen, mehrere pro Tag, und daraus resultieren dann auch schöne Buchungen. Und dann, dann ist es aber auch mal wochenlang still. Es passiert so gut wie gar nichts. Kaum Anfragen, kaum Buchungen. In diesen Phasen frage ich mich natürlich jedes Mal: Hm, woran kann das jetzt liegen? Allgemeine Wirtschaftslage? Passen gerade meine Themen sind? Darf ich an meinem Webauftritt noch etwas verbessern? Und dann irgendwann ist die Dürre aber auch vorbei und es geht wieder gut weiter.

Und dann gibt es Monate, wo sich die Buchungen regelrecht knubbeln, ich von einem Auftritt zum anderen reise. Und so gleichen sich dann die High-Phasen mit den Low-Phasen - auch einkommenstechnisch - aus.

Was ich sagen will: Das echte Speaker:innen-Leben ist … kind of … extrem. Und das sollte man handeln und aushalten können - und vor allem, und das ist vielleicht die größte Herausforderung - braucht man Vertrauen. In sich selbst. Seine Expertise. Seine Leistung. Sein Angebot. Und darin: Wird schon wieder, wenn es mal mau läuft. Natürlich nicht mit Däumchen-Drehen, sondern kontinierlichem Anpassen an aktuelle Geschehnisse, Zeitgeist usw.


9. Let´s talk about money: Das Speaker:innen-Honorar und das Kund:innen-Budget

Die Sache mit dem Budget und dem Honorar. Viele potentielle Kund:innen habe eine Vorstellung davon, welche Honorare professionelle Speaker:innen aufrufen. Da liegen wir im mittlereren vierstelligen Bereich - je renommierter und bekannter, desto mehr geht es nach oben. Einige Infos zur Zusammensetzung dieser Speaker:innen-Honorare habe ich auch hier zusammengefasst. Viele Kund:innen buchen auch nicht zum ersten Mal eine:n Speaker:in. Und viele Kund:innen wissen auch um Leistung und (Mehr)Wert eines guten Keynote-Speakers, einer guten Keynote-Speakerin.

Andere Interessent:innen jedoch haben keinerlei Vorstellung davon und bekommen dann beim Angebot erst mal Schnappatmung, weil sie ganz andere Vorstellungen hatten. Andere haben auch einfach ein sehr begrenztes Budget, was eben auch völlig normal ist.

Wie und ob man dann hier doch zusammen kommt, wenn Budget und Honorar zu weit auseinander driften, ist immer individuell und von Fall zu Fall verschieden - und kann natürlich auch immer verhandelt werden. Aber auch das muss jede:r für sich heraus finden, wie sehr er/sie auf seiner/ihrer Gage besteht, wie kompromissbereit man ist usw.

Vorherhsehbar und abschätzbar ist das aber auch das so gut wie nie. Da knappst der internationale Großkonzern rum, von dem man dachte, er kann in Sachen Budget aus dem Vollen schöpfen und da zuckt der Mittelständler beim Angebot mit keiner Wimper und nimmt es direkt an. You really never know.

Es gibt noch so viele weitere Dinge und Themen, die das „echte Speaker:innen“ ausmachen und prägen:

  • Wie bereite ich mich auf einen Vortrag richtig vor? Inhaltlich, aber auch “energetisch”, physisch, mental?

  • Wie sieht überhaupt ein guter Vortrag aus?

  • Wie gehe ich damit um, wenn es mal irgendwie nicht so richtig zündet beim Publikum?

  • Wie gehe ich mit nicht so gutem Feedback um?

  • Wie manage ich meine Energie - gerade auch mit Reisestress - um auf den Punkt „da“ zu sein auf der Bühne und konzentriert und fokussiert und gut drauf und cool und gelassen?

  • Welchen Einfluss hat die Location auf meine Performance (believe me, einen riesigen!)?

  • Was ziehe ich an und warum es einen Unterschied macht, welche Schuhe du anziehst

  • Und und und.

Auch diese Fragen und Themen werde ich betrachten, in weiteren Artikeln mit “insights aus dem secret life of a public speaker”.

Wichtig noch: Alle meine Schilderungen sind meine ganz individuellen und subjektiven Erfahrungen. Nichts davon hat Allgemeingültigkeit. Vielleicht machen andere Speaker:innen ganz andere Erfahrungen.


MEHR BLOGARTIKEL