Schreiben

Warum viele „Spiegel-Bestseller“ für mich keinen Wert (mehr) haben

Warum viele „Spiegel-Bestseller“ für mich keinen Wert (mehr) haben

Über Autorinnenfrust. Doping auf dem Buchmarkt. How to hack the Spiegel-Bestseller-Liste. Und den (naiven) Wunsch, eine Balance zu schaffen zwischen Kunst, Idealismus und Business.

Jeder, der schreibt, jede, die das mit dem Autorinnen-Dasein wirklich ernst meint, träumt davon, einmal auf der Spiegel-Bestseller-Liste zu stehen. Ein Platz auf dieser Liste ist (oder war - dazu später mehr) wie einen Oscar zu bekommen, ein Ritterschlag. Und so wie jeder Fußballer einmal die Champions-League gewinnen oder mit seinem Land Weltmeister werden will, so wie jede Wissenschaftlerin vom Nobelpreis träumt, so wie jede Sportlerin einmal Olympia-Gold holen will, so will jede:r Autor:in wenigstens einmal diesen begehrten roten Aufkleber auf seinem/ihrem Buch kleben haben. Dieser Aufkleber, der sich wie ein Diamantumhang ums Ego gehüllt anfühlt. Oder anfühlen muss. Ich weiß es ja nicht, denn ich hatte noch nie die Ehre.

Und wenn es nur dafür war ...

Und wenn es nur dafür war ...

Ich habe vor fast 10 Jahren mal einen Roman geschrieben. Eine coole, witzige Protagonistin macht einen Roadtrip allein durch Kalifornien. In einem Truck. Mit einem Plüsch-Mignon als Beifahrer. Und sie erlebt dabei so allerhand Cooles und Skurriles. 

Ich fand das Ding richtig gut. Und als ich das dann Verlagen angeboten hatte, hagelte es noch nicht mal Absagen. Es hagelte … NICHTS. Einzig ein Verlag gab mir als Feedback, dass die Story langweilig sei, die Protagonistin würde ja gar keine Probleme und Hindernisse und Herausforderungen haben, sondern sich einfach nur eine geile Zeit machen. Und das sei keine gute Geschichte, da fehlte die Entwicklung und Wandlung etc. Ja, aus klassischer Storytelling-Sicht verstehe ich das heute auch. Aber damals dachte ich: Häh, was ist denn bitte daran so schlimm, dass sich jemand einfach eine geile Zeit macht? Ich will sowas lesen. Ich will auch einfach mal kein Drama. Hat mein Leben genug. Geht´s nicht auch einfach mal ohne Drama?