2021

Shifting Baselines und Frösche im heißen Wasser

Eine beunruhigende Entwicklung: Es scheint, als verlören immer mehr Menschen den Glauben an das Gute und den Glauben, daran, dass es sich lohnt, sich mit guten Absichten für das Gute einzusetzen. Aber wie konnte es soweit kommen?

Es gibt diese Geschichte vom Frosch im heißen Wasser. Würde man einen Frosch in heißes Wasser schmeißen, würde er sofort wieder vor Schreck und Autsch heraus springen. Würde man den Frosch allerdings in kaltes Wasser setzen und das Wasser dann langsam erhitzen bis es unerträglich und gefährlich heiß wird, so würde der Frosch im Wasser hocken bleiben - und, je heißer das Wasser, sterben. Ob die Geschichte stimmt, weiß ich nicht. Ich habe sie nicht geprüft. Es ist eine Geschichte aus dem Internet, die zu verschiedenen Thematiken als Metapher heran gezogen wird. Bei Geschichten aus dem Internet darf man per se immer erst mal skeptisch sein.

Gute Absichten, gute Handlungen, bessere Welt

I have a dream: Ich möchte in einer Welt leben, in der Menschen und Unternehmen mit guten Absichten handeln. Ich möchte in einer Welt leben, in der Unternehmen mit guten Absichten ihre Produkte verkaufen und Dienstleistungen anbieten. Dienstleistungen und Produkte, die niemandem schaden, weder Mensch noch Tier noch Natur.

Ich möchte in einer Welt leben, in denen Vertrauen, gute Absichten und gute Taten das Maß aller Dinge sind und die alles entscheidenden, unantastbaren Werte. Ich möchte mir sicher sein dürfen, dass ich darauf vertrauen kann, dass alle es gut miteinander meinen. Ich wünsche mir, dass gute Absichten für Menschen und Unternehmen in allem, was sie tun, der Standard sind. Die Norm. Die Normalität. Die Realität. Unser Alltag. Ich finde das ziemlich erstrebenswert. Und verdammt sexy.  Aber ist das naiv? Ist das zu viel verlangt? Ist das utopisch? Lachhaft? Lächerlich? Dumm? Ich frage zurück: Warum?

Be a superspreader!

Was haben Nutella, Erdnussbutter, ein nerviges C-Virus, das rote und blaue Star-Wars-Schwert gemeinsam? Nun, eine ganze Menge! Werden wir zu Superspreadern und verteilen wir die guten Viren in der Welt und vor allem in unserem direkten Umfeld. Denn Viren sind ansteckend. Das, mit dem wir andere „anstecken“, wird weitergetragen. Ja, der Begriff „Superspreader“ hat ein Image-Problem. Niemand will ein Superspreader sein. Niemand will sich in der Nähe eines Superspreaders aufhalten. Und jetzt komme ich und sage, hey, lasst uns alle Superspreader sein?! Oh yes. Denn es liegt an uns, den Virus anders zu beladen.

Nach etwas Recherche stellte ich nämlich fest: Viren sind gar nicht per se böse oder schlecht. Im Gegenteil. Wir brauchen Viren, um das ganze biologische Ökosystem in Balance zu halten. Fragt man den renommierten Virologen Christian Drosten dazu, so sagt er in einem Interview dazu:

Über die Magie des Alleinseins

Jeder Mensch braucht andere Menschen um sich herum. Aber jeder Mensch braucht auch dringend das Alleinsein. Letzteres wird komischerweise immer noch als ein seltsames Ding betrachtet. Jeder, der gern allein ist, wird komisch beäugt. Wie, du bist lieber allein zu Hause als raus Downtown zu gehen und Party zu machen? Da kann was nicht stimmen. Die Gesellschaft befeuert extrovertiertes Verhalten. Und stellt Introvertiertheit in Frage. 

Ich zum Beispiel bin beides. Ich habe Extro-Phasen. Mag Jubel, Trubel, Heiterkeit. Verabredungen. Musik. Gespräche. Bin selbst auf Bühnen unterwegs. Aber nach drei Stunden Party und vier Gläsern Wein oder einer Stunde Update-Quatschen mit einer Freundin und Kaffee Latte literweise reicht es mir dann. Dann bin ich „alle“, im wahrsten Sinne des Wortes. Dann will und muss ich zurück in mein Schneckenhaus und bin froh, nicht mehr reden zu müssen. Und überhaupt einfach nichts mehr zu müssen.

Worte, Schweigen, Handeln

Muss und soll man ständig verbal auf Ungerechtigkeiten und Missstände hinweisen? Immer mit dem Finger auf alles zeigen, was nicht fair, nicht gerecht, nicht politisch korrekt, nicht korrekt gegendert, nicht gleichmäßig verteilt und so weiter ist? Sich dauerempören, dauerechauffieren, dauermoralisieren? Gleichberechtigung. Rassismus. Klimaschutz. Fake-News. Corona-Leugner. Kindererziehung. Job und Karriere. Bildungssystem. Der Zustand der Welt. Obdachlosigkeit. Gewalt. Kriminalität. Dummheit. Die Beschwerdeminenfelder sind unendliche Weiten.

Wäre es aber nicht viel wirkungsvoller, einfach die Klappe zu halten, die Ärmel hochzukrempeln, und statt die Welt mit Worten, Beschwerden, Statistiken und Grafiken zu fluten, die Welt mit Taten zu verbessern? Statt laut zu krakeelen, im Stillen arbeiten.

Warum WENIGER jetzt MEHR ist

Gehen wir mal runter vom Gas. Fragen wir uns: Welche EINE SACHE schaffe ich heute? Und genau die gehen wir an. Jeden Tag. Und schon in ein paar Wochen werden wir sehen, was wir mit dieser "ONE THING ONLY"-Methode am Ende doch alles geschafft haben. Mit viel weniger Stress, Frust und Ärger.

Ich nehme den Druck aus allem raus. Ja, ich habe eine endlose Liste an Dingen, die ich zu tun habe. Und ich habe so viel Lust auf jedes einzelne meiner Projekte und jede einzelne Aufgabe. Am liebsten will ich alles sofort und gleichzeitig machen. Ich will Vollgas geben. Aber ich merke auch, immer mehr: Eins nach dem anderen. Alles braucht seine Zeit. Und alles braucht Energie. Und genau damit muss ich haushalten. Niemandem ist geholfen, wenn ich meinen Tag zuknalle und am Abend schiele, völlig erschöpft und hysterisch bin.