Henriette Frädrich

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Integrität ist Wahrheit und Klarheit übereinander gestapelt

Let´s talk about Integrität. Gehört und gelesen habe ich das Wort schon zig Male in verschiedenen Kontexten. Ich habe es oft unachtsam überlesen, überhört oder benutzt. Integrität ist, dass man sich halt irgendwie korrekt verhält. Vor allem moralisch, ethisch und politisch korrekt. Dachte ich bisher. 

Bis ich im Podcast „The Tim Ferriss Show“ die Folge (Episode 430) mit Bestseller-Autorin Elizabeth Gilbert hörte. Dort beschreibt die Autorin von u.a. „Eat, pray, love“ wie sie sich selbst regelmäßig einer „Integritätskur“ unterzieht: 30 Tage lang nur integre Dinge sagen und tun. Klingt easy? Nope. Es stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf und sie jeden Tag vor neue, extreme Herausforderungen. Denn was heißt „Integrität“ nun eigentlich wirklich? Integrität hat nichts mit Moral und Ethik zu tun. Sondern ist die Übereinstimmung zwischen den eigenen Idealen, Werten, Überzeugungen und der tatsächlichen Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten und führen. Vereinfacht gesagt ist Integrität die Ja-Antwort auf die Frage: „Do you practice, what you preach?“. Aber dafür müssen wir natürlich auch erst mal wissen: Was sind denn unsere Werte und Ideale? Wer und wie wollen wir sein? Und wie vertreten wir das in unserem Leben?

Integrität ist Wahrheit und Klarheit übereinander gestapelt. Integrität sorgt dafür, dass wir in unserer Mitte und kongruent sind mit dem, was wir wirklich fühlen, spüren, wollen, denken – und dem, was wir tun. Integer zu handeln und zu leben hat also auch ganz viel damit zu tun, NEIN zu sagen. Nein zu den Erwartungen anderer Menschen, nein zu den Erwartungen einer Gesellschaft, nein zu von anderen gelebten Konzepten, die vielleicht nicht meine sind.


Wann immer wir uns so diffus doof oder komisch fühlen oder so einen undefinierbaren Widerstand in uns spüren, ist das ein klares Zeichen für Nicht-Integrität. Hier liegen unseren jeweiligen Schablonen aus unseren Werten und Idealen nicht passgenau über unserem echten Leben. 

Integrität findet im Kleinen genauso wie im Großen statt. Ist dieser Job wirklich das, was ich will? Ist diese Beziehung wirklich das, was ich will? Will ich am Wochenende wirklich XYZ beim Umzug helfen, oder mache ich das nur aus Pflichtgefühl? Ich will kein Fleisch mehr essen, aber hey, heute Abend in der Runde im Restaurant, ausnahmsweise mal ein Steak geht doch noch, oder? Der Kollege bittet mich um einen Gefallen, ihm bei seinem Projekt zu helfen, aber ich habe wirklich keine Zeit und keine Lust – aber ich sage ihm meine Hilfe trotzdem zu.


Nicht-Integrität erzeugt einen innerlichen schleichenden Prozess von permanenter Unzufriedenheit und passiver Aggressivität. Ich will nicht, aber ich mach´s halt. Nicht integer zu handeln und zu leben erscheint einfacher und bequemer. Dabei erzeugen wir durch die Vermeidung äußerer Konflikte innere Konflikte. Mehr und mehr. Bis wir uns irgendwann fragen, warum wir eigentlich so unglücklich und unzufrieden sind. 

Und in genau dem Moment, wo wir diese Unzufriedenheit spüren und wahrnehmen, ist es an der Zeit, unser Leben und tägliches Tun zum Integritäts-TÜV zu schicken. Erlauben wir uns die Weiterfahrt? Würden wir uns selbst die TÜV-Plakette verleihen? 


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