Was macht einen guten Vortrag oder eine gute Rede aus?
Eine der grössten Ängste des Menschen ist es, vor Publikum zu sprechen. Nichts minimiert Angst so sehr wie Aktion. Also, Action bitte! Aber was macht einen guten, coolen Vortrag aus? Und wie umschiffen wir die typischen Fallen?
Wenn es um Vorträge, Reden oder Präsentationen geht, sind wir doch alle schon mal in die Falle getappt. Da sitzt man ahnungslos in einem stickigen Konferenzraum, während ein Vortragender mit der Begeisterung eines Buchhalters über Excel-Tabellen referiert. Die Minuten schleichen dahin wie eine Schnecke auf Valium. Doch halt, es gibt Hoffnung. Und Lösungen.
Selbstvertrauen. Logo. Aber nicht zu viel.
Um einen guten Vortrag zu halten, braucht es natürlich eine gehörige Portion Selbstvertrauen. Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Löwe im Dschungel der Vortragenden. Doch Vorsicht, nicht übertreiben! Es besteht ein schmaler Grat zwischen Selbstvertrauen und Größenwahn. Denken Sie daran, dass Sie nicht der Messias des Vortrags sind. Das Publikum möchte zwar inspiriert werden, aber nicht in eine Sekte eintreten. Also, lassen Sie Ihren Ego-Trip lieber zuhause und konzentrieren Sie sich auf den Inhalt.
Die richtige Balance
Ein guter Vortrag sollte weder zu langweilig noch zu aufgeregt sein. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Café und warten auf Ihren Cappuccino. Plötzlich fängt jemand an, Ihnen einen stundenlangen Vortrag über die Geschichte des Kaffees zu halten. Das ist sicherlich informativ, aber auch etwas ermüdend. Genauso wenig erfreulich ist es, wenn der Vortragende wie ein aufgescheuchtes Huhn auf der Bühne herumhüpft und wild gestikuliert (ähm, ertappt! Das ist war auch mein “Markenzeichen” - und ich arbeite daran, dass das Huhn im Stall bleibt …) Hektische Vortragende stressen das Publikum, auch unbewusst. Es ist einfach unangenehm, dabei zuzugucken. Ein guter Vortrag sollte daher die goldene Mitte zwischen Langeweile und Hektik finden.
Die Story, Baby, die Story!
Ein guter Vortrag zeichnet sich auch durch eine mitreißende Geschichte aus. Ja, das berühmte Storytelling. Vergessen Sie trockene Fakten und langweilige Theorien. Menschen lieben Geschichten! Erzählen Sie ihnen von Ihren persönlichen Erfahrungen, Ihren Triumphen und Niederlagen. Aber Achtung: Wählen Sie Ihre Geschichten weise! Niemand will von Ihren Haustieren oder Ihrem letzten Urlaub hören, es sei denn, Ihre Katze hat einen Nobelpreis gewonnen oder Sie haben den Mount Everest mit Flip-Flops erklommen.
Fun, Fun, Fun! Aber …
Ein gut platziertes Lachen kann Wunder bewirken und das Publikum auflockern. Aber Vorsicht! Nicht jeder Witz ist für jede Situation geeignet. Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer Konferenz über Datenanalyse und der Vortragende eröffnet mit einem flotten Witz über Statistiken. Die Reaktion des Publikums? Stille. Totenstille. Die Moral von der Geschicht': Humor ist Geschmackssache und sollte mit Bedacht eingesetzt werden.
Humor ist der heilige Gral eines guten Vortrags. Aber Vorsicht, Humor ist eine gefährliche Waffe. Was für den einen komisch ist, kann für den anderen ein Schlag ins Gesicht sein. Vermeiden Sie daher politisch unkorrekte Witze oder solche, die nur von Menschen mit einem IQ jenseits der 150 verstanden werden.
Oder, und das habe ich erst kürzlich erlebt: Ich war mit meinem 11jährigen Sohn bei einem Event eines bekannten deutschen Gedächtnistrainers, der einen ganzen Tag lang den Kids (und Eltern) beibringen sollte, wie Lernen Spaß macht. Der Speaker war und ist Vollprofi, steht regelmäßig auf großen Bühnen, vor Unternehmen und Organisationen. Bei unserem Event waren ca. die Hälfte der Teilnehmer:innen Kinder und Schüler:innen zwischen 11 und 17 Jahren. Und was macht der Brain-Experte? Er haut ständig Witze und Sprüche zum Thema Sex und Erotik raus. Auch wenn ich mich nicht als prüde oder spießig bezeichnen würde und auch mein Sohn durchaus aufgeklärt ist, fanden wir beide diese ständigen schmuddeligen Anspielungen nervig, unangemessen und unangebracht. Vor allem im Rahmen dieser Veranstaltung, wo es auch um eine Revolution des Bildungssystems gehen sollte. Meine Vermutung: Der Speaker hatte entweder eine Midlife-Crisis oder er spulte sein Programm und seine Gags, welche er normalerweise vor Erwachsenen abspielt (und da vielleicht genauso unnötig sind?), gedankenlos einfach ab. Oder beides.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt also in der Kunst des subtilen Humors. Streuen Sie ein paar liebevoll platzierte Wortspiele ein oder nehmen Sie sich selbst auf die Schippe. Aber bitte keine Witze auf Kosten Ihrer Kolleg:innen oder Chefs, es sei denn, Sie sind mutig genug, Ihren Job zu riskieren.
Moderne, coole Präsentation
Ein guter Vortrag sollte außerdem visuell beeindrucken oder zumindest ansprechend sein. Niemand möchte stundenlang auf eine Folie starren, die aussieht wie eine PowerPoint-Präsentation aus den 90ern. Verabschieden Sie sich von den Zeiten der Cliparts und animierten Übergänge. Investieren Sie lieber etwas Zeit in ein schickes Design und einprägsame Bilder. Denn mal ehrlich, wer träumt nicht von einem Vortrag, der aussieht wie ein Kunstwerk und nicht wie ein Überbleibsel aus der Ära der Dinosaurier? Schluss mit den langweiligen Präsentationen in 50 Shades of Gray! Nutzen Sie die Möglichkeiten der modernen Technik und zaubern Sie atemberaubende Grafiken und Bilder auf die Leinwand. Aber Vorsicht, liebe Leserinnen und Leser, eine Präsentation ist kein Bilderbuch für Kleinkinder. Überladen Sie Ihre Folien nicht mit unnötigem Schnickschnack. Es geht nicht darum, das Publikum mit visuellen Effekten zu blenden, sondern es mit interessanten Informationen zu faszinieren. Denken Sie daran: Weniger ist manchmal mehr.
Interaktion
Ein guter Vortrag lebt auch von der Interaktion mit dem Publikum. Vergessen Sie die monologische Redewendung und suchen Sie den Dialog. Fragen Sie nach Meinungen, lassen Sie die Zuhörer aktiv mitmachen. Aber Vorsicht vor zu viel Interaktion, denn dann könnte es schnell chaotisch werden. Denken Sie daran, dass Sie der Kapitän des Vortragsschiffs sind und das Publikum Ihre Passagiere. Und keiner möchte von einem überambitionierten Kapitän über Bord geworfen werden.
Perfektion? Och Nö!
Zu guter Letzt möchte ich Ihnen einen Tipp mit auf den Weg geben: Vergessen Sie Perfektion! Denn Perfektion schafft Aggression. Kein Vortrag ist jemals perfekt. Es wird immer kleine Fehler, Versprecher oder technische Pannen geben. Sehen Sie diese Patzer als charmante Unvollkommenheiten, die Ihren Vortrag menschlich machen. Das Publikum wird es Ihnen danken, wenn Sie authentisch sind und nicht wie ein Roboter vor ihnen stehen.
Und jetzt: Los!
Also, legen Sie los und erobern Sie die Bühnen dieser Welt mit Ihrem Charisma, Ihrer mitreißenden Geschichte und einer Prise Humor. Denken Sie daran, die goldene Mitte zu finden, Ihren Humor gezielt einzusetzen, visuell zu begeistern und das Publikum einzubeziehen. Und wer weiß, vielleicht erwartet uns in der Zukunft eine Welt voller mitreißender Präsentationen, in der jeder Vortrag zu einem wahren Highlight wird.Und falls Sie dabei scheitern sollten, machen Sie sich keine Sorgen. Beim nächsten Mal klappt´s bestimmt besser! Weitermachen, Dranbleiben. Und, ganz wichtig: Spaß haben dabei.