Über den magischen Moment kurz nach dem Aufwachen
Es gibt da diesen ganz besonderen, magischen Raum am Morgen, kurz nach dem Aufwachen. Es ist nur ein minikleiner Raum, ein mikrofeiner Moment. Man wacht auf, die Augen nehmen wahr, was um einen drumherum ist. Aber das Hirn ist noch nicht hochgefahren und noch off. Und in genau in dem Moment, in dem die Augen nur sehen, der Atem nur atmet, die Ohren nur hören, die Nase nur riecht, die Haut nur spürt – genau da ist der Moment und der Raum des Einfach-nur-Seins. Stille. Nur sein. Nichts. Ausser das, was gerade ist. Keine Gedanken. Keine Probleme. Keine Bewertungen. Keine Erwartungen. Keine Schmerzen. Keine Ich-Muss-nochs. Kein Bedauern. Kein Leiden. Einfach nur pures Sein und pure Freiheit.
Und dann, fährt mit großem Wuuuuusch die Maschine hoch. ES rattert. ES denkt. ES dreht sich. Alles. Und die ganze Maschinerie aus Gedanken und Gefühlen und hü und hott und hin und her und ja und nein und argh und uuh und Krach und Lärm rattert den ganzen Tag in einem, laut und schrill und permanent und gnadenlos. Sogar bis in den Traum hinein und durch die Nacht hindurch.
Bis der magische Moment am frühen Morgen wieder kommt. Und thanks God, er kommt, immer wieder. Und nein, man kann ihn nicht festhalten. In dem Moment, wo man sagt, halt, stop, bleib, wird die Maschine angeschmissen.
Vor langer Zeit habe ich in einer Meditations-App mal den Satz gehört: „Don´t search for the pain. Just enjoy the silence.“ Und ganz oft ist es ja genau das. Wir suchen regelrecht nach Problemen, anstatt einfach mal die Stille zu genießen.
Oder wie es Glennon Doyle in ihrem Podcast „We can do hard things“ (Episode vom 01.03.2023) so treffend formulierte: „Don´t create your own chaos just to have something to fix. Silence and calm is a gift, a complete thing. It´s not the absence of something, it´s not that something is missing, e.g. drama, chaos, suffering. When we’re used to chaos, suffering and drama, silence and calm feels boring - and we think we need to „fix“ it and thus create chaos.“