The real 10 year challenge
„Ich bin ja jetzt in dem Alter, in dem alle um mich herum heiraten und Kinder kriegen. Sich setteln und so. Ankommen halt“, sagte neulich eine Endzwanzigerin auf einer Party zu mir. Ich so: „Hm“. Und dachte still: Ach Schätzelein. Und ich bin einer Phase, in der alle um mich herum, einschließlich mir, all das, von dem sie noch vor 10 Jahren dachten, dass es the real shit sei, hinterfragen. Und teilweise auch alles, was in 10 Jahren aufgebaut wurde, wieder einreißen. Oder zumindest umbauen. Und wenn sie nicht den Mut dazu haben, eben dicke Masken aufsetzen.
Welcome to the REAL 10 year challenge. So viel mehr als nur zu zeigen, wie wenig man gealtert und wie wunderschön und knackig man doch immer noch ist. Im Zeitalter von Facetune und Photoshop sowieso ein Witz. Alles Fassade. Aber was steckt dahinter? Sich nicht zu verändern, ist das schlimmste, was du dir antun kannst.
10 Jahre. Ein Quantenpups im universellen Gesamtzusammenhang. In meinem kleinen Leben eine ganze Ewigkeit. Eine Fingerschnipp-Ewigkeit.
Tod. Auf einmal sterben liebe Menschen einfach so und aus dem Nichts. Und es sind deine Freunde. Nicht die Omas und Opas, die nach einem langen Leben dann auch einfach mal sterben dürfen. Nein, es sind deine Freunde. Pi mal Daumen deine Altersklasse. Fuck.
Trennungen. Neuanfänge. Türen, die sich schließen. Türen, die aufgehen. Menschen gehen lassen. Andere in dein Leben lassen. Unverhofft.
Heiraten. Trennen. Auf einmal nach „Scheidung“ googeln. Ein Weltbild, das sich neu formen darf. Herausforderung, Verzweiflung, verdrängen, Zerrissenheit, Angst. Der Verstand, der JA, das Herz, das lauter NEIN ruft. Auf die Herz-Karte setzen. Und dann ein Haus, das du mit jemanden anderen aufgebaut hast, zum Einstürzen bringen. In den dunklen Wald reingehen. Schmerz. Tränen. Aushalten. Wachsen. Trauer. Auch das irgendwie hinkriegen. Und sich fragen, warum Lebenswege, die sich, aus welchen Gründen auch immer, trennen, noch immer so ein Aufreger-Thema sind. Hallo Helene, Hallo Florian.
Dich dabei erwischen, wie du über Freunde denkst, die du lange nicht gesehen hast „Der sieht aber alt aus. Und heiligs Blechle, ist der fett geworden!“. An der Uni vorbei joggen, Studentenscharen, sich irgendwie noch wie eine von ihnen fühlen. Obwohl dein Studium fast 20 Jahre her ist.
Masken tragen. Sich verstecken. So tun als ob. Masken ablegen. Sich zeigen. All in. Und mehr denn je gewinnen. Menschen, die auch ihre Masken ablegen und sich zeigen, wenn du es tust. Vorgehen lohnt sich.
Dinge, die sich verändern dürfen. Anfang. Ende. Weitermachen. Anders machen.
Ich hab´ ein Kind bekommen. Dass ich diese Chose im Kreißsaal gemeistert habe, darauf blicke ich, nach all den Jahren, immer noch fassungslos zurück. Ich hab´n Kind gekriegt, wie krass ist das denn?! Mir kann keiner was, ich bin Superwoman.
Mama sein. Und damit immer noch hadern. Für einen kleinen Jungen der Fixstern seines Lebens sein. „Mami, wenn du stirbst, sterbe ich auch.“ Für jemanden alles zu sein, ist schön. Aber auch erdrückend und beängstigend.
Die Ärztin, die auf einmal was von Hormon-Umstellung erzählt und damit das Unaussprechliche nicht ausspricht: Schätzelein, welcome to the Club of the Frauen, die „Brigitte Woman“ lesen. Brigitte Woman – für die Frau ab 40. Titelthemen: „Wenn Ehemänner Rentner werden“. „Schwere Beine? So werden die Gefäße wieder fit“. „Sex und Wechseljahre - so verändert sich die Lust“. Noch Fragen? Juhu. That´s so me. Not.
Und überhaupt: Das kann doch nicht sein! Mit 30 biste noch jung. Und mit 40 auf einmal alt. Dieser, per ungeschriebenem Gesetz ausgeübte Druck, alles, was wir in unserem Leben geregelt bekommen wollen, genau in diesen 10 Jahren auf die Kette kriegen zu müssen. Eigentumswohnung, Karriere, Hochzeit, Kind, Hund. Und dann?
Wenn ich davon ausgehe, dass ich mal 100 werde, dann bin ich mit diesem Weltbild 30% meines Lebens jung und 70% alt. WTF?!
Und in 10 Jahren würde mich das bisher vorherrschende gesellschaftliche Weltbild gerne in diese Schubladen packen: www.lebensfreunde.de - Freunde für Freizeit ab 50. Yeah, Mann. Oder www.50plus-treff.de. Oder www.forum-für-senioren.de - das Lifestyle-Portal 50plus. Oder www.feierabend.de - Das Netzwerk für Senioren, hier trifft sich die Altersgruppe 50plus zum Kennenlernen, Chatten und diskutiert über das Leben im Alter.
Ich möchte weinen. Einfach nur weinen. Richtig. Feierabend. Schicht im Schacht. Ey, ich fang doch dann erst mit dem Feiern an!
Noch habe ich eine 3 davor.. Aber die Zahl mit der 4 baumelt bedrohlich über mir. Schon vor Jahren zu realisieren, dass deine Freunde auf einmal alle ihren Runden mit der 4 feiern. Mitleid empfinden. Scheiße, der etwa auch schon? Verdrängen, dass es einen selbst irgendwann erwischen wird. Und dieses irgendwann in Siebenmeilenstiefeln mit Tempo 180 ungebremst auf mich zurast. Es führt kein Weg dran vorbei: Wenn es soweit ist, Vegas, Baby.
Trauer um Menschen. Trauer um Hunde.
Alternde Eltern und deren Ängste und Sorgen. Sich dem zu stellen.
Ein Körper, der sich verändert. Ein Gesicht, das sich verändert. Damit hadern. Von wegen Body-Positivity und in Würde altern. Scheiße ist das doch alles. Richtig scheiße.
Ein Herz, das andere Dinge will. Oder endlich die richtigen. Aufmachen statt dichtmachen. Und auf einmal passieren sie, die magischen Dinge. Bewegende Begegnungen. Erlebnisse. Abenteuer.
Nichts mehr müssen. Aber alles wollen. Für mich soll’s rote Rosen regnen.
Vermeintliche Tabus brechen. Experimentieren. Sich ausprobieren. Ausleben. Grenzen überschreiten. Neue Grenzen setzen. Weltbilder verschieben. Sich was trauen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Barfuß oder Lackschuh, alles oder nichts.
Weltmüde. An der Welt verzweifeln. Keinen Bock mehr haben. Egal. Alles egal. Scheiß Welt. Warum? Wozu? Weshalb? Wieso? Und dann doch: Staunen. Stehen bleiben. Genießen. Be-Wundern. Keine Antworten mehr brauchen. Nichts mehr suchen. Einfach halt DA sein. Und enjoy the ride.
Betäuben. Ablenken. Flüchten. Lügen. Hinschauen. Stehenbleiben. Aushalten. Immer wieder alles übern Haufen schmeißen. Sich doof finden. Sich super finden. Sich finden. Kämpfen. Loslassen. Vertrauen. Sich reinstürzen. Herz auf. Los Leben, komm.
Eine Firma gegründet. Eine Firma aufgebaut. Eine Firma begraben. Euphorie. Freude. Mut. Risiko. Glaube. Hoffnung. Frust. Wut. Kämpfen. Enttäuschung. Verzweiflung. Akzeptieren. Loslassen. Weitermachen.
Auf falsche Pferde setzen. Und die richtigen Pferde unverhofft antraben lassen.
Jahrelang Rum-Eiern und es nach außen aussehen lassen, als wäre alles voll super. Innen Leere. Frust. Ich muss, ich will. Ziele und so. Erfolg! Aber was ist das? Dinge tun, von denen man denkt, es muss so. Dinge tun, because of the money, but not for the heart. Aber ich muss doch. Herzlos sich in irgendwelche Projekte stürzen. Sich abkämpfen für ein bißchen Anerkennung, bißchen Erfolg, bißchen Geld. Zerren, ziehen. Alles so sehr wollen, nichts bekommen. Aber ich will doch! Bis Seele und Herz dir den Stinkefinger zeigen und dich fragen: Echt jetzt?! Die Reißleine ziehen. Alles abholzen, was nicht erfüllt und glücklich macht, was keine Freude bringt. Freiheit. Wahrheit.
Alles umkrempeln.
Und in dem Moment, in dem du los lässt, schwimmen. Vertrauen. Glauben. Und auf einmal kommt alles von ganz allein. The real good stuff.
NEIN sagen. Ein NEIN, ohne sich schlecht dabei zu fühlen. Ein NEIN ohne Rumgeschwurbel. Einfach ein klares „Nein“. If it´s not a hell yes, it´s a no.
JA sagen.
David Hasselhoff.
Achterbahn.
Mehr innen. Weniger außen.
Weniger haben. Mehr sein.
Sich von innen selbst befüllen. Aus vielen Shows aussteigen. Durchschauen. Durchbrechen. Ausbrechen. Gesellschaftsspiele nicht mitspielen.
Ankommen? Nö. Unterwegs sein. Mit Knight Rider. Permanent und immer. Einfach Unterwegs nach Nirgendwo .
The real 10 year challenge: „Geh und folg deiner Sehnsucht. Deine Seele ist deswegen hier.“ Und dann in 10 Jahren schauen, wohin dich die Sehnsucht geführt hat.
Weitermachen
Die fantastischen Vier feat. Damion
Hier ist ein Lied, falls du unten bist
Und die Hoffnung in dir fast verschwunden ist
Falls du am Boden zerstört nach oben gehörst
Verloren, verhöhnt, Gefühle hast, die echt verboten gehören
Verbohrt und verstört, schon gar nicht mehr spürst was da ist
Und dich fragst warum dir das nicht auch noch scheiß egal ist
Die Wahrheit ist, es brodelt in dir
Ein tosendes Meer, das ohne Unterlass dich runter nur ins Bodenlose führt
Nicht ohne ist ja schon das bloße Gefühl
Das große Ziel wär eh schon verspielt
Hat man sein Leben lang daneben gezielt
Und alle reden sie viel, doch alle sagen sie nichts
Und alle sehen sie weg, denn sie ertragen es nicht
Nicht alle werden hier alt, doch alle gehen wir hier drauf
Und deshalb bitt' ich dich, gibt dir 'n Tritt und steh auf
Und geh raus, und geh ab, denn wer außer dir hat
Schon hier draußen die Kraft, die du brauchst, du erschaffst
Ja du baust dieses Haus, doch verstaust unterm Dach
Auch die tausenden Tonnen Ballast, die du hast
Und das Maß, es ist voll wie ein Glas, in das fast nichts mehr passt
Und dein Kopf ist so voll, dass er platzt
Ja du hast es ein paar Mal fast schon geschafft
Hätt' nicht im letzten Augenblick noch Irgendeiner gesagt:
Geh und folg deiner Sehnsucht (yeah)
Deine Seele ist deswegen hier
Im Strom dieser Zeit
Der Wellengang formt jeden Stein
So vollkommen
Im Vertrauen gesagt, ich war auch mal am Arsch
Ja ich glaub', ich war schon tausendmal da
Und auch das tausendste Mal war noch hart
Doch es gab auch die Aussicht
Auf alles was dich noch erwartet, falls du nicht aufgibst
Auch wenn's nicht so aussieht, du wirst hier gebraucht
Ich würd' wetten du alleine schaffst es ohne uns auch nicht
Also nimm' sich nicht raus, sich aufgeben bringt's auch nicht
Du kannst nicht überleben, was dich innerlich auffrisst
Es beißt und es schmerzt und zerreißt dir dein Herz
Und wer weiß, ob der Preis den Schmerz wert ist
Doch es heißt auch zuletzt bist du hier, bist du jetzt
Der Beweis, dass du hier nicht verkehrt bist
Egal wie lange die Nacht war, es wird wieder Tag
Und auch wenn du lange schwach warst, du wirst wieder stark
Hat dann ein anderer kaum Kraft und gerade versagt
Dann sag ihm bitte genau das, was ich dir grade sag'
Geh und folg deiner Sehnsucht
Deine Seele ist deswegen hier
Und bist du am Boden, dann mach' ich dir Mut
Denn denen da oben gehst auch nicht so gut
Ja, diese Berg- und Talfahrt ist endlos
Leb' dein Leben in Demut, denn nur so erkennst du
Jedes Mal wenn es weh tut, dann lernst, dann lernst du dazu
Egal wie lange die Nacht war, es wird wieder Tag
Und auch wenn du lange schwach warst, du wirst wieder stark
Hat dann ein anderer kaum Kraft und gerade versagt
Dann sag ihm bitte genau das, was ich dir grade sag'
Geh und folg deiner Sehnsucht
Deine Seele ist deswegen hier
Im Strom dieser Zeit
Der Wellengang formt jeden Stein (yeah)
Darum geh und folg deiner Sehnsucht
Deine Seele ist deswegen hier
Im Strom dieser Zeit
Der Wellengang formt jeden Stein
So vollkommen